Velbert. Velberter Firma sezt auf den Kiribaum als „Klimaretter“ um die CO2 Bilanz auszugleichen. Dies bringt sowohl Arbeit als auch Vorfreude mit sich.
Paulownien gelten als die weltweit schnellwachsendsten Bäume. Zu ihren sieben Arten gehört unter anderem der „paulownia tomentosa“. Dieses umgangssprachlich Blauglocken-, Kaiser- oder Kiribaum genannte Holzgewächs wird nicht umsonst als „Klimaretter“ bezeichnet. Dies möchte sich Christian Prager zu Nutzen machen. Der Eigentümer des Garten- und Landschaftsbauunternehmens „Grün & Grau“ plant eine Plantage mit einem Hybriden dieser Pflanze und erhofft sich in ersten Linie seinen CO2 Fußabdruck auszugleichen.
Die Arbeiten laufen bereits seit dem letzten Jahr
Im November hat Prager mit den Arbeiten auf dem Grundstück am Velberter Stadtrand begonnen. „Hier ist noch sehr viel zu tun“, berichtet der Gärtnermeister in dritter Generation. „Der vorherige Eigentümer hat hier wahllos seine Materialien weggeschüttet. So kann natürlich kein Baum vernünftig wachsen und gedeihen. Das Areal muss erst aufgewertet werden“, fuhr er fort. Geplant ist im Juni die circa 50 Zentimeter hohen Bäume zu pflanzen. „Bis wir hier soweit sind, lassen werden die Bäume bei „WeGrow“ hochgezogen“. Von dort hat Prager seine Bäume erworben.
2500 Bäume sollen hier ihren Platz finden. „Im ersten Schritt werden uns 1000 Kiribäume geliefert, danach folgen 1500 weitere. „Wir müssen schauen, dass die Bäume nicht im Wasser stehen. Das ist hier noch nicht überall gegeben“, berichtet Prager weiter.
Im eigenen Garten auf den Baum aufmerksam geworden
Kiribaumholz ist bei Kennern ein sehr gefragter Rohstoff. Christian Prager und seine Frau Nina sind im eigenen Garten, der leidenschaftlich gepflegt wird, auf die Vorzüge des Baumes aufmerksam geworden. „Wir haben bei uns einen solchen Setzling eingepflanzt. Kaum größer als einen halben Meter. Bereits nach einem Jahr war er weit mehr als doppelt so groß wie wir“, erinnert sich Nina Prager. „Die Kinder konnten sich hinter seinen Blättern gefühlt ganz verstecken“. Doch nicht nur Kinder können an oder unter seinen Blättern Schutz suchen. Auch bei Insekten und besonders bei Bienen ist er äußerst beliebt.
Circa vier bis sechs Meter wächst ein Kiribaum pro Jahr und speicher somit sehr viel CO2, eine Eiche im Vergleich 25-50 Zentimeter. Trotz oder gerade wegen dieser Eigenschaft besitzt er leichtes Holz. Gerade einmal 290 Kilogramm wiegt ein Kubikmeter, bei einer Eiche sind es 770 Kilogramm. Pro Jahr speichert ein Kiribaum 700 Kilogramm CO2, auch hier schafft eine Eiche lediglich 30 Kilogramm. Zur Einordnung: 10.000 Kilometer mit einem PKW stoßen circa 1.440 Kilogramm aus.
Pragers Bäume wachsen zuerst hauptsächlich in die Höhe und dann in die Breite. Sie sind nach circa zehn Jahren ausgewachsen. Dann haben sie eine Höhe von 13 bis 14 Metern erreicht (Als Vergleich: Eine Eiche kann bis zu 35 Meter hoch werden) und noch wichtiger: eine Stammdicke von circa 45 Zentimetern. „Wenn die Bäume diese Eigenschaften aufweisen, werden sie an Sägewerke geschickt, wo man sie zu Möbeln verarbeitet“, erklärt Prager seinen zukünftigen Plan. Selbst abgeholzt wirken sie sich positiv auf den CO2 Ausstoß aus. „Durch ihr leichtes Holz werden die Transportfahrzeuge nicht so schwer wie bei anderen Bäumen und sind somit umweltfreundlicher“, ergänzt Nina Prager. Und da hat sie recht; mehr Gewicht bedeutet, dass der Motor mehr Kraft benötigt und somit mehr Benzin verbraucht. Das sorgt für höhere CO2 Emissionen.
Bei einer Entsorgung beziehungsweise Verbrennung des Holzes wird unter anderem CO2 ausgestoßen. Durch die Holzverwertung entgeht man diesem und sorgt dafür, dass das CO2 weitere Jahre, begünstigt durch die lange Brauchbarkeit, gespeichert wird. Eine Verbrennung umgeht man so unter Umständen sogar ganz.
Manche Arten gelten als invasiv, doch Kiribäume sollten auf die „weiße Liste“
In Deutschland gelten manche Arten der Paulownia als potenziell invasive Art. Das bedeutet erstmal nur, dass sie hier nicht heimisch sind. Das Problem hierbei liegt viel eher in der Verdrängung der heimischen Bäume und der daraus resultierenden Veränderung für das einheimische Ökosystem. Auch Kritiker werden laut und sorgen sich um einheimische Bäume. Aufgrund dessen stehen sie auf der grauen Liste des Bundesamts für Naturschutz. Dies ist wohl reiner Vorsicht geschuldet und für nicht einheimische Baumarten nichts Ungewöhnliches. Daher gelten sie, wie viele andere Pflanzenarten, als Neophyten.
Unterschieden wird hier zwischen schwarzer, grauer und weißer Liste. Auf der schwarzen Liste stehen Pflanzen bei der die Gefährdung der Biodiversität belegt ist. Auf der grauen Liste jene, bei der eine begründete Annahme für eine Gefährdung besteht und auf der weißen Liste Pflanzen von denen keine Gefährdung ausgeht.
In Deutschland wird fast ausschließlich das Invasivverhalten der paulownia tementosa, dem Blauglockenbaum untersucht. Bei den Bäumen auf der Plantage handelt es sich um Hybriden. Sie können sich also nicht vermehren. Ihre Samen können nicht keimen und sie können sich nicht unkontrolliert weitervermehren. Auf Grund dieser Eigenschaften und des privaten Standorts könnten sie jedoch ungehindert auf die weiße Liste.
Wie viel Ertrag die Plantage hat wird man erst in der Zukunft sehen
In wie weit genau die Plantage den CO2 Ausgleich ermöglicht wird sich erst zeigen, wenn die ersten Bäume ausgewachsen und abtransportiert sind. Durch die faktisch belegten Eigenschaften des Baumes ist jedoch sicher, dass zu anderen Arten ein erheblich höherer Ausgleich möglich ist. „Unser CO2 Fußabdruck schrumpft dadurch enorm, von einem kompletter Augleich ist ebenfalls auszugehen“, ist sich Christian Prager sicher. Darüber hinaus steht die Idee mit CO2 Zertifikaten zu handeln im Raum, ergänzt seine Frau, „aber darum kümmern wir uns erst, wenn die Plantage fertig ist und die Bäume schon einige Jahre hier gedeihen“.