Velbert. Der Chef der Agentur für Arbeit Mettmann wagt eine Arbeitsmarkt-Prognose für das kommende Jahr. Das ist seine Einschätzung.

Die Beschäftigung steigt vor allem bei Hochqualifizierten und Älteren. Treiber sind aber weder die Industrie noch das verarbeitende Gewerbe, dahinter stecken vielmehr maßgeblich Sozial-/Gesundheitswesen und Dienstleister. Engpässe durch fehlende Fachkräfte gibt‘s mittlerweile nahezu flächendeckend. Vor allem aber entwickelt sich der hiesige Arbeitsmarkt im Neanderland weitgehend stabil und bietet den Krisen die Stirn, obschon ihn die schwache Konjunktur erreicht hat. - So stellt sich aus Sicht der Agentur für Arbeit Mettmann die Entwicklung im Jahresverlauf 2023 dar. Beim Blick nach vorn erwartet Karl Tymister „auch für 2024 leicht steigende Arbeitslosenzahlen bei stabiler Beschäftigung“. Mit Massenarbeitslosigkeit sei „definitiv sicher“ nicht zu rechnen, so der Chef der Agentur, und auch mit keinem sprunghaften Anstieg.

Stabile Entwicklung auch im neuen Jahr

Karl Tymister ist Chef der Agentur für Arbeit Mettmann.
Karl Tymister ist Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. © Arbeit für Arbeit | Agentur für Arbeit

Zudem glaubt die Agentur-Führung in 2024 an eine weiterhin stabile Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Ihre Zahl hat erst kürzlich die 200.000-er Marke geknackt, liegt derzeit allerdings etwas darunter. Gemeldet wurden zuletzt insgesamt 199.299 Frauen und Männer, die sozailversicherungspflichtig arbeiten.

Nathalie Schöndorf ist Geschäftsführerin des Jobcenters „ME-aktiv“.
Nathalie Schöndorf ist Geschäftsführerin des Jobcenters „ME-aktiv“. © Arbeitsagentur ME | Arbeitsagentur ME

Fachkräfte binden und neue Talente finden

Der entscheidende Schlüssel zur Lösung der drängenden Probleme liegt für Karl Tymister - „Der Fachkräftebedarf bestimmt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt“ - in der beruflichen Qualifizierung. Die verfügbaren Arbeitskräfte reichten nicht aus, um den Bedarf zu decken. In 28 Berufsgruppen bestünden bereits Engpässe. Die große doppelte Herausforderung für die Unternehmen sei es, ihre Fachkräfte zu binden und neue Talente zu gewinnen. Im Kreis hätten sechs von zehn Arbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Derzeit böten sich vielfältige Perspektiven für diejenigen, die einen Berufsabschluss nachholen oder ihre berufliche Qualifikation erweitern würden. Die Arbeitsagentur hat dieses Jahr mehr als 2100 Weiterbildungen finanziell unterstützt.

Die Graphik veranschaulicht die Entwicklung der Beschäftigung im Kreis Mettmann.
Die Graphik veranschaulicht die Entwicklung der Beschäftigung im Kreis Mettmann. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Die Insolvenzen im Kreis Mettmann bleiben trotz Krisen „weiter unauffällig“. Dieser Befund gilt der Agentur zufolge zumindest bis zum Ende des dritten Quartals. Hingegen gebe es im Bund jüngsten Berichten zufolge ein deutliches Plus von um die 20 Prozent, hieß es.

Velberts Quote beträgt weiterhin 6,5 Prozent

In 2023 waren kreisweit durchschnittlich 16.603 Menschen arbeitslos. Das waren 546 oder 3,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor; die durchschnittliche Arbeitslosenquote ist von 6,2 auf 6,4 Prozent gestiegen. Im Bereich der Agentur Velbert, zu der auch Heiligenhaus und Wülfrath gehören, gab es im Schnitt 4536 Arbeitslose, mithin marginal weniger als in 2022. Die Quote verharrte im Schnitt bei 6,5 Prozent.

Kein dramatischer Trend absehbar

Die Entwicklung und Lage in Velbert sei im Kreis Mettmann „vergleichsweise stabil“, sagt der Agentur-Chef auf Nachfrage. Der hier ansässige Zulieferer-Bereich habe zu Beginn der Pandemie „ganz massiv gelitten“, verbunden mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in 2020. Aktuell gebe es jedoch weder eine generelle Entwicklung noch sei ein Trend absehbar, dass es in Velbert gar bergab gehe.

Bürgergeldbonus und Weiterbildungsgeld

„Beratung, Qualifizierung und Vermittlung in den Arbeitsmarkt können gelingen, wenn der Lebensunterhalt am Existenzminimum gesichert ist“, heißt es im Jobcenter „ME-aktiv“. Das Bürgergeld schaffe dafür eine Basis und man habe „durch das Bürgergeld mehr Möglichkeiten an die Hand bekommen“, berichtet Nathalie Schöndorf, nennt beispielhaft Bürgergeldbonus und Weiterbildungsgeld.

Mehr als 4500 Menschen integriert

Die Empfänger von Bürgergeld seien „motiviert sich zu entwickeln und ihre persönliche Situation zu verbessern“, lobt die Geschäftsführerin. „Viele Kundinnen und Kunden haben schwierige Rahmenbedingungen, die wir gemeinsam bearbeiten, um neue berufliche und persönliche Perspektiven zu eröffnen“. Das Jobcenter-Team hat dieses Jahr mit Stand Oktober mehr als 4500 Kundinnen und Kunden aus dem Neanderland in den ersten Arbeitsmarkt integriert.

Erwerbsbeteiligung von Flüchtlingen zieht gleich

Erfreuliches gibt es zu der Integration geflüchteter Menschen. Laut Agentur und Jobcenter schlägt sich die Zuwanderung nämlich im Kreisgebiet weitaus deutlicher im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse nieder als sie sich bei der Arbeitslosigkeit bemerkbar macht. Die Erwerbsbeteiligung sei hier nahezu so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung, sagt Tymister. Das sei wesentlich schneller gelungen als es manche Fachleute und Wissenschaftler angenommen hätten.

>>> Neues Portal bündelt wichtige Themen der Weiterbildung

Anfang Januar startet „mein NOW“, ein nationales Onlineportal für berufliche Weiterbildung. Dort werden Weiterbildungsangebote, Beratungs- und Fördermöglichkeiten sowie Tests zur beruflichen Orientierung zentral gebündelt.

„Das ist eine tolle Ergänzung zu unserem persönlichen Beratungsangebot“, kommentiert der Chef der Arbeitsagentur Mettmann, Karl Tymister, diese Neuerung.