Velbert. In der Stadt Velbert sind jetzt die ersten Straßenstücke als Fahrradstraßen ausgewiesen worden. Was das für Autofahrer jetzt bedeutet.

Wer in jüngster Vergangenheit in der Oberstadt von der Friedrichstraße in die Mettmanner Straße eingebogen ist, reibt sich die Augen. Auf dem Asphalt prangt ein großes weißes Quadrat mit einem Fahrradschild. „Fahrradstraße“ steht auf der Fläche. Schilder am Straßenrand weisen darauf hin, dass in dieser Straße immerhin auch Autos oder Motorräder zugelassen sind. Dieser Straßenabschnitt bis zur Kastanienallee und die Südstraße von der Oststraße bis zur Friedrichstraße sind die ersten ausgewiesenen Fahrradstraßen in Velbert, weitere könnten folgen. Doch was bedeutet das eigentlich „Fahrradstraße“?

Nebeneinander fahren ist ausdrücklich erlaubt

Jan Schneider, Leiter der Velberter Straßenverkehrsbehörde, erklärt: „In der Fahrradstraße haben Radfahrer grundsätzlich den Vorrang.“ Autos und Motorräder dürfen den Radverkehr weder behindern noch gefährden. Es gelten besondere Regeln, der Radverkehr hat Priorität. Die Radfahrer können hier auch nebeneinander herfahren, das ist ausdrücklich erlaubt, der Autofahrer oder auch der Motorradfahrer muss dann geduldig dahinter bleiben und darf nicht drängeln.

Überholen ist möglich

Im Sinne der allgemeinen Rücksichtnahmepflicht dürfen langsam nebeneinander fahrende Radfahrer aber durchaus schnellere Verkehrsteilnehmer überholen lassen. Beim Überholen innerorts ist auch in Fahrradstraßen auf den Mindestabstand von 1,50 Metern von Kraftfahrzeugführern gegenüber Radfahrenden zu achten.

Es gilt Tempo 30

Die Radstraße aber keinen Einfluss auf das Vorfahrtrecht: Falls die Vorfahrt nicht durch Zeichen geregelt ist, gilt für alle rechts vor links.

„In den Fahrradstraßen gilt grundsätzlich Tempo 30“, führt Schneider weiter aus. Radfahrer sollen hier sicher unterwegs sein können. Und für die Anlieger bedeutet der langsamere Verkehr auch ein Vorteil durch insgesamt weniger Geräuschbelastung in ihrer Straße.

Auto und Motorräder erlaubt

Während es anderenorts exklusive Fahrradstraßen gibt, in denen nur Drahtesel rollen dürfen, ist auf den Premierenstraßenstücken in der Velberter Oberstadt auch Autos und Motorrädern die Durchfahrt und das Parken erlaubt.

Den Fahrrädern übrigens gleichgestellt sind E-Scooter, auch sie dürfen in jeder Fahrradstraße verkehren. „Wenn es einen Radweg gibt, müssen E-Scooter-Fahrer diesen auch nutzen“, führt der Velberter Amtsleiter aus. Ist kein Radweg vorhanden, müssen die Roller auf die Straße - und gehören keinesfalls auf den Bürgersteig.

Parkplätze bleiben

Die Fahrradstraße hat den Vorteil, dass Parkplätze in der Mettmanner Straße an beiden Seiten der Straße erhalten bleiben können. Bei Anlegung eines Radweges wäre ein Parkstreifen entfallen.

Die neue Fahrradstraße soll eine sichere Verbindung vom Panoramaradweg über die Süd- und Mettmanner Straße in Richtung Innenstadt und Kostenberg sein, ohne dass der Radfahrer die enge und deshalb für ihn gefährliche, viel befahrene Langenberger Straße nutzen muss.

Weitere Straßen können folgen

Der Fahrradstraße in der Oberstadt könnte nicht die einzige in Velbert bleiben. Denn sie sind laut Schneider ein Mittel, den Radverkehr in der Stadt zu fördern und vor allem für die Radfahrer sicherer zu machen, zumal wenn die Enge der Straße keine Radwege erlaubt.

Radfahrern Verkehrsflächen zur Verfügung zu stellen, ist auch ein Beitrag zur Verkehrswende, gerade, auch wenn die Klimaneutralität angestrebt wird. In einigen Städten, beispielsweise in Bremen, gibt es Fahrradzonen. Dann gelten für ein ganzes Stadtviertel die oben genannten Regeln.