Recklinghausen. .

Bisher besuchten 81 048 Gäste die 212 Aufführungen der 65. Ruhrfestspiele. Der Aufsichtsrat der Ruhrfestspiele hat am Freitag einstimmig beschlossen, den Vertrag des Festspielleiters Frank Hoffmann um drei Jahre zu verlängern.

Frank Hoffmann versuchte britisches Understatement. Der Intendant der Ruhrfestspiele sagte, „die Zahlen sind nicht ganz schlecht“ – und ließ dann Reinhard Strehlau den neuen Besucherrekord verkünden.

„Mit Stand von Donnerstag“, so der Geschäftsführer, besuchten 81 048 zahlende Gäste die 65. Ruhrfestspiele. Das sind (noch vor den beiden Abschlusskonzerten) bereits 280 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2009. Für das Sechs-Millionen-Budget der sechs Festspielwochen erzielte der Kartenverkauf bisher brutto 1,5 Mio Euro – rund 250 000 Euro mehr als der Wirtschaftsplan für 2011 angesetzt hatte.

„Traumhaftes“ Ergebnis

„Traumhaft“ nannte Reinhard Strehlau das Ergebnis fürs Große Haus auf dem grünen Hügel: Die großen Namen und Inszenierungen erreichten eine Auslastung von 91,1 Prozent. Das heißt: Die meisten Vorstellungen dort waren ausverkauft. Das Kleine Theater mitgezählt, besuchten mehr als 50 000 Gäste das Festspielhaus. Erstmals ermittelte die Festspielleitung getrennte Zahlen für „In“ und „Off“ – für die klassischen Ruhrfestspiele und fürs „schräge“ Fringe-Festival. Das ergab für Festspielprogramm eine Auslastung von 80 Prozent.

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Für Fringe verkauften die Ruhrfestspiele 75 Prozent aller verfügbaren Karten. „Wir haben jetzt zwei Festivals“, so Reinhard Strehlau. 7733 Fringe-Fans erlebten 69 Vorstellungen. Vielleicht hatte auch der neue Standort des Fringe-Zeltes am Fuß des grünen Hügels einigen Anteil am Erfolg. Mit drei Zelten im Stadtgarten, so Frank Hoffmann, „hatten wir eine sagenhafte Festival-Atmosphäre“.

Es ist Bewegung – auch im Verhalten der Festspielkunden. „Es gibt Leute, die kommen abends und gucken, was läuft“, sagt der Festspiel-Chef ganz beglückt. So verbuchte Fringe bereits im Vorverkauf einen stattlichen Erfolg – während beim Festspielprogramm unerwartet viele Karten noch im Mai und Juni verkauft wurden, nämlich rund 10 000. Das Publikum scheint immer spontaner zu werden. Frank Hoffmann prägte gestern sogar den neuen Begriff der „Recklinghäuser Diskussions-Kultur“. Es war die feine Art des Luxemburgers, auf die teils heftigen Reaktionen – sei es auf „Paris, Texas“, teils auch auf die „Räuber“ – einzugehen.

Diskussions-Kultur

„Es gab Menschen, die schockiert waren.“ Doch auch die Erschrockenen seien wieder gekommen auf den Hügel. Im Namen vieler gastierender Ensembles wollte der Intendant ein Kompliment an das einzigartige Recklinghäuser Publikum weitergeben. „Auch Michael Thalheimer“, der Regisseur der streng-stilisierten „Maria Stuart“-Inszenierung, „war total erstaunt.“

Eigentlich das einzige Minus in der Erfolgsbilanz verbuchte das Theater Marl: mit „Iphigenie auf Tauris“ und zuvor „Anatevka“ und einer Auslastung von nur 53 Prozent. „Von Anatevka hatten wir uns mehr versprochen“, räumte Reinhard Strehlau ein. Damit lag die Konkurrenz im Gelsenkirchener Musiktheater vorn.