Zwei Schüler aus dem Vest siegen bei Wettbewerb der Siemens-Stiftung
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Recklinghausen. Nächste Woche schreiben Tobias Pickert und Marc Strohmann ihre erste Abi-Klausur: Mathematik. Doch die beiden Freunde sind entspannt: Sie haben das Finale des Schülerwettbewerbs der Siemens-Stiftung gewonnen und werden dafür mit 20 000 Euro für Studienzwecke belohnt.
Die erste Fete haben sie mit Eltern und Freunden schon gefeiert. Weitere dürften nach dem Abi folgen. Zumal sie die Ergebnisse ihres Projekts zum Patent angemeldet haben. Derzeit steckt es in der Prüfungsphase. „Es kann gut sein, dass sich Firmen dafür interessieren“, sagt Volker Simon. Der 59-jährige Chemie-Lehrer hat das findige Duo betreut.
Ein Jahr lang haben Tobias Pickert aus Herten, Schüler am Petrinum, und der Recklinghäuser Marc Strohmann vom Marie-Curie-Gymnasium an ihrem Projekt gearbeitet. „Wie viele Stunden es genau waren, wissen wir gar nicht“, sagt Pickert. „Aber als Arbeit haben wir das gar nicht empfunden, eher als ein Hobby.“
Phosphat aus Urin gewinnen
Wobei das Thema gleichermaßen pfiffig wie tiefgründig ist: „Umweltfreundliche Nutzung von Urin zur ressourcenschonenden Gewinnung von Phosphatdünger.“ Schwerer Stoff. Und dennoch nah am Leben. Denn letztlich geht es um das Thema Ernährung der Weltbevölkerung.
Die Lagerstätten von Phosphat, das zu 90 Prozent für die Produktion von Düngemittel benötigt wird, sind in etwa 100 Jahren erschöpft. Und anders als etwa Erdöl sei der Rohstoff durch nichts zu ersetzen; verschwinde aber auch nicht durch seine Nutzung. „Unsere Idee besteht darin, dass Phosphat aus Abwasser oder vorher aus Urin zu trennen“, so Tobias Pickert. Dazu haben er und sein Mitschüler ein Verfahren entwickelt, das sie gerne auch im großen Stil testen wollen. Kontakte zu Fußballvereinen haben sie schon aufgenommen. Außerdem läuft eine Anfrage, die beim Oktoberfest 2013 in München in den Dixi-Klos gesammelten Urinmengen filtern zu dürfen.
Tobias Pickert: „Es wäre toll, wenn irgendwann einmal Anlagen gebauten würden, die auf unserem Verfahren basieren.“ Spätestens, wenn die Phosphat-Reserven zu Neige gehen oder der Preis des Rohstoffs rapide steigt, könnte das Wirklichkeit werden.
Prämie gibt es bei der Uni-Einschreibung
Der Siegerpreis in Höhe von 20 000 Euro geht zu gleichen Teilen an die Nachwuchswissenschaftler und wird ausgezahlt, sobald sie an einer Uni eingeschrieben sind. Absehbar ist, dass Tobias Pickert und Marc Strohmann auch in Zukunft in Sachen Chemie gemeinsam die Köpfe zusammen stecken. Sie wollen an der RWTH Aachen Chemie studieren. Der Numerus Clausus von 2,2 dürfte für sie dabei kein Problem sein.
Dabei sind die Jungs alles andere als verquaste Wissenschaftler und stehen voll im Leben. „Natürlich lernen wir auch fürs Abitur“, sagt Tobias Pickert. „Am besten gemeinsam mit Freunden.“ Und überhaupt interessieren sie sich nicht nur für Chemie.
Beide spielen Instrumente, gehörten bislang dem Chor ihrer jeweiligen Schule an und leiteten gemeinsam eine Schach-AG für Schüler. Zwei kluge Köpfe eben.
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