Tierschützer-Film zeigt in Velbert kranke Hennen im Dreck
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Velbert. Die Tierrechtsorganisation Peta engagiert sich für eine regelgerechte Hühnerhaltung und klagt Eier-Produzenten an, die die Vorgaben nicht einhalten, unter anderem in Velbert. Hilfe bekommen sie mittlerweile von der Staatsanwaltschaft.
Der Film zeigt elende Hennen. Kaum mehr als Haut und Knochen, dazwischen Reste von Gefieder. Kranke Tiere, deren Kloake entzündet ist. Tote Tiere, die wie vergessen am Boden liegen. In einem Stall voller Kot. Heimlich hatten sich die Mitarbeiter der Tierrechtsorganisation Peta in dem Velberter Hühnerbetrieb Zutritt verschafft, dieses Video aufgenommen. Und es zeigt keine Hühner in Käfigen, in Legebatterien, sondern vermeintlich glückliche aus Freilandhaltung.
Gegen den Velberter Hühner-Baron Hennenberg, der vor wenigen Jahren sogar Bio-Eier produzierte, sind bei der Wuppertaler Staatsanwaltschaft zwei Verfahren anhängig. 2009 soll er Eier als Bio-Eier verkauft haben, obwohl es keine waren. 2012 zeigte ihn Peta an, weil der Auslauf der Freilandhühner nur 2,5 Hektar Fläche statt der vorgeschriebenen 3,7 Hektar betragen haben soll. „Zu Hennenberg kein Kommentar!“, sagt Peter Schütz, der Sprecher des Landesumweltamtes und fügt hinzu: „Es gibt andere, die ihn in den Schatten stellen.“
Folge von „Geiz ist geil“
Tatsächlich ist das Landesumweltamt in diesen Tagen stark mit der Recherche zu dem aus Niedersachsen rüberschwappenden Skandal rund um überbelegte Legehennen-Ställe und falsch deklarierte Eier befasst. 14 Verfahren hat die Oldenburger Staatsanwaltschaft an ihre Kollegen in NRW abgegeben. Wuppertal bestätigt eines, Münster will die vier Fälle bereits als gegenstandslos zu den Akten gelegt haben. In Essen weiß man noch nichts von einem aus Oldenburg abgetretenen Fall.
Promis für Peta
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Beim Landesumweltamt (Lanuv) holen sich die Ermittler nun die Informationen über Stempelaufdrucke auf Eiern und Lieferwege. Ist das nun wirklich ein Ei von einem Freiland-Huhn, standen dem Tier die nötigen vier Quadratmeter Freiland zur Verfügung oder nicht? „Es geht um Betrug. Der Kunde zahlt zu viel“, sagt Lanuv-Sprecher Schütz.
Die allgemeine Geiz-ist-geil-Mentalität trage dazu bei, dass bis an die Kante produziert und getrickst werde. Das sei auch der Grund für ein relativ engmaschiges Kontrollsystem. Das Umweltministerium prüft nun, ob es sich bei diesen Oldenburger Fällen um neue handelt oder um alte, die „bereits bei Routine-Kontrollen durch die Kreisveterinäre oder das Landesumweltamt aufgefallen sind“, so dessen Sprecher.
„Schockiert“ und „getroffen“
Bei Peta, der Tierrechtsorganisation, jedenfalls frohlockt man über die Aktivitäten der Staatsanwälte. „Seit fünf Jahren mühen wir uns, auf die Verstöße gegen die Nutztierhaltungs-Verordnung hinzuweisen. Jetzt sind wir nicht mehr allein“, sagt Peta-Sprecher Edmund Haferbeck.
Peta-Aktivisten hatten im Herbst auch auf dem Bio-Geflügelhof Tiemann im niedersächsischen Twistringen gefilmt. Dort offenbarte sich ihnen ein Bild ähnlich dem im Velberter Betrieb Hennenberg. Die Wiesengold Landei GmbH, der Vermarkter des Betriebes, reagierte auf das Video mit einer Stellungnahme auf seiner Internet-Seite: „Die Bilder haben uns zutiefst getroffen. Wir sind schockiert, dass Tiere auf einem unserer Betriebe so leiden mussten.“
Mitarbeiter seien deshalb von ihren Aufgaben entbunden worden. Was in der Stellungnahme tunlichst verschwiegen wird: Der Inhaber des kritisierten Geflügelhofes Heinrich Tiemann ist gleichzeitig Geschäftsführer der Wiesengold GmbH.
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