Marl. . Mit drei Produktionen ganz unterschiedlicher Prägung gastieren die Ruhrfestspiele im Theater Marl. Choreographien aus Russland, poetisches Theater mit Trapez-Akrobatik und die der alte Krupp-Adel als Ruhrgebietsdrama - im Mai startet der Kunstmarathon.

Einen markanten „russischen“ Akzent setzten die Ruhrfestspiele im Marler Theater schon im Vorjahr mit dem ausgedehnten „Anatevka“-Gastspiel des St. Pauli-Theaters. Jetzt lautet das programmatische Motto „Im Osten was Neues“, plakatiert mit den Konterfeis der literarischen Revolutionäre Puschkin, Gogol und Tschechow.

Als „Brief an Tschechow“ ist auch die zirzensische Choreographie „Donka“ untertitelt, Daniele Finzi Pascas Hommage an die Theaterkunst des Arztes, Dramatikers und Novellisten aus Taganrog am Schwarzen Meer. Noch weit berühmter als der Name des Regisseurs Finzi Pasca sind die mobilen Schauplätze seine Inszenierungen: die Manegen des „Cirque du Soleil“ und des „Cirque Éloize“. Eine olympische Eröffnungsfeier zählt ebenfalls zu seinen Arbeiten – das sportliche Gastspiel von „Katakló“ im Marler Theater lässt schön grüßen.

Artistengruppe zeigt sechs Vorstellungen

Und nun „Donka“, so heißt im Russischen das Glöckchen, das den Angler weckt, wenn ein Fisch anbeißt. Als poetisches Theater entführt „Donka“ in eine Welt schwebender Gegenstände mit bezaubernden Bildern, mit Trapez- und Reifen-Akrobatik in artistischer Vollendung. Von Mittwoch, 16. Mai, bis Sonntag, 20. Mai, zeigt die bunte Artistengruppe der Compagnia Finzi Pasca in sechs Vorstellungen eine Welt voller Fantasie, inspiriert von „Kirschgarten“, „Möwe“ und „Onkel Wanja“.

Für nur zwei Eltern-, Pardon: für zwei Liederabende am Freitag, 1. Juni, und Samstag, 2. Juni stoßen auf der Marler Bühne vier Paare an die Grenzen ihrer eigenen Selbstverwirklichung. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg gewann den seit „Sekretärinnen“ gefeierten Arrangeur Franz Wittenbrink für eine neue Inszenierung in Liedern: von Popsongs über Schlager bis zum Kunstlied hier und da.

Vier Elternpaare versammeln sich in einem Klassenraum. Neben dem Öko-Pärchen mit hohen Selbstansprüchen sitzt das ewig jung gebliebene Paar, denen das Baby einfach so ins Leben purzelte. Eine Sitzreihe weiter diskutieren die feinen, gut gekleideten Eltern über die besten Programme zur Begabtenförderung. Mit der Inszenierung „Eltern“ schuf Franz Wittenbrink eine moderne Fabel – mit einem Libretto aus Oldies und Themen-gerechten Hits.

Stahl-Adel der Krupps im Ruhrgebietsdrama

Ein zweites Gastspiel gibt das Deutsche Schauspielhaus von Mittwoch, 13., bis Freitag, 15. Juni, mit einem Drama um Geld, Macht und Gier – noch dazu einem Ruhrgebietsdrama. „Der Fall der Götter“ basiert auf dem Drehbuch des Films „Die Verdammten“ (original: „La caduta degli Dei“) von Luchino Visconti. Der adelige Regisseur (1906 bis 1976) mit dem Titel eines Grafen von Lonate Pozzolo erzählte in seiner Industriellen-Saga kaum verhüllt vom Stahl-Adel der Krupps und ihren Verstrickungen während des Nationalsozialismus.

Luchino Viscontis – wie es im Programmbuch der Ruhrfestspiele heißt – „an feudaler Dekadenz geschulter Blick auf Perversion und Sittenverfall“ sorgte vor gut 40 Jahren für einen Skandalerfolg. Beste Kritiken gab’s für die Hamburger Bühnen-Adaption, inszeniert von Stephan Kimmig. In Marl kommt diese Koproduktion mit den Ruhrfestspielen ganz nah an den ursprünglichen Ort des Geschehens.

Zu Gast bei den Ruhrfestspielen

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