Herne. .

Unter der transparenten Plastikbox eines schwedischen Möbelunternehmens reihen sich grüne Pflanzen. Ganz so, wie in einem echten Wintergarten. Es sind die klassischen Setzlinge, die sich wohl auf vielen Fensterbänken deutscher Schulklassen finden.

Mitgebracht haben sie die Teilnehmer der Umwelt-AG der Realschule Sodingen.„Meine Schüler werden heute selbst vom Lehrling zum Gesellen und schließlich zum Meister“, erzählt AG-Leiterin Claudia Konopka, Lehrerin für Biologie, Physik und Chemie. Die 24 Fünft- bis Achtklässler, die sich seit Januar mit dem Thema Energie sparen beschäftigt haben, treten im „Studio“ des Umspannwerks Recklinghausen an, ihr Wissen in einem Workshop weiterzugeben. Und zwar ganz praktisch: Mit ihren Gästen, der Klasse 4a der Recklinghäuser Grundschule Im Reitwinkel, bauen die Schüler in Gruppen Mini-Energiehäuser nach. Der transparente Wintergarten ist nämlich nur ein Anbau.

Ein Anbau an ein aus einem Umzugskarton bestehenden Haus, das die Kinder beider Schulen mit Energiesparkomponenten aufrüsten: einer guten Wärme-Isolierung in Form von Styropor, einer Solarleuchte zur Stromerzeugung und sparsamer LED-Beleuchtung, einem schwarzen Schlauch zur Wassererwärmung und einem Windrad, das eigentlich ein handelsübliches Gartenaccessoire ist. Das Prinzip: Die Älteren erklären den Nutzen der Komponenten, sind quasi die Bauleiter, die Grundschüler setzen das Gelernte, also als Bauarbeiter, um. „Schüler lernen etwas von Schülern. Das ist der pädagogische Anspruch hinter dem Pilotprojekt“, erklärt Sabine Oetzel. Die gelernte Archäologin ist die Leiterin des Museums „Strom und Leben“ im Umspannwerk. Gemeinsam mit Lehrerin Konopka entwickelte sie das Konzept. „Sie ist federführend für die Lerninhalte zuständig“, erklärt Oetzel.

„Der Klimawandel betrifft die Kinder noch viel mehr als unsere Generation, deshalb steht Energie sparen ganz oben auf der Themenliste“, erklärt Konopka. Im Unterricht haben sich die Realschüler mit Experimenten dem Thema genähert. Die Schüler hätten dann überlegt, wie sie die Themen für Grundschüler aufbereiten könnten. „Mit so einem Haus lässt sich die Funktion von Solarzellen und Windrädern viel einfacher erklären als mit einem Poster“, findet Tom Brondke aus der 6c, der auch pädagogische Qualitäten im Umgang mit den Grundschülern beweist. „Ihr macht das schon ziemlich gut“, lobt er die beiden Viertklässlerinnen, die sich an seinem Tisch versammelt haben.

Das Kennenlernen hat allen Teilnehmern augenscheinlich wenig Probleme bereitet: „Es scheint ganz gut zu klappen, was in dem Alter nicht so einfach ist. Und das Wichtigste: Die Kinder erklären tatsächlich anstatt nur rumzublödeln“, freut sich Sabine Oetzel.