Velbert. Früher verdiente er viel Geld, jetzt ist er zufriedener: Steffen Krüger eröffnet in Velbert gemeinsam mit seiner Frau einen Gebrauchtwarenladen.

Dort, wo einst Würstchen hingen, liegt nun Schmuck in der Auslage. Und auch im Kühlhaus der ehemaligen Fleischerei Lorenz lagern jetzt weder Wurst noch Fleisch, sondern kofferweise Gebrauchtwaren. Denn Steffen Krüger hat gemeinsam mit seiner Frau Louza Gomaa hier einen Trödelladen eröffnet. Genauso ungewöhnlich wie die Location des Gebrauchtwarenladens ist auch der Werdegang seines Besitzers.

Mit Haushaltsauflösungen in Velbert endlich glücklich

Im Gebrauchtwarenladen gibt es „alles, was man braucht und auch nicht benötigt“, freut sich der 42-jährige Inhaber. Hier steht eine Waschmaschine gleich neben einem Regal. Dort erregt ein Schachspiel, aus Schrauben gefertigt, die Aufmerksamkeit. Ein alter Spielautomat gesellt sich zu einem Ohrensessel mit Blumenmuster. Und in den zahlreichen Regalen sammeln sich Vasen, Gläser, Geschirr und Spiele. All diese Sachen, die das Ehepaar in seinem Geschäft seit Mitte Februar zum Verkauf anbietet, stammen aus Haushaltsauflösungen. Denn das ist der Haupterwerb der beiden.

Waschmaschine gefällig? Auch Toaster, Bett, Gläser und alles für den kompletten Hausstand können direkt bei „Haushaltsauflösung Krüger“ in Velbert mitgenommen werden.
Waschmaschine gefällig? Auch Toaster, Bett, Gläser und alles für den kompletten Hausstand können direkt bei „Haushaltsauflösung Krüger“ in Velbert mitgenommen werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das war allerdings nicht immer so. Steffen Krüger arbeitet bei einer Unternehmensberatung in Berlin. Hat hier Wirtschaftskonferenzen organisiert. Seinen Wohnort in Essen-Heidhausen hat der 42-Jährige beibehalten. Noch vor Corona ist er einer der ersten im Unternehmen, der im Homeoffice arbeitet, denn das Ehepaar erwartet Nachwuchs und Steffen möchte als Papa für Söhnchen Noah da sein.

Corona bringt die Wendung im Leben des Paares

Doch dann kommt Corona und stellt das Leben der jungen Familie auf den Kopf. „Da waren Wirtschaftskonferenzen auf einmal überflüssig“, erinnert sich Steffen Krüger. Eines Tages trifft er seinen Nachbarn im Treppenhaus. Er ist Schrotthändler und sagt: „Kommt doch mal mit, wenn Du Dir ein bisschen was dazuverdienen willst.“ Und Steffen Krüger krempelt die Ärmel hoch, packt mit an. „Arbeitsscheu war ich noch nie“, sagt er. Und so lernt er eine völlig andere Welt kennen und beschließt schließlich, sich selbstständig zu machen.

Hier hängen keine Würste mehr an Fleischerhaken, sondern es wird nun Schmuck angeboten.
Hier hängen keine Würste mehr an Fleischerhaken, sondern es wird nun Schmuck angeboten. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Meine Mutter hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich davon erzählte“, erinnert er sich. „Immerhin habe ich studiert“. Aber „mein Vater hat mich unterstützt und sogar mit angepackt.“ Und so ist die Familie unterwegs, mit einem Zwölftonner, sammelt Schrott. Und dann ergab sich die Gelegenheit, Haushaltsauflösungen zu machen, ein kleinerer Transporter wurde angeschafft.

„Bei den Besichtigungen der Haushalte ist uns aufgefallen, wie viele schöne Dinge in den Müll wandern und fanden das schade“, sagt Steffen Krüger. „Und wir wollten auch nachhaltig wirtschaften“. Also suchen sie ein Ladenlokal und werden in der Velberter Unterstadt fündig. „Statt der Entsorgungskosten investieren wir nun in die Miete“, fasst es der Selbstständige zusammen.

Kontakt zu Haushaltsauflösung Krüger

Haushaltsauflösung Krüger ist montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr erreichbar. Unter der Rufnummer 0163 7375327 können Interessenten mit Steffen Krüger einen kostenfreien Erstbesichtigungstermin vereinbaren. Ein Kontakt ist auch per Mail möglich: kontakt@schrott-krueger.de

Der Gebrauchtwarenladen in Velbert an der Friedrichstraße 54 ist montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Alle Infos gibt es auch im Internet unter www.haushaltsaufloesung-krueger.de

Alles, was er bei einer Haushaltsauflösung entdeckt und verkauft werden kann, landet nun im Laden – und das ist jede Menge. Denn schnell hat der 42-Jährige gelernt: „Es wird alles gekauft, manchmal wundert man sich da.“ Das hat auch einen Vorteil für die Kunden, bei denen er die Haushaltsauflösung durchführt.

Im Velberter Laden darf auch gefeilscht werden

Denn die Verkäufe rechnet er mit der Dienstleistung gegen. Ein Überraschungspaket wartet da dennoch auf niemanden, es wird alles im Vorfeld kalkuliert. „Wir machen Festpreise, die wir nach der Besichtigung festlegen, da gibt es keine nachträglichen Kosten.“ Während Steffen Krüger die Preise für die Haushaltsauflösung kalkuliert, legt seine 44-jährige Frau die Preise für die Gebrauchtwaren im Laden fest. Gehandelt werden darf dabei immer.

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Einen Ankauf bietet das Paar in ihrem Laden derzeit nicht an. Denn momentan sind die Regale und Lagerräume voll. Einiges muss noch sortiert und präsentiert werden. Aber auch wenn die Kunden auf den ersten Blick nicht das finden, wonach sie suchen: „Einfach fragen, wir haben eigentlich alles da.“ Steffen Krüger und seine Frau sind glücklich. Sie können nun das Leben führen, das sie sich immer gewünscht haben: Seite an Seite arbeiten, viel Zeit miteinander verbringen und vor allem auch gemeinsam für ihren Sohn da sein.

Louza Gomaa zeigt ihr Lager. Früher war es die Kühlkammer der Velberter Fleischerei Lorenz.
Louza Gomaa zeigt ihr Lager. Früher war es die Kühlkammer der Velberter Fleischerei Lorenz. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer