Velbert. Die Politik hat entschieden, jetzt können die Stadtwerke Velbert Nägel mit Köpfen machen: 2026 soll das Naturfreibad Langenberg eröffnen

Jetzt ist es offiziell: Das ehemalige Freibad im Nizzatal wird reaktiviert, und zwar als Naturfreibad. In der Sitzung am 9. April hat der Rat der Stadt Velbert grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Pünktlich zur Badesaison 2026 soll das neue Bad am alten Standort eröffnen.

Ganz neu ist die Technik zur Wasseraufbereitung, die ganz ohne Chemie auskommt. Deshalb entsteht auf der Wiese hinter der ehemaligen Wellenanlage eine Art Filtersumpf, wird in die Wasserfläche ein schwimmender Filter eingebaut – in der Grafik die Grünfläche rechts der Rutschen.

Hier kommt der Filtersumpf hin. Dort übernehmen Bakterien die Reinigung des Schwimmbadwassers.
Hier kommt der Filtersumpf hin. Dort übernehmen Bakterien die Reinigung des Schwimmbadwassers. © Sascha Döring | Sascha Döring

Sascha Döring

Bakterien übernehmen die Wasserreinigung

Unterhalb des Sonnendecks wird eine Art Filtersumpf entstehen, in dem das Wasser gereinigt wird. „In herkömmlichen Bädern erfolgt etwa die Wasserdesinfektion mit Chlor“, erläutert Tobias Grau. „Bei uns übernehmen diese Aufgabe Kleinstlebewesen“, fährt der Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert fort. Neu ist auch die Idee hinter dem Bad: „Ziel ist nicht, dass die Leute den ganzen Tag im Wasser verbringen, sondern die ganze Anlage zur Erholung nutzen und sich zwischendurch abkühlen.“

Schließlich werde das Wasser nur durch die Sonne erwärmt, „wir rechnen mit einer Durchschnittstemperatur von maximal 23 Grad“, sagt Tobias Grau. Für Nord- oder Ostsee sei das schon gut, „aber im Freibad sind es normalerweise 29 Grad.“

Unterstützt und begleitet werden die Stadtwerke Velbert durch das ortsansässige Architekturbüro Krieger sowie durch den in der Errichtung von Naturfreibädern erfahrenen Fachplaner Polyplan-Kreikenbaum aus Bremen.

Mehr Familien- als Sportbad

Und so soll die Anlage aussehen: In Richtung der Beachvolleyballfelder wird es eine Sandfläche geben, die dann sanft ins Becken abfällt. Hinter dem Flachwasserbereich, der vor allem für Familien mit kleinen Kindern vorgesehen ist, gibt es „eine ziemlich feste Barriere, die Kinder auch nicht so einfach überwinden können“, erläutert Bäder-Chef Norbert Noll.

Dahinter folgt der Nichtschwimmerbereich, zwei Rutschen runden das Spaßangebot ab. „Es wird auch einen Bereich geben, in dem man seine Bahnen ziehen kann“, fährt Norbert Noll fort. Der Bereich sei 25 Meter lang und so breit, dass drei Bahnen hineinpassen.

Tobias Grau (r) ist Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert, Norbert Noll Leiter der Abteilung Bäder beim städtischen Versorger.
Tobias Grau (r) ist Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert, Norbert Noll Leiter der Abteilung Bäder beim städtischen Versorger. © Sascha Döring | Sascha Döring

„Die grobe Planung steht, jetzt geht es an die Details“, erläutert Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Grau die nächsten Schritte. „Wir müssen genau nachweisen, dass wir die Förderrichtlinien auch einhalten.“ Denn, und das steht ja schon seit geraumer Zeit fest, aus eigenen Mitteln müssen die Stadtwerke das Vorhaben nicht finanzieren.

Stadtwerke investieren fast vier Millionen Euro

Rund 3,8 Millionen Euro soll der Bau kosten, „Stand jetzt“, sagt Tobias Grau. 80 Prozent davon übernimmt der Bund, der Rest ist ein Investitionszuschuss aus dem städtischen Haushalt. Wie viel das Bad genau kosten wird, dazu kann der Geschäftsführer der Stadtwerke erst Ende des Jahres mehr sagen.

Denn dann sind die Ausschreibungen für die Handwerker und Baufirmen durch, die Angebote liegen dann bei ihm auf dem Schreibtisch. „Wir werden uns dann mit der Stadt abstimmen, sollten die Kosten über der Schätzung liegen.“ Baustart könnte Anfang Januar 2025 sein, öffnen soll das Naturfreibad pünktlich zur Badesaison 2026.

Bis zu 1100 Tagesgäste haben Platz im neuen Nizzabad

Apropos Badesaison: Die geht für das neue Freibad von Mai bis Oktober. „Wir werden in dieser Zeit aber keinen Parallelbetrieb anbieten“, sagt Norbert Noll. Heißt: Ist das Freibad offen, bleibt die Halle zu. Ist das Wetter zu schlecht, ist draußen geschlossen.

Weniger Wasserfläche: Das Naturfreibad wir rund 1000 Quadratmeter Becken bieten, das ehemalige Freibad hatte 1500 Quadratmeter.
Weniger Wasserfläche: Das Naturfreibad wir rund 1000 Quadratmeter Becken bieten, das ehemalige Freibad hatte 1500 Quadratmeter. © Sascha Döring | Sascha Döring

„Anders können wir das kostenmäßig nicht machen“, erläutert der Bäder-Chef der Stadtwerke. Ausnahmen gibt es aber: „Schul- und Vereinssport findet weiter in der Halle statt, auch Kurse wie Aquafitness.“ Das liege daran, dass Schulen und Vereine ihre eigenen Aufsichtspersonen mitbringen.

Wie es bei einem Freibad üblich ist, werden die zukünftigen Besucherzahlen stark vom Wetter abhängen. Der Geschäftsführer der Stadtwerke rechnet dennoch mit rund 25.000 Gästen pro Saison. „Die maximale Kapazität pro Tag liegt bei 1100 Besucherinnen und Besuchern“, sagt Tobias Grau. „Um also auf unsere Werte zu kommen, brauchen wir schon so fünf, sechs gute Tage pro Monat.“

Schwimmbäder sind Zuschussbetriebe

Wie jedes Schwimmbad sind auch die Velberter Badeanstalten Zuschussgeschäfte. Allein das Nizzabad macht pro Jahr gut eine Million Euro Minus. Die Zusatzkosten für das Freibad belaufen sich nach Angaben des Stadtwerke-Geschäftsführers auf 200.000 bis 300.000 Euro pro Saison.

„Das habe ich in den Diskussionen mit der Politik auch immer offen kommuniziert“, sagt er. Diese Kosten fielen schließlich jedes Jahr an. „Und in 20 Jahren braucht auch ein Naturbad mal eine Überarbeitung. Dafür gibt es dann keine Förderung mehr.“

Nichtsdestotrotz: Ihm und seinem Bäder-Chef ist die Erleichterung anzumerken, dass nun endgültig eine Entscheidung getroffen worden ist – und bald die Bagger im Nizzatal loslegen können.