Langenberg/Belgrad. . Drei Jahre lang lebte Familie Jashari in Langenberg. Dann holten sie Beamte der Ausländerbehörde und der Polizei an einem frühen Morgen aus ihrer Wohnung und brachten sie nach Karlsruhe. Von dort ging’s mit dem Flieger nach Belgrad. Razim Jashari ist geschockt, als er von der Abschiebung berichtet.

„Willkommen auf Planet Anders“: So hieß das Stück, das 16 Asylbewerber aus zehn Nationen vor wenigen Tagen als Caritas-Projekt im Alldie Kunst-Haus aufführten. Wie viel weniger unterhaltsam die Realität von Flüchtlingen auch in Langenberg ist, erfuhr jetzt eine fünfköpfige Familie mit serbisch/kosovo-albanischen Wurzeln: Am Dienstagmorgen um 4 Uhr klingelten Beamte der Ausländerbehörde, Polizei und ein Arzt an ihrer Tür. Wenige Stunden später saßen Vater, Mutter und drei Kinder im Flugzeug nach Belgrad: Zwangsrückkehr nach Serbien, in ein Land, das der vor einem Jahr in Velbert geborene Deniz gar nicht, seine Geschwister Adian (8) und Valentina (4) kaum noch kennen.

„Ich war fassungslos, als mein Bruder aus Belgrad anrief“, sagt ein immer noch sichtlich geschockter Razim Jashari, als er von der Abschiebung berichtet. Dabei sei die Familie seines Bruders doch gerade erst von der Kuhler- in die Kamper Straße umgezogen. Im Haus Nr. 24 habe die Stadt ihr eine neue Wohnung zugewiesen. „Sie haben ihm sogar noch 2000 Euro gegeben, damit er die Wohnung renovieren konnte“, erzählt Razim.

Vor drei Jahren nach Deutschland gekommen

Vor drei Jahren war sein Bruder mit Ana und den beiden älteren Kindern nach Deutschland gekommen. In jenes Land, wo auch die Eltern und die drei Brüder schon seit über 20 Jahren leben. Aus Serbien sei er fort, weil es dort Probleme gegeben habe. Razim: „Ana ist Serbin, wir Kosovo-Albaner.“ Das habe einigen Menschen in der alten Heimat nicht gepasst: Zusammengeschlagen habe man Ana deswegen, sogar die Hüfte habe man ihr gebrochen.

Auch Brüder und Eltern nur geduldet

In Langenberg aber habe sich die Familie wohl gefühlt, berichtet Razim, der mit einer Deutschen verheiratet ist und daher auch eine Aufenthaltserlaubnis hat, während Brüder und Eltern nur geduldet sind. Das war auch die Familie von Gimz – obschon sie sich hier richtig heimisch gefühlt hätten, erklärt Razim. So habe Adian die Wilhelm-Ophüls-Schule besucht, Valentina sei in die AWo-Kita Frohnstraße gegangen.

Großmutter erlitt Kreislaufkollaps

„Als ich jetzt mit ihr telefonierte, hat sie nur geweint, hat gesagt, sie wolle wieder in den Kindergarten gehen“, berichtet Großmutter Sadbere Jashari. Sie erlitt nach der Nachricht von der Abschiebung einen Kreislaufzusammenbruch, lag zwei Tage im Krankenhaus.

Ausreisepflicht bestand schon länger

„Wir hatten keine andere Wahl, als die Rückführung der Familie durchzuführen“, sagt Daniela Hitzemann, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Mettmann. Sie betont: „Die Familie war schon ziemlich lang ausreisepflichtig, hat aber stets betont, das Land nie freiwillig verlassen zu wollen.“

Härtefallantrag und Petiton abgelehnt

Am 7. Mai 2011 kamen Gimz und Ana Jashari nach Deutschland, stellten am 11. Mai einen Asylantrag. Den habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Dortmund (BAMF) am 26. Mai abgelehnt. Nachdem auch ein Härtefallantrag und eine Petition beim nordrhein-westfälischen Landtag abgewiesen bzw. gar nicht erst angenommen wurden, sei die Familie ausreisepflichtig gewesen.

Mutter war zwischenzeitlich erkrankt

„Es gab allerdings zunächst eine Duldung – zum einen wegen einer Erkrankung der Mutter, aber auch, weil die Familie keine Reisepapiere hatte und diese zunächst von der Ausländerbehörde besorgt werden mussten“, so Hitzemann. Am 25. Juni aber habe man die Jasharis über deren „Verfahrensbevollmächtigen“ informiert, dass man „die Rückführung der Familie vorbereiten und durchführen“ werde.

Sammelcharter nach Belgrad war schon voll

Wie am Dienstag geschehen: In Begleitung eines Arztes holte man die Familie morgens um 4 Uhr aus der Wohnung, fuhr mit ihnen nach Monheim, wo ein anderer Rückführungsdelinquent abgeholt wurde, und brachte alle nach Karlsruhe. Warum Karlsruhe? „Weil der Sammelcharter am 8. Juli ab Düsseldorf bereits ausgebucht war“, so Daniela Hitzemann.