Velbert. Grün löst grau ab: Die Umwandlung von Vorgärten wird in Velbert gefördert. Für Entsiegelung und klimatische Aufwertung gibt’s bis zu 2000 Euro.

Gegen die trendigen Schottergärten scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Klima- und Umweltschützern sowie Menschen, die einfach andere ästhetische Vorstellungen hegen, sind sie zunehmend ein Dorn im Auge. Das Land NRW will per Landesbauordnung gesetzlich dagegen vorgehen; und die Stadt Velbert versucht’s jetzt mit Schotter. Wenn dieser Begriff für Geld in diesem Zusammenhang mal erlaubt ist. Die Umwandlung solcher steinerner in grüne Vorgärten soll mit 1000 Euro pro Fall unterstützt werden. Und wenn zusätzlich entsiegelt wird, gibt’s sogar das Doppelte.

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Ein urgrünes Anliegen

Nicht immer erweisen sich Steingärten auf Dauer als wirklich so pflegeleicht, wie es sich ihre Besitzer womöglich mal erhofft haben.
Nicht immer erweisen sich Steingärten auf Dauer als wirklich so pflegeleicht, wie es sich ihre Besitzer womöglich mal erhofft haben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Genaueres steht in den neuen „Richtlinien der Stadt Velbert über die Gewährung von Zuwendungen zur Entsiegelung und klimatischen Aufwertung von Vorgärten in städtischen Gebieten“, die der Haupt- und Finanzausschuss – wie auch noch weitere Sachthemen – in seiner ersten Sitzung einstimmig beschlossen hat. Die Grünen „begrüßen das natürlich“ (Esther Kanschat). Schließlich geht die Entscheidung des Umwelt- und Planungsausschusses vom Juni 2019, demzufolge bei der Aufstellung eines Bebauungsplans in jedem Einzelfall zu prüfen ist, ob eine Vorgartenbegrünung vorgeschrieben werden soll, auf ihre Initiative zurück.

Erwartungen gehen weit auseinander

Derweil sich Thorsten Hilgers (FDP) vorstellen kann, dass die Nachfrage größer als der zur Verfügung stehende Topf ist, hat Karsten Schneider da eher seine Zweifel. Er glaube nicht an einen großen Erfolg, sagte der CDU-Mann am Dienstagabend in der Sitzung. „Das treibende Motiv ist doch meistens, die Gärten pflegeleichter zu gestalten.“ Und das seien meistens ältere Leute, die würden die Förderung wohl eher nicht nutzen.

60.000 Euro sind zugesagt

Stadtrat entscheidet über die Richtlinien

Das letzte Wort in der Sache hat der Rat. Der endgültige Beschluss steht als vierter Punkt auf der Tagesordnung seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 15. Dezember. Sie findet um 16 Uhr im Bürgerhaus Langenberg, Hauptstraße 64, statt.

Gleich eingangs der Sitzung bringen Bürgermeister Dirk Lukrafka und Stadtkämmerer Christoph Peitz den Haushaltsentwurf für das Jahr 2021 ein.

Zum Hintergrund: Im September 2020 erging ein Förderaufruf „Grüne Infrastruktur“ im Zusammenhang mit dem NRW-Konjunkturpaket I, das kurzfristig investive Vorhaben befördern soll. Und zwar mit dem Ziel, Grün- und Freiräume zu sichern, entwickeln, schaffen und sie zu verbinden. Im Zuge dessen wiederum bekommt Velbert nun Fördermittel in Höhe von 60.000 Euro, um bis Ende August nächsten Jahres ein Vorgarten-Förderprogramm umzusetzen.

Mustergärten und Fachberatung

Davon sollen 10.000 Euro in Beratungsmaßnahmen fließen. Dazu gehört erstens die Anlage von vier bis sechs Entwürfen pflegeleichter und gut umsetzbarer Mustervorgärten durch ein Fachbüro. Eine Idee, die (nicht nur) bei Thorsten Hilgers ausgesprochen gut ankam. Zweitens soll jeder Antragssteller Unterstützung durch eine weiterführende, individuelle Beratung eines Gartenberaters erhalten.

Bis zu 50 Projekte kommen zum Zuge

Der Löwenanteil soll mit 50.000 Euro jedoch der Schaffung bzw. Optimierung privater und begrünter Vorgärten in den Siedlungsgebieten Velberts zugute kommen. Mit einer jeweiligen Maximal-Fördersumme von 1000 Euro pro Vorgarten – sowie 2000 bei zusätzlicher Entsiegelung – bzw. 100 Euro/qm bei kleineren Flächen. „ Dadurch lassen sich etwa 50 Projekte mit dem maximalen Fördersatz fördern“, schreibt die Fachverwaltung, die sich deshalb einen hohen Anreiz zur Teilnahme erhofft.

Kanschat ist stv. Ausschussvorsitzende

Esther Kanschat – hier bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates – wurde jetzt im Haupt- und Finanzausschuss zu dessen stv. Vorsitzenden gewählt.
Esther Kanschat – hier bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates – wurde jetzt im Haupt- und Finanzausschuss zu dessen stv. Vorsitzenden gewählt. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Förderfähig und -würdig sind Entsiegelung, Bodenaustausch, Anpflanzung von Grün sowie Aufwertung bestehender Grünvorgärten durch Stauden oder Hecken, ebenso alle verbundenen Arbeitskosten hinzugezogener Garten- und Landschaftsbauarchitekten, sowie Miete für Arbeitsgeräte. Ganz wichtig: Es muss unbedingt „eine deutliche ökologische Aufwertung“ nachweisbar sein. Für diese gute Sache müsse „kräftig geworben werden“, fordert André Feist-Lorenz (Bündnisgrüne).

Gartenarbeit beginnt im März

Die Antragstellung soll zum Januar starten; erste Vorgärten sollen ab März umgesetzt werden. „Ich bin gespannt, wie’s angenommen wird“, sagt Bürgermeister Dirk Lukrafka. Es würde eine klimatischer Gewinn sein, so der Bürgermeister. Er hat laut Gemeindeordnung aufgrund seines Amtes den Vorsitz im Hauptausschuss. Zur stv. Vorsitzenden bestimmte das Gremium am Dienstag mehrheitlich die Grüne Esther Kanschat, die bei der Kommunalwahl ebenfalls als Bürgermeister-Kandidatin angetreten war.