Velbert. Stadtwerke Velbert ändern die Preise für Strom und Gas. Beim Wasser gibt’s künftig stadtweit ein Tarifsystem. Neue Tochtergesellschaft.
Im Hinblick auf die Energiepreise kommen aktuell von den Stadtwerken Velbert sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Die unerfreulichen sind allerdings nicht hausgemacht, haben ihren Ursprung nicht am Stadtwerke-Sitz Kettwiger Straße. Alleinige Ursache dafür, dass man den Strompreis zum 1. März „moderat erhöhen müsse“, erklärt Tobias Grau, seien die brutto um vier Cent gestiegenen Netzentgelte. Diesen Faktor gebe man lediglich weiter, „da verdienen wir nichts dran“, versichert der neue Geschäftsführer. Beim Gas „haben wir gut eingekauft“. Eigentlich könne der Preis für diese Energie zum selben Datum „moderat sinken“. - Wenn nur das Wörtchen wenn nicht wär‘.
Steuersatz macht in Velbert den Einkaufsvorteil völlig zunichte
Denn der aus dem Einkauf resultierende Entlastungseffekt von monatlich „um die 20 Euro“ für einen durchschnittlichen Haushalt werde absehbar „mehr als aufgefressen“, rechnet Grau vor, weil die Mehrwertsteuer für Gas von sieben auf 19 Prozent steige. Ihr Satz war im Oktober 2022 - wohlgemerkt von vornherein zeitlich befristet - verringert worden. Der Schritt auf 19 Prozent an sich sei keine Frage; in Berlin herrsche lediglich noch keine Klarheit darüber, ob das nun zum 1. oder zum 31. 3. passiere
Sechs bis 14 Euro mehr für Strom - im Monat
Die eingangs erwähnte Mehrbelastung beim Strom beziffert Grau auf „sechs bis 14 Euro im Monat, je nach Haushalt“. Die Netzentgelte beträfen alle Anbieter. „Das bringt uns keine Wettbewerbsnachteile.“ „Wir leben weiter in energiepolitisch spannenden Zeiten“, kommentiert er die Lage, jedoch gehe es „nicht mehr so chaotisch zu“ wie erst kürzlich gehabt.
Künftig stadtweit ein Tarifsystem beim Wasser
Kommen wir zum Wasser: Hier wird absehbar eine Harmonisierung zwischen den bisher unterschiedlichen Tarifsystemen von Velbert-Mitte mit -Neviges einerseits und -Langenberg andererseits vorgenommen. Bloß der Zeitpunkt ist noch offen. Hintergrund: Zum Jahreswechsel ist die Gelsenwasser AG mit 15 Prozent bei den Velberter Stadtwerken eingestiegen und hat im Zuge dessen die Wasserversorgung im Stadtbezirk Langenberg an die Stadtwerke abgetreten.
Kein höherer Erlös angestrebt
„Damit versorgen wir nun das gesamte Stadtgebiet Velbert aus einer Hand mit Trinkwasser“, erläutert Grau. Die Wasserqualität bleibe wie gehabt bestehen, die Herkunft in allen Fällen dieselbe. Das Trinkwasser kommt mithin aus denselben Wasserwerken wie bisher. „Wir wollen nicht weiter mit zwei verschiedenen Preismodellen arbeiten und stellen deshalb um, wollen aber letztlich nicht mehr erlösen.“ Allerdings werde es Begünstigte und nicht Begünstigte geben.
Erst Datenerhebung abschließen
Für die Tarifkalkulation setzen die Stadtwerke auf Selbstauskünfte der Kunden in Langenberg. Es geht vor allem um Angaben zur Gebäudenutzung und -größe. Die Informationen können über den in den zugesandten Schreiben beigelegten Fragebogen im frankierten Rückumschlag übermittelt werden oder direkt über das Online-Kundenkonto der Stadtwerke. Wann genau das Tarifsystem umgestellt wird, hängt maßgeblich vom Fortgang der Datenerhebung ab.
Wichtig: Bis Ende Juni bleiben die Kontakte des Entstörungsdienstes und des Kundenservice wie gehabt. Der Dienst ist unter 0800 7999911 und der Service unter 0800 1999910 erreichbar.
Andere Möglichkeiten von Kooperationen
Im Jahresverlauf wollen die Stadtwerke eine Tochtergesellschaft gründen, um unter ihrem Dach sämtliche Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien zu bündeln sowie das Geschäft der Energiedienstleistungen anzusiedeln. Mittels dieser Konstruktion könne man andere Arten an Kooperationen eingehen, als es den Stadtwerken sonst möglich sei, erläuterte der neue Geschäftsführer auf Nachfrage.
Ein kleiner Solarboom
Über diese Tochtergesellschaft werde man vor allem den Ausbau von Solarenergie gemeinsam mit Partnern im Stadtgebiet Velbert vorantreiben, um das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. „Wir hatten 2023 einen kleinen Solarboom“, bilanziert er. Es seien 450 Anlagen neu ans Netz angeschlossen worden; zum Jahreswechsel seien insgesamt 1400 PV-Anlagen am Netz gewesen.
Tobias Grau ist jetzt seit Jahresbeginn für die kaufmännischen und vertrieblichen Bereiche verantwortlich. Der Dipl.-Kaufmann stammt aus Bautzen und hat zuletzt - elf Jahre lang - bei den Stadtwerken im benachbarten Essen gearbeitet. Sein Vertrag wurde im Vorjahresjuli besiegelt. Der Technische Geschäftsführer Dr. Kai-Uwe Dettmann, der bis Ende 2023 zusammen mit Stefan Freitag das Führungsduo bildete, verlässt die hiesigen Stadtwerke im Frühjahr und geht nach Wuppertal.