Der Prozess um den Brand des Ausflugslokals Deilbachmühle zieht sich. Zuletzt sagten vor dem Landgericht Wuppertal die Schwester und der Vater des wegen Brandstiftung Angeklagten Christian K. aus. Die Aussagen der Zeugen widersprechen sich.
„Darf ich meinen Bruder umarmen?“, fragt die Zeugin. Sie darf. Seit Juli sitzt der Oberhausener City-Hotelier Christian K. (29) in U-Haft, weil er in der Nacht zum 12. Juli 2009 das Ausflugsrestaurant „Deilbachmühle“ in Langenberg abgebrannt haben soll. Da fehlt es an zwischenmenschlichen Kontakten.
Solch Zuwendung kann Christian K., der auch als Makler gearbeitet hat, gut gebrauchen. Die Anklage wirft ihm vor, das von ihm 2007 in einer Zwangsversteigerung für 420 000 Euro erworbene Haus in Brand gesetzt zu haben, um 1,5 Millionen Euro von der Versicherung zu kassieren. Er bestreitet das, aber mehrere Zeugen belasten ihn.
Zuspruch kommt am Mittwoch von seiner 34-jährigen Schwester und seinem 68-jährigen Vater. Beide signalisieren vor dem Landgericht Wuppertal, dass sie ihn nicht als Täter sehen. Sie verunglimpfen die Belastungszeugen, die fast alle türkischstämmig sind und mit Christian K. über Jahre befreundet waren. Die Schwester unterstellt einem dieser Zeugen, dass er „definitiv gelogen“ hat. Abgezockt sei der Mann, der den Angeklagten in der Brandnacht nach Langenberg gefahren haben will: „Der ist link, hat mich verarscht.“
Bei einem anderen Zeugen, der von K. die Ankündigung der Brandstiftung als letzte Rettung vor dem Ruin gehört haben will, spricht sie dessen angeblich schlimmes Verhalten gegenüber Frauen an. Als Zuhälter bezeichnet sie ihn, berichtet von seinen Gewalttätigkeiten Männern und Frauen gegenüber. Dass auch sie mit ihm befreundet war, spricht Richter Robert Bertling an. Das habe sie strikt getrennt, antwortet sie und offenbart ein zumindest ungewöhnliches Menschenbild. Denn jede Kritik an den Zeugen fällt ja – wie bei ihr – auch auf den Angeklagten zurück, der sich ausgerechnet mit solchen Freunden privat und geschäftlich umgeben hatte.
„Die kennen sich sehr, sehr gut“
Den Richter interessiert auch, ob sich die Belastungszeugen eigentlich direkt kennen. Das scheint nicht bei allen der Fall zu sein und würde so ihre belastende Aussage verstärken. „Die kennen sich sehr, sehr gut“, widerspricht die Zeugin, „auch wenn sie nach außen anders tun“.
Großbrand vernichtet die Deilbachmühle
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Auch der Vater des Angeklagten redet schlecht über die Belastungszeugen. Er halte nichts von „diesen Leuten mit den dicken Oberarmen“. Für drei Monate hatte er einen dieser Leute sogar als Fahrer beschäftigt. Und dass er selbst einmal einen der Zeugen angestiftet haben soll, für 50 000 Euro die Deilbachmühle anzuzünden? „Herr Vorsitzender, das Gespräch hat es nicht gegeben. Nie, nie, nie.“
Als Bauträger ist der 68-Jährige in Sterkrade ein bekannter Mann. Seit 1965 ist er selbstständig, zog Hunderte Häuser hoch. Nach dem Brand trat er in der Öffentlichkeit als Besitzer der Mühle auf, obwohl sie offiziell ja seinem Sohn gehört. Seine Tochter hatte zuvor erzählt, welch bestimmende Rolle ihr Vater in der Familie spielte. Der Senior bestätigt das auf Frage des Richters. „Richtig, ich gab den Ton an, wenn Christian und ich zusammen auftraten. Das ist mein Naturell.“
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