Recklinghausen/Castrop-Rauxel. .
In Recklinghausen steht einer der ersten Regenschirm-Automaten. Das Gründerduo Rebecca Agustin und Daniela Wallfraff übernahm die Idee aus Singapur.
Es ist ein Szenario, das wohl jeder gut nachvollziehen kann, der diesen Sommer bislang im Vest verbracht hat. Ob beim Einkaufsbummel in der Stadt oder beim Spaziergang mit dem Hund: Der Regen lauerte in den vergangen Wochen hinter jeder Häuserecke und ein Schirm liegt sicher zu Hause im Trockenen. Doch damit soll jetzt Schluss sein, zumindest wenn es nach Rebecca Agustin (29) und Daniela Wallraff (28) geht, die in einem Büro in einer Lagerhalle die Welt verändern wollen.
Dabei wollen die beiden Jungunternehmerinnen nicht etwa den Regen abstellen, sondern vielmehr ein deutschlandweites Netz von Regenschirm-Automaten aufbauen. Die Firma „Dry to Go“ hat die ersten Schirmautomaten aufstellen lassen, und Konkurrenz ist auch noch nicht in Sicht, freut sich Gründerin Rebecca Agustin, die allerdings nicht ganz selbstständig auf die Idee gekommen ist, wie sie gerne zugibt: „Ich habe ein Jahr in Singapur gelebt. Da gibt es an jeder Ecke solche Automaten – und das bei 30 Grad und Sonne.“
System wie bei einem Kaugummiautomaten
Als die in Castrop-Rauxel im Stadtteil Becklem lebende Jungunternehmerin ihrem Papa von der Idee erzählte, auch in ihrer Heimat Regenschirm-Automaten aufstellen zu wollen, dauerte es nicht lange und der Ingenieur baute das erste Modell.
Das System ist denkbar einfach, fast wie bei einem Kaugummiautomaten. Vier Euro müssen in einen Schlitz gesteckt werden, dann wird an einem Griff gedreht – und schon kommt ein bunter Schirm mit einem Meter Durchmesser heraus.
Auch wenn es zurzeit nur zwei Geräte gib, eines in Köln und eines im Parkhaus an der Krim in Recklinghausen, sind sich die Gründerinnen sicher, dass der Markt riesig sein muss. „Man kennt es ja selbst, dass man seine Frisur, seinen Laptop oder die Gesundheit schützen muss“, meint Rebecca Agustin, die sich ihre Automaten auch an Orten wie Kinos, Bahnhöfen, Hotels und Flughäfen sehr gut vorstellen kann. An Regentagen geht jetzt schon eine zweistellige Zahl an Schirmen durch den Schlitz des Automaten, der bis zu 75 Regenschirme fassen kann. In Zukunft sollen die Automaten in allen Städten und auf Konzerten und Festivals zu finden sein.
Idee in sozialen Netzwerken hoch gelobt
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den das Familienunternehmen mit Franchise-Partnern gehen will. So ist ein Vertrag mit einem Partner in München fast in trockenen Tüchern, in Münster soll es bald 20 Automaten geben. „So können wir die Stadt komplett trocken legen“, sagt die Power-Frau und plant auch Poncho- und Hemdenautomaten.
Dass der Standort im Vest nach der Niederschlagswahrscheinlichkeit gewählt wurde, kann ausgeschlossen werden. Der Platz im Sparkassen-Parkhaus am Recklinghäuser Wall wurde vielmehr mit einem Schirmautomaten bedacht, weil das Kreditinstitut die Schirmidee in der Zeit der Existenzgründung unterstützt und weil es den eigenen Kunden auch den Service eines Schirmautomaten bieten wollte. Dass der Automat in der Krim gut genutzt wird, wissen die Aufsteller dabei nicht nur durch das Befüllen, sondern auch über soziale Netzwerke, wo die Idee hoch gelobt wird.
Begeistert ist auch Beate Birkner, die am Freitag vor dem grauen Automaten stehen blieb. „Es regnet ja zum Glück gerade mal nicht“, sagte die Dattelnerin. Aber was wäre gewesen, wenn? „Ich hätte“, so Birkner, „jetzt auch keinen Schirm im Auto gehabt.“