Langenberg. In vielen Städten nehmen Gastronomen inzwischen eine Gebühr für Reservierungen, weil zu oft nicht abgesagt wird. In Langenberg ist das anders.
Neudeutsch heißen sie „No Shows“: Gäste, die reservieren, aber ohne rechtzeitige Absage nicht kommen. In NRW kennt fast jeder Wirt dieses Problem. Das zeigt eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) vom Dezember 2022. Über ein Drittel der Gastronomen erinnert Gäste deswegen telefonisch oder per Mail an die Reservierung.
Viele Wirte gehen noch weiter: Gut jeder zehnte in NRW verlangt von „No Shows“ nachträglich Gebühren. Sieben Prozent der Gastronomen arbeiten mit Vorkasse bei der Reservierung, vier Prozent fragen bei der Buchung die Kreditkartendaten ab. „Das machen vor allem Restaurants aus dem gehobenen Segment, die reservierte, aber frei gebliebene Plätze nicht durch Laufkundschaft ohne Weiteres neu besetzen können“, erklärt Dehoga NRW-Präsident Patrick Rothkopf.
Kaum Absagen im Alt-Langenberg
In Langenberg allerdings scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, so jedenfalls der Tenor der Gastwirte aus dem Stadtbezirk. Arndt Schiller ist Geschäftsführer der Gaststätte Alt-Langenberg - und er könne sich nicht beschweren: „Also seit Corona ist es vielleicht ein oder zwei Mal vorgekommen, dass Gäste trotz Reservierung nicht erschienen sind.“
Er sei fest davon überzeugt, „dass die Leute nicht nur gerne zu uns kommen, sondern auch gerne wiederkommen“, sagt er lachend. Da wolle man doch den Wirt nicht vor den Kopf stoßen. „Um es kurz zu machen: In der Regel sagen die Leute ab, wenn sie die Reservierung nicht einhalten können.“ Eine Gebühr zu verlangen, in welcher Form auch immer, sei also im Alt-Langenberg kein Thema.
„Wir haben ganz andere Probleme“
Gleiches gelte für die Wilhelmshöhe, sagt Inhaber Siegfried Figge. „Wir haben hauptsächlich Stammgäste hier und die sagen selbstverständlich ab, wenn sie mal nicht können. Von daher: Bei uns läuft alles super.“ Das bestätigt auch Drazenko Kraljevic. Sein Haus Nickhorn liegt an der Stadtgrenze zu Neviges und auch er hat die Erfahrung gemacht, dass Reservierungen „in 90 Prozent der Fälle abgesagt werden, wenn man den Termin nicht einhalten kann.“
Er habe ganz andere Probleme, sagt der Gastwirt, der seit mehr als 30 Jahren im Geschäft ist: „Die Steuern müssten für uns gesenkt werden und uns fehlt Personal.“ Dabei rede er nicht einmal von Fachkräften: „Man braucht kein Diplom, um Teller zu waschen“, sagt er - und wünscht sich mehr Unterstützung durch die Politik. „Aber das ist ein anderes Thema“, sagt er lachend, „über meine Gäste kann ich mich wirklich nicht beklagen.“
Frischwaren und Personal richten sich nach erwarteter Zahl der Gäste
Das Phänomen „No Show“ ist auch außerhalb von Langenberg nicht für alle ein Problem: Lokale mit viel Laufkundschaft etwa trifft dieses Kundenverhalten weit weniger. Doch warum ärgern sich Gastwirte über Nicht-Absagen? Jede geringere Gästezahl bringt Verluste mit sich. Zum einen kaufen die Gastronomen erheblich mehr Lebensmittel ein, je mehr Tische reserviert sind, je mehr Personen sich angesagt haben.
Brauchen sie dann aber diese Mengen doch nicht, gibt es ein Problem, da Frischwaren sich nur für sehr begrenzte Zeit nutzen lassen. Zum anderen richtet sich das eingesetzte Personal nach der Zahl der erwarteten Gäste - um den Arbeitsaufwand samt Service leisten zu können. Sind es dann doch weniger Gäste, kann man die eigens bestellten Kräfte nicht einfach wieder nach Hause schicken.
80 Prozent der Gastronomen in NRW haben Umsatzverluste
Bei der Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in NRW meldeten übrigens rund 80 Prozent der teilnehmenden Gastronomen, dass sie durch nicht eingehaltene Reservierungen Umsatzverluste von zehn Prozent erleiden. Bei dem übrigen Fünftel waren es mehr als 20 Prozent und mehr.
Doch, wie gesagt, in Langenberg scheint noch alles im Lot zu sein. Gar keine Probleme hat übrigens auch das Baumhaus am Kletterpark, aber aus einem ganz anderen Grund: „Wir nehmen gar keine Reservierungen an“, sagt Marketingchef Nils Labude.