Velbert-Mitte. . Nachdem bereits 2017 zwei Metzgereien geschlossen haben, zieht nun die Fleischerei Lorenz nach. Gründe: fehlende Nachfolge und steigende Kosten.

Fast 100 Jahre lang betrieben drei Generationen in Folge die Metzgerei Lorenz auf der Friedrichstraße, Ende März schließt das Familienunternehmen jedoch zum letzten Mal die Türe — und so waren es nur noch drei. Denn übrig bleiben im ganzen Stadtgebiet nicht mehr viele Fleischereien: Kampmann in Tönisheide, Janutta in Neviges sowie Schürmann in Velbert-Mitte. Denn erst im letzten Jahr schloss die Metzgerei Schmidt in Neviges ihren Betrieb, auch die Metzgerei Bottmer in Langenberg gibt es seit 2017 nicht mehr.

„Wirtschaftlich stehen wir gut da“

Und irgendwann sterbe der Beruf gar vollständig aus, bedauert Dirk Neugebauer, der die Metzgerei Lorenz noch bis zum 31. März führt. „Wirtschaftlich stehen wir gut da“, sagt Neugebauer, der seit 40 Jahren in der Metzgerei arbeitet, „das ist ja gerade das Traurige, das Geschäft läuft gut.“ Der Grund dafür, dass es nach Ostern keine Wurst und kein Fleisch mehr bei Lorenz gibt, seien stattdessen die hohen Kosten einer anstehenden Renovierung, die die Auflagen erfordern und, laut Neugebauer, einen enormen finanziellen Aufwand bedeuten würden: „Wir sind ein alter Betrieb. Wir müssen viel Geld in die Hand nehmen, um hier noch weiterzumachen. Da wir aber keine Nachfolge in Aussicht haben, lohnt sich das nicht.“

Auch die Kunden sind traurig

Mit fast 60 Jahren könne er den Laden nicht mehr lange stemmen, „aber man findet ja heute auch niemanden mehr, der das machen möchte.“ Im Januar sei die Entscheidung zur Schließung gefallen, alles andere als einfach sei sie gewesen. Die zwölf Mitarbeiter, die bei Lorenz beschäftigt sind, möchte der Chef gut versorgt wissen: „Der Großteil ist bereits untergebracht“, sagt Neugebauer, ein paar Mitarbeiter würden noch nach einer neuen Stelle suchen.

Traurig seien jedoch nicht nur die Angestellten, die teilweise Jahrzehnte lang bei Lorenz arbeiteten, sondern auch die Kunden, die ebenso lang zu ihrem Metzger des Vertrauens kamen. „Es ist schon Trauer angesagt“, erzählt der Fleischermeister.

Fleischer-Kollegen bedauern Schließung

Was aus dem Gebäude werde, das ebenfalls Eigentum der Familie ist, wisse Neugebauer noch nicht. Einen langfristigen Leerstand jedoch würde er bedauern.

Bedauerlich findet auch Fleischer Thomas Kampmann die zunehmende Verknappung des Fleisch- und Wurstangebotes in der Stadt: „Jetzt sind wir nur noch zu dritt“, sagt der Tönisheider. Künftig führt er das älteste und gleichzeitig einzige Familienunternehmen, das noch selbst schlachtet. Sogar ausschließlich regional, bei Kampmann gibt es Schwein und Rind aus Velbert. „Die Auflagen steigen, man muss ständig investieren“, weiß auch Kampmann. „Man darf das nicht einschlafen lassen, dann wachsen einem die Kosten über den Kopf.“

Metzger wollen zusammenhalten

Sein Betrieb sei erst kürzlich modernisiert worden, ans Aufhören denke der fast 50-Jährige noch lange nicht. Immer wieder bildet er auch Nachwuchs aus; eine Herzensangelegenheit: „Es wäre schlimm, wenn der Beruf ausstirbt.“ Die Übernahme sehe er bei Einsteigern in die Selbstständigkeit noch als machbar an, im Gegensatz dazu, einen Betriebe zu gründen. Das sei für einen allein mit zu vielen Kosten verbunden.

Vor fünf Jahren übernahm Miroslav Tomic die Fleischerei Janutta in Neviges und das mit großer Begeisterung für den Beruf: „Ich liebe, was ich mache. Das können nicht viele von sich behaupten.“ Die Nachricht, dass erneut eine Metzgerei in der Stadt schließt, habe ihn „richtig mitgenommen“. Drei seien noch übrig, „wir halten jetzt zusammen“, sagt Tomic.

An Kunden mangelt es nicht

Anstrengend sei der Beruf allemal: „Im Bereich Lebensmittel muss man sehr sorgfältig sein, man muss kreativ und wachsam sein.“ Was bei vielen noch nicht angekommen sei: „Der Beruf ist nicht mehr mit dem Metzger von früher zu vergleichen“, erklärt Tomic, „ich sehe uns heute mehr als Fleisch-Designer.“ Auch der Nevigeser Fleischer wird den Kunden, so weit die Wünsche des Metzgers, noch lange erhalten bleiben. Denn an Kunden schließlich, die eine gewohnte Qualität erwarten, mangel es, genau wie bei Lorenz, am Ende nicht.