Kreis Mettmann/Velbert. Zuwanderung schlägt sich im Kreis Mettmann immer mehr bei der Beschäftigung nieder. Auch ein syrisches Paar hat seinen Weg gemacht.
Aus Mettmann - genauer gesagt: von der dort ansässigen Arbeitsagentur, vor allem aber von dem Jobcenter „ME-aktiv“ - kommen derzeit gute Nachrichten. Die Zuwanderung schlage sich wesentlich deutlicher in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen nieder als im Bereich der Arbeitslosigkeit, berichtete unlängst Karl Tymister. Die Erwerbsbeteiligung von Migranten und Flüchtlingen sei inzwischen nahezu so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung, so der Agentur-Chef weiter. Ein gutes Beispiel für Integration - ganz viel dank hoher Motivation und aus eigener Kraft, aber auch mit gezielter Unterstützung - sind Mona Yabra und Issa Ahmad. „Die beiden haben sich von Anfang an auf den Weg gemacht, sich zu integrieren und selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen“, schildert Nathalie Schöndorf den Werdegang.
Schnell auf eigenen Füßen stehen
Und die syrischen Eheleute sind nach Auskunft der Jobcenter-Geschäftsführerin beileibe keine Ausnahme. „Gemeinsam mit der Agentur und unseren Netzwerkpartnern ist es unser Ziel, Menschen mit Fluchthintergrund den Start in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, damit diese schnell auf eigenen Füßen stehen“, erläutert sie das Vorgehen. Die eingangs geschilderten Fortschritte und Erfolge, fügt Tymister hinzu, seien wesentlich schneller eingetreten, als es Wissenschaftler prophezeit hätten. Zuletzt wurde gar berichtet, dass die Menge der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hierzulande nur deshalb zulege, weil immer mehr Ausländer eine Arbeit aufnähmen.
Für die Sicherheit der Kinder
Mona Yabra (37) hat in ihrer Heimat arabische Literatur studiert und ist vor acht Jahren schwanger nach Deutschland geflüchtet. Ihr Mann (36) blieb zunächst mit den zwei Töchtern, damals fünf und sechs Jahre alt, in Syrien und ist ihr erst 2018 mit den beiden Mädchen nachgereist. Warum nach Deutschland? Er antwortet prompt: „Wir brauchen Sicherheit für unsere Kinder.“
Mega-Inspirator für andere Menschen
Geradezu überrascht und begeistert sei er gewesen, erzählt Maik Bußkamp, der das Paar erst dieser Tage bei der Veranstaltung des Jobcenter- und Arbeitsagentur-Teams „Leben und Arbeiten in Deutschland“ kennengelernt hat. An diesem „Info-Tag für Kunden mit Fluchthintergrund“ nahmen mehr als 600 Besucher teil. Die beiden Syrer seien eine „Mega-Inspiration“ für alle Menschen mit einem ähnlichen Lebensweg, findet der Bereichsleiter Vermittlung.
Rückhalt und Unterstützung in hohem Maße
„So ein gegenseitiger Rückhalt ist nicht alltäglich“, lobt die Jobcenter-Chefin das Miteinander der Eheleute. „Was uns an den beiden gut gefällt ist auch, wie toll sie sich bei Kinderbetreuung und Ausbildung unterstützt haben.“ Die Ehefrau und Mutter hat eine Umschulung zur Konditorin in Haan gemacht und ist mit diesem Handwerksberuf heute in Ratingen fest angestellt. Ihr Vater sei Bäcker gewesen und habe ein Restaurant gehabt, erzählt Mona Yabr, ein Bezug habe folglich existiert. Für die Fahrten zur Umschulung musste ein Führerschein her.
Die Vorstellungsgespräche laufen
Ihr Mann - er schwärmt übrigens geradezu von ihrem Frankfurter Kranz - hatte in der Heimat bereits Bauingenieurwesen studiert und auch in Jordanien sowie Dubai schon in der Branche gearbeitet, musste hier angekommen aber fast alles nach- bzw. neu machen. Mittlerweile hat er seine Abschlussarbeit als Bauingenieur an der Uni Duisburg/Essen absolviert. Aktuell ist er im Bewerbungsverfahren und „hatte schon Vorstellungsgespräche“.
Rücken frei für die Ausbildung
Der Anteil des Jobcenters an dieser beispielhaften Geschichte setzt sich wie folgt zusammen: Unterstützung der Umschulung und des Führerscheinerwerbs, Beratung und Sprachkurse, Bezahlung ihrer Lernmittel sowie zeitweise Übernahme der Lebenshaltungskosten, „damit sie den Rücken frei für ihre Ausbildung hatten“.
Die Sprache ist die Basis
Nach letztem Stand betreut „ME-aktiv“ kreisweit etwa 6800 Flüchtlinge, die im erwerbsfähigen Alter sind. Hinzu kommen rund 3400 Kinder unter 15 Jahren, die ebenfalls auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind. Das Erlernen der deutschen Sprache gilt als die Basis schlechthin für eine erfolgreiche Integration ins soziale Leben und den Arbeitsmarkt. Dazu steht das Jobcenter mit zielgerichteter Beratung und intensiver Betreuung parat. Nathalie Schöndorf: „Für die Bürger mit Fluchthintergrund und speziell für die vom Ukrainekrieg betroffenen Kundinnen und Kunden ist es wichtig, dass wir mit ihnen eine Perspektive erarbeiten, die es ermöglicht zu bleiben, aber auch nach Beendigung des Krieges Wissen mitzunehmen, um den Wiederaufbau zu gestalten.“