Velbert. Ab 2026 müssen Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht nach einheitlichen europäischen Standards vorlegen. Die Schlüsselregion hilft.
Die Europawahl steht vor der Tür, längst sind die ersten Stimmen per Briefwahl eingegangen. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, denen speziell diese Wahl relativ egal ist. „Zu weit weg“, „was interessiert mich Brüssel“, ist da exemplarisch zu hören. Dass dem nicht so ist, wollen wir anhand verschiedener Beispiel zeigen.
So hat Bereits Landwirt Michael Greshake gezeigt, wie tief EU-Politik vor Ort greift; Schülerinnen und Schüler haben davon berichtet, welche Vorteile sie durch das geeinte Europa genießen; und heute schauen wir auf die lokale Wirtschaft: Denn auch hier haben Entscheidungen aus Brüssel weitreichende Konsequenzen.
Vorgaben aus Brüssel ändern sich ab 2026
„Und zwar so weit, dass wir eine zusätzliche Stelle eingerichtet haben“, sagt Dr. Thorsten Enge. Er ist Geschäftsführer der Schlüsselregion, also des Zusammenschlusses lokaler Unternehmen. Diese Stelle hat Maik Kessler bekommen, er ist zuständig für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Ein zentrales Thema ist für ihn die Umsetzung der „European Sustainability Reporting Standards“, auf Deutsch etwa die europäischen Standards für Nachhaltigkeitsberichte. Denn da hat sich etwas verändert: „Früher“, sagt Maik Kessler, „mussten nur Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitenden und sogenannter Kapitalmarktorientierung solche Berichte vorlegen. Das waren nicht viele, vielleicht 500 in ganz Deutschland“, erläutert er.
Ab 2026 jedoch sind viel mehr Betriebe betroffen. „Zwei von drei Kriterien müssen erfüllt werden, um berichtspflichtig zu werden“, erläutert er. Entweder muss ein Betrieb mehr als 250 Beschäftigte haben, eine Bilanzsumme von 25 Millionen Euro und mehr vorweisen oder mindestens 50 Millionen Euro Umsatz erzielen.
Kleinere Betriebe sind besonders betroffen
Gerade für kleinere Betriebe sei das eine enorme Änderung: „Bislang haben die solche Berichte nur erstellt, wenn die Kunden oder die Banken das verlangt haben.“ Selbst die größeren Velberter Firmen konnten, mussten aber keine Berichte vorlegen. „Das ist auch nicht immer einfach gewesen“, sagt Maik Kessler, „denn an Daten von Zulieferern sind die Firmen nur gekommen, wenn diese Zulieferer selbst berichtspflichtig gewesen sind.“
Nun also der Versuch der EU, einheitliche Standards einzuführen. „Wir stehen dem recht ambivalent gegenüber“, sagt Thorsten Enge. „Einerseits ist es gut, dass sich etwas bewegt und dass die Unternehmen, die sich bereits mit Nachhaltigkeit beschäftigt haben, belohnt werden.“
Andererseits sei das Berichtswesen sehr komplex und kleinteilig, „wir sehen die Gefahr, dass viel Energie und Zeit in diese Berichte investiert wird. Dann haben sie zwar einen tollen Bericht, aber ob sich etwas ändert, ist nicht garantiert.“ Er persönlich würde es eher begrüßen, wenn diese Zeit und Energie in ganz konkrete Maßnahmen flössen.
Schlüsselregion bietet Unternehmen Hilfe an
Rund 1200 Punkte sieht der einheitliche Report vor - etwa zum Oberthema Energieverbrauch oder zum Gewässerschutz. „Allerdings muss nicht jeder Betrieb jede Frage beantworten“, sagt Maik Kessler. Er hat sich eingearbeitet und steht den Unternehmen der Schlüsselregion als Ansprechpartner zur Verfügung. „Um alles richtig zu machen, braucht es Daten“, sagt er. Es gebe dazu auch jede Menge Werkzeuge, Tools, „aber auch da ist nicht alles zu finden, was man braucht.“
Natürlich sei es von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, welche Daten letztlich benötigt würden. „Viele wollen auch jetzt schon einsteigen, obwohl die Veröffentlichungspflicht erst 2026 kommt“, hat er festgestellt. Warum? „Ich schätze, das liegt auch daran, dass viele Unternehmen in der Region familiengeführt sind. Die denken zukunftsorientiert, wollen sich langfristig am Markt halten.“
Für die Unternehmerinnen und Unternehmer sei die Beratung „Gold wert“: Diesen Eindruck hat zumindest Thorsten Enge als Geschäftsführer der Schlüsselregion. „Ich habe schon das Gefühl, dass die dankbar dafür sind, dass wir ihnen beim Einstieg in dieses Berichtswesen helfen.“ Und er fasst abschließend zusammen: „Die EU-Vorgaben sind unheimlich komplex, aber gut gemeint. Unsere Aufgabe ist es nun, den Unternehmen ein Packende zu geben.“