Velbert. Die Unternehmen in Velbert und Umgebung bieten weniger Stellen an. Aber Praktika öffnen Türen: Arbeitgeber setzen auf direkten Kontakt.

Die pessimistische Einschätzung der wirtschaftlichen Lage von Seiten der Unternehmen macht sich jetzt auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. Im Kreis Mettmann meldeten die Firmen für dieses Ausbildungsjahr 1642 Stellen, das waren immerhin 9,5 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr. Dazu gibt es geringfügig mehr Bewerber als noch 2023. Dennoch sei die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt für die Jugendlichen weiterhin gut, bilanzierten Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer jetzt, rund vier Monate vor dem Ausbildungsstart.

In Velbert suchen 402 junge Menschen einen Ausbildungsplatz

Derzeit sind im Kreis Mettmann noch 1301 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig sind noch 1072 Ausbildungsplätze unbesetzt. Allerdings finden viele junge Leute auch in den benachbarten Großstätten des Kreises eine Ausbildungsstelle. Vier von zehn jungen Menschen, die im Kreis Mettmann ausgebildet werden, wohnen außerhalb der Kreisgrenzen. Noch etwas größer ist mit 46,6 Prozent der Anteil der Azubis, die im Kreis wohnen und für ihre Ausbildung in die Nachbarstädte pendeln. Im Bereich der Arbeitsagentur-Geschäftsstelle Velbert (Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath) sind derzeit noch 402 Bewerber unversorgt, es gibt noch 293 offene Stellen. Aber viele finden (s.o.) ja eine Lehrstelle in einer benachbarten Großstadt.

„Viele Türe stehen noch offen“

Der Chef der Arbeitsagentur Mettmann, Karl Tymister erklärt: „Bis zum Ausbildungsstart im August/September stehen den jungen Menschen also sehr viele Türen offen. Unsere Berufsberatung unterstützt sie gerne dabei, die beruflichen Träume zu verwirklichen. Sie findet gemeinsam mit den jungen Menschen die passende Ausbildungsstelle.“

Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, sieht noch viele Türen offen für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen.
Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann, sieht noch viele Türen offen für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen. © Arbeit für Arbeit | Agentur für Arbeit

Bei Anruf Praktikum

Tymister rät zu Praktika: „In unserer Praktikumsbörse ´Bei Anruf Praktikum` bieten Unternehmen im Kreis Mettmann über 200 Praktikumsplätze in 88 verschiedenen Berufen an. Um ein Praktikum zu vereinbaren, genügt tatsächlich ein Anruf.“

Auf diesem Weg hat auch die Firma Supianek aus Hilden im Praktikum zwei junge Talente kennengelernt und in die Ausbildung zum Maler und Lackierer übernommen. André Oeste, Geschäftsführer und Ausbilder der Firma Supianek GmbH: „Bei der Nachwuchsgewinnung stehen Zeugnisse bei uns nicht so im Vordergrund. Für uns haben sich Praktika bewährt, um unsere Azubis zu finden.“ Die jungen Leute könnten Beruf und Betrieb kennenlernen und die Firma bekäme einen Eindruck, wie sie arbeiten und ob ihnen der Malerberuf Spaß macht.

Gute Chancen in Klima-Berufen

Gerade das Handwerk warte noch auf geeignete Bewerber, so Dr. Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. Viele dieser Kapazitäten seien zum Stand Mitte April 2024 noch unbesetzt und warteten auf interessierte und motivierte Jugendliche, die sich diese Karrierechance nicht entgehen lassen wollen.

Das sind die beliebtesten Berufe

Diese Berufe sind bei den künftigen Azubis im Kreis Mettmann am meisten nachgefragt: Kaufmann/-frau - Büromanagement; Kfz.-Mechatroniker - PKW-Technik; Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung; Anlagenmechaniker - Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik; Medizinische/r Fachangestellte/r; Verkäufer/in; Automobilkaufmann/-frau; Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik ; Industriekaufmann/-frau; Friseur/in.

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Gerade in den für die Klimawende relevanten Berufen sei der Bedarf unverändert stark erhöht. Elektroniker, Anlagenmechaniker oder Dachdecker suchen junge begeisterte Bewerber, um mit ihnen gemeinsam die Energiewende voranzubringen. Weniger Stellen seien im Bereich des Baugewerbes und des Kfz-Handwerks gemeldet worden. Grund dafür sei, so Henke, die Unsicherheit durch die allgemeine politische Lage. Dennoch biete das Handwerk gute Chancen für junge Leute. Für interessierte Schülerinnen und Schülern, aber auch ihren Eltern bietet die Handwerksammer zahlreiche Beratungsangebote, um erfolgreich den Weg ins Handwerk zu finden.

Mehr Bewerber ohne deutschen Pass

Besonders erfreut zeigten sich die Experten durch die Zunahme von Bewerbern ohne Deutschen Pass. Tymister: „Im Kreis Mettmann sind dies 400 Bewerber, das sind rund 40 Prozent aller Bewerber und 18 Prozent mehr als noch 2023“. Für sie gibt es zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen, wie Nachhilfe oder „Übergangslotsen“ bei der IHK.

Die Kammervertreter und die Leiter der Arbeitsagenturen rufen noch unversorgte Bewerber auf, die Chancen am Ausbildungsmarkt zu ergreifen. Die Berufsberatung unterstütze dabei, die richtige Ausbildung zu finden. Es gibt demnächst auch wieder Azubi-Speeddating in Velbert, kündigte Tymister an.