Velbert. Klinikumsgeschäftsführer schlug vor Velberter Rat Alarm. Ratsmitglieder beschlossen eine Resolutoion zum Erhalt des Perintalen Schwerpunkts.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat das Aus für die Frühchenversorgung, den „perinatalen Schwerpunkt“, im Helios Klinikum Niederberg beschlossen. Diese Entscheidung könnte auch das Ende der Geburtstation im Klinikum bedeuten. Warum das so ist, erläuterte der Geschäftsführer des Klinikums Niederberg, Adrian Borner, dem Velberter Rat in seiner Sitzung am Donnerstag.

Entscheidung für Velbert vorgezogen

Die Entscheidung des NRW-Ministeriums ist Teil der Landeskrankenhausplanung, die eigentlich erst Ende dieses Jahres abgeschlossen sein sollte. Für den Kreis Mettmann und Solingen ist sie wegen der Pleite der Kplus-Kliniken (Solingen, Haan, Hilden) auf Ende letzten Jahres vorgezogen worden - und damit die Entscheidung gegen die Frühchenversorgung. Bislang durfte das Velberter Krankenhaus Schwangere mit erwartetem Frühgeborenen mit einem geschätzten Geburtsgewicht von mindestens 1500 Gramm oder ab der 32. Schwangerschaftswoche versorgen. Das Aus für die Frühchenversorgung hat nach Aussage von Borner zur Folge, dass die Neugeborenen-Intensivstation im Klinikum geschlossen werden müsste.

„Abteilung trägt sich dann nicht mehr“

„Aber gerade das Vorhandensein dieser Intensivstation ist für viele Schwangere der Grund, das Velberter Klinikum für die Entbindung zu wählen, erörterte der Klinik-Geschäftsführer den Ratsmitgliedern. Die Frauen wollten die Sicherheit, dass bei Komplikationen das Baby im gleichen Krankenhaus behandelt werden kann, in dem die Mutter liegt. Ist die Intensivstation weg, entfällt diese Entscheidungsgrundlage und vermutlich wird Helios Velbert dann von weniger Schwangeren angesteuert. „Bei nur noch 500 bis 600 Geburten in Velbert rechnet sich die Abteilung nicht mehr“, sagte Borner. Schließlich müsse 24 Stunden täglich und jeden Tag im Jahr ein Facharzt im Einsatz sein, der im Falle des Falles einen Notkaiserschnitt durchführen kann. Im Neubau des Velberter Klinikums ist die Neugeboreren-Intensivstation fest eingeplant, wie natürlich auch die Geburtstation.

Wenn sich eine Frühgeburt abzeichnet, müssen nach Willen des Ministeriums,
Wenn sich eine Frühgeburt abzeichnet, müssen nach Willen des Ministeriums, © dpa | Uli Deck

Weite Wege zur Entbindung

Für Eltern in Velbert und Umgebung hätte die Schließung der Frühchen-Station die Folge, dass sie im Falle einer anstehenden Früh-Geburt weitere Wege in Kauf nehmen müssen. „Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fällt da rund eine Stunde Fahrzeit an“, so Borner. Und auch dort seien die Kapazitäten begrenzt. Er berichtete vom Fall der Geburt eines besonders kleinen Frühchens, für die nach langem Telefonieren ein Platz in Köln gefunden werden konnte. Sollte im Notfall eine Frau im Velberter Klinikum von einem Frühchen entbunden werden, müsste das Baby mit dem Rettungswagen in eine umliegende Klinik gebracht werden. Mutter und Kind sind dann getrennt.

Das Helios Klinikum hat gegen die Entscheidung aus Düsseldorf Rechtsmittel eingelegt. Doch die haben keine aufschiebende Wirkung. Obwohl sie eigentlich keine Frühchen mehr versorgen sollen, halten die Velberter die Versorgung noch aufrecht. „Es könnte allerdings passieren, dass die Krankenkassen uns die Behandlung nicht bezahlen“, fürchtet Borner.

Endgültige Planung erst Ende des Jahres

Es könnte nämlich passieren, dass Ende des Jahres, wenn die Krankenhausplanung NRW-weit abgeschlossen ist und wenn man merkt, dass die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichen, das Ministerium auf die Velberter Klinik zukommt, mit der Aufforderung wieder eine Frühchenversorgung einzurichten.

Gemeinsame Resolution verabschiedet

Es wurde schließlich im Rat einstimmig eine gemeinsame Resolution verabschiedet, getragen von der CDU-Fraktion, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der SPD-Fraktion, der Fraktion Velbert anders, der Fraktion UVB, der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke, der Piraten Fraktion und der Fraktion Velbert Gemeinsam. Darin heißt es: „Der Rat der Stadt Velbert fordert die Landesregierung auf, dem Helios Klinikum Niederberg den Versorgungsauftrag „perinatalen Schwerpunkt“ im Rahmen der Krankenhausplanung zuzusprechen.“ Mandatsträger sollen auf ihre Fraktionen im Landtag zuzugehen und sich für den Erhalt des Perinatalen Schwerpunktes im Helios Klinikum Niederberg einsetzen.

Der Rat der Stadt Velbert macht sich zudem die Petition „Erhalt des Versorgungsauftrags für Risikoschwangere und Frühgeborene im Helios Klinikum Niederberg“ (auf der Plattform WeAct) zu eigen und unterstützt deren Inhalt vollumfänglich. Und Bürgermeister Dirk Lukrafka wird aufgefordert, sich in Gesprächen mit Landrat und Gesundheitsminister für den Erhalt der Frühchenstation in Velbert einzusetzen.