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Die Kulturhauptstadt 2010 hat das Ruhrgebiet zu einem beliebten Reiseziel gemacht. 13,4 Prozent mehr Übernachtungsgäste zählten die Hotels und Pensionen der Region, meldet die Ruhr Tourismus GmbH. Die Betriebe im Kreis Recklinghausen haben trotz eines Gästezuwachses um 6,7 Prozent aber nur teilweise davon profitiert.

„Wir haben deutlich mehr Buchungen im letzten Jahr gehabt. Die Gäste sind mit Bussen angereist und haben Kulturveranstaltungen beispielsweise in Essen besucht“, sagte Peter Berkelmann, Inhaber und Geschäftsführer des Hotels und Restaurants Loemühle in Marl. Neun Reisegruppen nächtigten in der Loemühle. Zwei Reiseveranstalter haben daraus resultierend Termine für 2011 gebucht. „Zum einen hat das mit der Neueröffnung des Hotels und Restaurants zu tun, aber auch viel mit der Kulturhauptstadt“, sagte Peter Berkelmann.

Der „große Kultur-Boom“ blieb aus

Trotz gut laufender Geschäfte blieb „der große Kultur-Boom“ im Parkhotel Engelsburg laut Geschäftsführerin Susanna Goesmann aus. Nur vereinzelt seien an den Wochenenden ein paar Zimmer gebucht worden. Im Jammertal Golf und Spa-Ressort in Datteln hat man ähnliche Erfahrungen gesammelt. „Es ist bewusst an uns vorbei gegangen, weil wir eine andere Zielgruppe ansprechen“, erklärte Direktionsassistent Carsten Vogel. Die eine oder andere Übernachtung habe man durch das kulturelle Großereignis wohl mehr bekommen, eine bedeutende Zunahme habe es aber nicht gegeben. Dafür sei man auch „einfach zu weit außerhalb“, so Carsten Vogel.

Diese Ansicht teilt auch Anja Rehermann, Empfangsleiterin des Hotels Seehof. Von einem touristischen Sogeffekt der Kulturhauptstadt war hier nichts zu spüren. „Wir sind hier in Haltern am See zu weit abseits, die meisten Besucher haben sich für zentraler gelegene Städte wie Essen oder Düsseldorf entschieden“, sagte Anja Rehermann. Sabine Radke, Empfangsleiterin des Hotels Bergedick in Recklinghausen, schließt sich an: „Vielleicht hat die eine oder andere Innenstadt mehr davon profitiert.“

„Zu weit abseits“

Das ist der Fall, bestätigt die Ruhr Tourismus GmbH (RTG), die für die Vermarktung des Tourismusstandortes Ruhrgebiet ins Leben gerufen wurde. „Die fünf großen Portalstädte Duisburg, Oberhausen, Essen, Bochum und Dortmund hatten die größten Wachstumsraten. Die Randbereiche haben etwas weniger profitiert“, sagte RTG-Sprecher Jochen Schlutius.

„Die Kulturhauptstadt 2010 hat nachhaltig dazu beigetragen, Lücken am Wochenende zu schließen“, sagte Rainer Nothoff, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes der Emscher-Lippe Region. Hauptstandbein der Hoteliers im nördlichen Ruhrgebiet waren bis dato das Tagungs- und Messegeschäft sowie Geschäftsreisende. An den Wochenenden blieben die Betten daher allzu häufig leer. „Wer sich mit der RTG zusammengeschlossen hat, konnte hier ein Zusatzgeschäft speziell mit Busreisegruppen machen“, so Nothoff. Insgesamt erhole sich die Branche aber wieder von einem schlechten Jahr 2009. Besonders bei größeren Hotels klingelte das Telefon daher öfter, während Kleinbetriebe ihre private Kundschaft erfolgreich über Internetportale warb.