Velbert/Wuppertal. Wer eine Ölheizung hat, kennt ihn. Jörg Wichelhaus beliefert hauptsächlich private Kunden. Weshalb ihn neue Heizungsgesetze kalt lassen.
Der Absatz von Wärmepumpen hat sich rückläufig entwickelt, hingegen ist die Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen ganz kräftig gestiegen. Das meldet der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) für die zweite Hälfte vergangenen Jahres.
Solche Erfahrungen macht auch Jörg Wichelhaus, der aufgrund stark vermehrter Kunden-Anfragen auch richtig turbulente Wochen hinter sich hat. Es gebe zwar nicht mehr Ölheizungen, berichtet der Geschäftsführer von „Wichelhaus Heizöl & Diesel“, „aber bestehende Anlagen werden erneuert und auf modernen Stand gebracht.“ Der 61-Jährige führt den Betrieb, Inhaber ist Hartmut Wichelhaus (83), nunmehr schon in der vierten Generation und nach wie vor am alten Standort - und er blickt erklärtermaßen gelassen in die Zukunft. Aus gutem Grund.
Diesel für Velberter Tankstelle
Die Firma versorgt von Wuppertal-Dornap aus etwa 5000 Kunden, „das sind rund 6500 Lieferungen im Jahr“, mit Heizöl. Zu 80 Prozent private Haushalte, der Rest sind Gewerbebetriebe und Kommunen, das Ganze in einem Radius von ca. 20 Kilometern: in Wuppertal selbst, in Niederberg, Remscheid und Solingen. Diesel-Abnehmer sind Tankstellen - so auch die Velberter an der Langenhorster Straße -, außerdem Speditionen, Landwirte und Baufirmen.
Ansturm wegen höherer CO₂-Bepreisung und Januar-Kälte
Im Dezember hatten Jörg Wichelhaus sowie seine Frau Renate - „Wir schmeißen den Laden“ - und Mitarbeiterin Esther Maijer, die Aufgaben wie Ein- und Verkauf, Rechnungswesen und Disposition wuppen, den Kopf buchstäblich unterm Arm. Viele Kunden hätten angesichts der Anhebung der CO₂-Bepreisung ihre Einkellerung vorgezogen, im Januar habe der Kälteeinbruch dann für einen weiteren Boom gesorgt.
Vier Tankwagen im Einsatz
Für die Firma sind drei Fahrer unterwegs, denen vier Fahrzeuge - 18-Tonner-Tankwagen, ggf. mit Anhänger - zur Verfügung stehen. Heizöl und Diesel kommen aus Tanklagern an der Rheinschiene. „Die Kundendatei ist geschrumpft“, der eine oder andere sei auch weggezogen, erzählt Renate Wichelhaus. Im Umfeld gebe es viele frei stehende Siedlungshäuser, da heiße es oft Ölheizung raus und der Keller werde zum Fitnesskeller. „Das ist eben der Zahn der Zeit.“ Zudem kämen Häuser in neue Hände.
Wenn die Wärmepumpe zur Elektroheizung wird
Nicht zuletzt durch Verbraucherberatungsstellen sei 40 Jahre lang die Gasheizung propagiert worden, fügt Jörg Wichelhaus hinzu. Fürs Heizen mit Heizkörpern brauche es eine höhere Vorlauf-Temperatur von bis zu 70 Grad, „für Gas- und Öl-Anlagen kein Problem“. Eine Wärmepumpe könne eine solch hohe Gradzahl nicht effektiv liefern, wenn es sehr kalt sei und der Wärmebedarf entsprechend hoch. „Die läuft dann quasi wie eine Elektro-Heizung und braucht viel Strom. Und was eine Kilowattstunde kostet, wissen Sie ja.“
Zehn Kilowattstunden in jedem Liter
In einem Liter Öl, erklärt Wichelhaus, steckten zehn Kilowattstunden Energie; der Liter koste aktuell etwa 1,10 Euro brutto. Eine Wärmepumpe im Bestand mit Heizkörpern funktioniere meistens nicht effektiv. Mit der Lebensdauer, klarer Pluspunkt einer Ölheizung, habe man noch keine Erfahrungen. „Mit Blick auf Bestandsbauten wäre es vielleicht besser, hybride Systeme zu fördern, anstatt den Fokus nur noch auf Wärmepumpen zu legen.“
Nur noch ein Bruchteil ehemaliger Akteure
„Der Markt wird nicht größer, aber die Anbieter werden nicht mehr“, beschreibt der Geschäftsführer die Lage. Früher habe es in Wuppertal 30 freie Händler gegeben, heute seien es bloß noch vier. „Wir sind gelassen. Wir haben seit Jahren gleich gute Zahlen und stehen auf soliden Füßen.“
Ganz erheblicher Beitrag zur Kohlendioxid-Reduzierung
Ursächlich für die eingangs geschilderte Entwicklung waren laut BDH die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und die künftige Förderkulisse. Nach Auskunft des Verbandes betrug 2023 die CO₂-Gesamteinsparung infolge Heizungsmodernisierung deutschlandweit drei Millionen Tonnen. Daran hat Gas einen Anteil von rund 890.000 und Öl von 174.000 Tonnen. Auf Wärmepumpen entfallen 1.727.000 Tonnen. Das BDH-Fazit: „Damit leistet die Heizungsmodernisierung über alle Technologien hinweg den größten Anteil bei der CO₂-Reduktion im Gebäudesektor.“
>>> Es begann mit einem Kolonialwarenladen
Die Geschichte von „Wichelhaus Heizöl & Diesel“ geht bis ins Jahr 1880 zurück. „Damals gründete der Onkel meines Großvaters einen Kolonialwarenladen“, erzählt Jörg Wichelhaus. Der Standort habe früher zur Stadt Wülfrath gehört. Später sei man dann auf Kohlenhandel umgestiegen.
1928 kam eine Shell-Tankstelle hinzu, die seit 1974 verpachtet ist. Im Jahr 1965 wurde der Kohlenhandel eingestellt und von Heizöl abgelöst. „Erst als Shell-Agent und seit 1975 als freier Mineralölhändler.“