Velbert. Bei einer Krebserkrankung stellen sich den betroffenen Patienten und ihren Angehörigen viele Fragen. Diese Stelle hilft bei der Beantwortung.

„Krebs“, diese Diagnose reißt den allermeisten Menschen den Boden unter den Füßen weg. Das eigene Leben ist in Gefahr, der Alltag wird in den nächsten Monaten nicht mehr so sein, wie er einmal war. Immerhin jeder zweite Bürger in NRW erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs. Und auch für die Angehörigen des Patienten ist diese Diagnose eine ziemliche Belastung. Viele Fragen und Probleme ergeben sich. Diese zu beantworten, hat sich seine gut einem dreiviertel Jahr die Krebsberatung im Kreis Mettmann zur Aufgabe gemacht.

Zentral in der Mettmanner Innenstadt

Und der Beratungsbedarf scheint groß zu sein. „Bereits am Eröffnungstag standen Leute bei uns vor der Tür, die in der Zeitung von der Eröffnung gelesen hatten“, berichtet Katja Schenk. Die Sozialarbeiterin sitzt im Mettmanner Beratungsbüro, das ein Ableger der Essener Krebsberatung, ist. Der paritätische Wohlfahrtsverband stellt die Räume in Mettmann, der Kreis finanziert mit.

Das Beratungsbüro liegt zentral in der Mettmanner Innenstadt, ist auch sehr gut mit dem Nahverkehr zu erreichen.

Beratung in mehreren Themenbereichen

„Wir beraten die Patienten und Angehörige im Wesentlichen in drei Themenbereichen“, erklärt Anne Rilling, die Leiterin der Krebsberatung aus Essen. Das sei zunächst der Themenbereich Sozialrecht. „Wir zeigen auf, was den Erkrankten an Hilfe zusteht. Wie er an eine Reha kommt, an Pflege und Hilfsmittel oder auch an Rente“, führt Katja Schenk aus. Die Mitarbeiterin hilft auch bei der Antragsstellung. Sollte der Patient durch seine Erkrankung in massive finanzielle Not geraten, gibt es einen Härtefallfonds, der unterstützen kann.

Sie sind derzeit wohl die bekanntesten Krebspatienten: der britische König Charles und seine Schwiegertochter Prinzessin Kate.
Sie sind derzeit wohl die bekanntesten Krebspatienten: der britische König Charles und seine Schwiegertochter Prinzessin Kate. © dpa | Chris Jackson

Frauen sind in der Mehrzahl

Einen großen Teil der Arbeit nimmt die psycho-onkologische Beratung ein, hier sind es vor allem Frauen, die Hilfe suchen. Die Beraterinnen unterstützen bei der Verarbeitung der Krankheit, der Bewältigung von Stress und Ängsten, begleiten aber auch in aktuellen Krisensituationen. „Das ist für viele wichtig, weil es lange Wartezeiten für Therapieplätze gibt“, so Katja Schenk. Auch bei Konflikten in Beruf, Familie und Partnerschaft sind die Beraterinnen die Ansprechpartner.

Außerdem sieht sich die Beratungsstelle in einer Lotsenfunktion, vermittelt zu Selbsthilfegruppen, aber auch zu Rehasport-Gruppen. „Eines machen wir aber nicht, wir sprechen keine Empfehlung für ein spezielles Krankenhaus aus. Das würde unseren Neutralitätsgrundsatz verletzten“, sagt Anne Rilling. Wohl aber ermutigen sie die Patienten, sich eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.

Seminare zur Entspannung

Die Krebsberatungsstelle bietet ab Ende August auch Entspannungsseminare an. Am 27. August gibt es entspannende Atemtechniken, am 3. September geht man auf Fantasiereise und am 12. September steht sanftes Yoga auf dem Programm. Anmeldung unter 02104 965615.

Für an Krebs erkrankte Männer gibt es seit einiger Zeit einen Online-Männertreff. Hier gibt es jeden Monat Vorträge und Austausch, auf Wunsch auch anonym. Aktuelle Termine und weitere Informationen: www.gutgegenkopfkino.de

Nach der medizinischen Behandlung

Erstaunlicherweise nehmen viele Patienten erst, wenn die eigentliche Behandlung abgeschlossen ist, Kontakt zur Beratungsstelle aus, dann also, wenn das Schlimmste vermeintlich vorbei ist. „Vorher waren sie mit den medizinischen Dingen beschäftigt, jetzt bleibt Raum zum Nachdenken“, so Katja Schenk. Viele Patienten dächten, dass sie nun ihr Leben genau so wieder leben könnten wie vor der Krankheit. Doch das erweise sich als Irrtum. Auch im Job seien sie häufiger weniger leistungsfähig. „Sie merken dann, dass die Krankheit ihr Leben verändert hat und fragen sich, ob sie ihren alten Job überhaupt noch wollen“, so Schenk. Das Emotionale kommt offenbar erst später.

Eine Stunde Zeit für die Beratung

An zwei Tagen in der Woche ist Schenk vor Ort in Mettmann und führt jeweils vier bis fünf Beratungen durch, dienstags wird telefonisch beraten. „Ich nehme mir für jede Beratung eine Stunde Zeit, damit auch ausführlich gesprochen werden kann“, betont Katja Schenk. Deshalb bittet sie auch um vorherige Anmeldung. Die Telefonnummer ist auch täglich geschaltet: 02104 965615. Die Krebsberatung ist im Internet zu erreichen unter https://www.krebsberatung-mettmann.de.