Velbert. Vor einem Jahr hat sich Yvonne Wieschermann selbstständig gemacht und die Bäckerei Schmidt übernommen. Weshalb sie den Schritt nie bereut hat.
An diesem Morgen mitten unter der Woche ist es voll im Brotkörbchen. Fröhlich scherzt Silke Wieschermann mit den Kunden, die ihr bestens vertraut sind. In der Backstube der Velberter Traditionsbäckerei, die viel noch unter dem Namen „Bäcker Schmidt“ kennen, steht ihre Tochter Yvonne.
Vor einem Jahr hat die nun 24-jährige Bäcker- und Konditormeisterin den Betrieb am Berg übernommen. Bereut hat sie diese Entscheidung keine Sekunde. Am 1. März vor einem Jahr eröffnete sie nach kurzer Renovierung des Ladenlokals ihr Brotkörbchen.
Junge Bäckereimeisterin aus Velbert hat vor einem Jahr Bäckerei Schmidt übernommen
Yvonne Wieschermanns lächelt zufrieden. „Ich liebe es, mich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen.“ Und die hat sie als eigene Chefin täglich. „Ich arbeite immer da, wo ich gebraucht werde und wo gerade die Arbeit anfällt.“ Sei es in der Produktion oder aber auch im Verkauf. Am liebsten aber arbeitet sie in der Produktion, um zwei Uhr nachts geht dann die Schicht los. „Und da gehört dann auch das Spülen im Anschluss dazu.“ Ohnehin ist es der jungen Chefin wichtig, eben sehr wenig „Chef“ zu sein. „Wir sind ein sehr familiäres Team und ich möchte, dass jeder Spaß und Freude an der Arbeit hat.“
Genau eben wie die junge Inhaberin selbst. „Wenn man den ganzen Tag in der Produktion war, ist man schon mal fertig“, gesteht sie. „Aber am nächsten Tag bin ich mit voller Energie wieder dabei.“ Dass ihre Arbeitszeiten so unterschiedlich sind, das stört Yvonne Wieschermann nicht. „Ich bin ja noch jung“, sagt sie lachend und ergänzt. „Es ist ja auch nicht jeden Tag so, dass man nur zwei oder drei Stunden schläft.“ Und wenn die Schicht vorbei ist, „mache ich auch mal einen Mittagsschlaf, ich kann zu jeder Zeit schlafen, wie ein Stein.“
Yvonne Wieschermann arbeitet Seite an Seite mit Freund und Mutter
Dass sie so jung die Bäckerei übernommen hat, das ist für Yvonne Wieschermann selbst gar nichts Besonderes. „Ich mache doch nur das, was ich liebe“, sagt sie bescheiden. Ihre Mutter hingegen ist stolz auf ihre Tochter. Die 45-Jährige nimmt ihr Kind in den Arm und drückt sie. Viel Zeit haben die beiden schon immer gemeinsam verbracht, schließlich wohnt die junge Unternehmerin noch daheim. Die Betonung liegt auf noch, denn derzeit ist 24-Jährige mit ihrem Umzug beschäftigt. Schon bald wird sie mit ihrem Freund eine gemeinsame Wohnung beziehen und auch mit ihm wird sie nicht nur ihre Freizeit, sondern auch ihren Arbeitsplatz teilen. Denn er ist wie sie Bäckermeister.
Und so setzt sie damit eine weitere Tradition der Bäckerei Schmidt fort. Denn Ehepaar Schmidt arbeitete ebenfalls täglich Seite an Seite. Bedenken, dass das nicht funktionieren könnte, hat sie nicht. „Wobei“, sagt sie und lächelt ihre Mutter an „mir wird es erst gerade bewusst, dass wir hier noch nie aneinander geraten sind.“
Mitarbeiter dürfen im Brotkörbchen selbst kreativ werden
Vielleicht liegt es auch daran, dass Yvonne Wieschermann Wert darauf legt, dass ihre Mitarbeiter eigene Ideen äußern und umsetzen dürfen. „Ich fand es schon immer toll, wenn man jederzeit Dinge ausprobieren kann und mein Team soll sich auch kreativ ausleben dürfen, wenn sie eine coole Idee haben, sollen sie sie machen.“
Mit den neuen Ideen wird es künftig auch ein monatlich wechselnde Aktionsbrot geben. Aber auch die beliebten und traditionellen Brote und Kuchen gibt es weiterhin. Ein Angebot, das nicht nur die Stammkunden lieben. „Wir bekommen immer wieder neuen Zulauf und ich höre, dass wir ein Geheimtipp in Velbert sind.“ Das freut Yvonne Wieschermann sehr. Ohnehin legt sie viel Wert auf das Feedback ihrer Kunden und mag es deshalb auch, selbst im Verkauf zu stehen.
Brot kommt bei Yvonne Wieschermann übrigens selten auf den Tisch. „Zum Abendessen kochen wir stets warm“, sagt sie und zwischendurch, „ess ich vielleicht mal ein Brötchen“. Am liebsten aber mag sie das Ciabatta - „das ist wunderbar fluffig“, schwärmt sie. „Und es macht auch immer ordentlich was her, wir können es bis zu einer Länge von 1,60 Meter und einem Gewicht von acht Kilo backen.“
Das Telefon der jungen Bäckermeisterin ist immer an
Wenn die Velberterin einmal frei hat, sie arbeitet derzeit sechs Tage in der Woche, dann beschäftigt sie sich am liebsten mit „Malen nach Zahlen - da kann ich einfach richtig gut runterkommen“, sagt sie. Einen Nachteil gibt es aber doch an der Selbstständigkeit. „Die Büroarbeit“, sagt Yvonne Wieschermann mit einem Augenzwinkern. „Und das Telefon ist immer an, auch wenn ich frei habe.“
Dass die Bäckerei- und Konditormeisterin ihre Arbeit mit Herzblut betreibt, schätzen auch ihre Kunden. Und so überraschte sie neulich jemand mit einem Präsentkörbchen und Glückwünschen zum einjährigen Bestehen. „Wo gibt es denn sowas? Dass Kunden Geschenke in eine Bäckerei bringen?“, sagt die Unternehmerin gerührt. Ihr Mut, sich in einem Beruf, den viele nicht mehr ausüben möchten, selbstständig zu machen wird somit Tag für Tag belohnt. Mit zufriedenen Kunden, zufriedenen Mitarbeitern und einer glücklichen Chefin, die aus der Familienbäckerei Schmidt ihr Familienunternehmen Brotkörbchen gemacht hat.
Das sind die Öffnungszeiten vom Brotkörbchen
Das Brotkörbchen an der Posener Straße 25 ist montags bis freitags von 6.30 bis 13 Uhr geöffnet. Dienstags, donnerstags und freitags zudem von 15 bis 18 Uhr. Samstags gibt es frische Backwaren von 6.30 Uhr bis 12.30 Uhr und sonntags von 8 bis 11 Uhr. Telefonisch ist das Brötkörbchen unter 02051 63328 erreichbar.