Recklinghausen. . Das achte Fringe-Festival der Ruhrfestspiele wird ganz groß – und das Publikum darf von Tribüne zu Tribüne „reisen“

In den großen Tagen von Barnum & Baileys hätte man die Neuerung mit Fanfaren als „Drei-Manegen-Zirkus“ annoncieren können. Reinhard Strehlau spricht zeitgemäß vom „Multiplex-Zelt“: Das vergrößerte Fringe-Festival verfügt über eine neue, große Spielstätte.

„Dann werden vier Zelte im Stadtgarten stehen“, sagt der Geschäftsführer der Ruhrfestspiele – und zählt auf: das aus dem Vorjahr bekannte Fringe-Zelt am Fuß des grünen Hügels, das Theaterzelt fürs Festival der Uraufführungen und fürs Kabarett, das weiße Zelt der Compagnie Nicole & Martin fürs Kindertheater – und ein gewaltiges Kuppelzelt von zehn Meter Höhe, 40 Meter Durchmesser und 1200 Qua­dratmeter Fläche. „Eine echte Festival-Premiere“, schwärmt Reinhard Strehlau. „Das Zelt stand erst einmal in Deutschland, in München.“

Der Clou dieser sogar begehbaren Kuppel: Im Inneren werden drei Zuschauer-Tribünen aufgebaut – und drei Bühnen. Auf der beständigen Suche nach passenden „Fliegenden Bauten“ fanden die Macher des Fringe-Festivals jetzt einen Großbau ohne Masten, denn die Kuppel wird von einem Stahl-Gerippe getragen. Zwar wird’s im neuen Zelt keine drei Aufführungen gleichzeitig geben – „aber wir brauchen zwischen den Vorstellungen nur eine Viertelstunde Pause“, wie Reinhard Strehlau erklärt. Wer an einem Fringe-Abend alles mitnehmen will, der „reist“ also von Tribüne zu Tribüne.

Schließlich hat sich das Fringe-Angebot im achten Jahr keck verdoppelt – auf 24 Produktionen. „Das ist schon ein gewaltig“, meint selbst der Festspiel-Routinier Strehlau. Es bedeutet: während jeder der drei Fringe-Wochen vom 22. Mai bis 9. Juni steigen (am selben Tag) acht Premieren. 8700 Karten für das „schräge Festival“ sind bereits verkauft – auch das wertet der Geschäftsführer als „enorm“.

Eigentlich wollte das etwas aufmüpfige Kind der Ruhrfestspiele ja vom grünen Hügel zurück in die Innenstadt. Doch die Spielplatz-Suche gestaltete sich schwieriger als erwartet: Fringe ist ja nicht bloß schräg (und noch seltener laut und schräg), sondern auch still und poetisch. Fast alle innerstädtischen Plätze kommen wegen Verkehrslärms doch nicht in Frage. Auf dem Marktplatz aber werden sich Fringe-Künstler tummeln.

„Unser Geschenk“ nennt Reinhard Strehlau die Vorstellungen einer belgischen und einer finnischen Truppe an insgesamt zwölf Festival-Tagen. Am Markt werden die Ruhrfestspiele einen großen „Event-Schirm“ aufklappen – und alle 24 Gruppen, die das gelbe Programmheft auflistet, sollen dort mit Kostproben ihrer Kunst für sich werben.

Kostproben in bewegten Bildern gibt’s übrigens auch im Internet auf ruhrfestspiele.de, ergänzt Petra Herrmann, die Pressesprecherin der Ruhrfestspiele. Schließlich hatte ja auch die Fach-Jury nach Sicht der Videos zwölf Fringe-würdige Ensembles ausgewählt. „Das sind schon professionelle Trailer“, so Petra Herrmann. Fürs Hauptprogramm der Festspiele gibt’s solche optischen Appetit-Happen leider nur vom „Onegin“-Ballett und dem „Fall der Götter“ nach Luchino Visconti. Noch gibt’s übrigens Karten für dieses Gastspiel im Theater Marl.