Velbert. Ein sogenanntes Jahrhundert-Hochwasser droht durchaus in wesentlich kürzeren Abständen. Wie sich die Feuerwehr Velbert gewappnet hat.
„Wir konnten uns nicht vorstellen, hier mal ein Boot zu brauchen“, denkt Manuel Schoch an die Zeit vor dem unvergessenen Tag zurück, als es im Sommer 2021 zwei sonst eher kleine Bäche nicht mehr in ihrem Bett hielt und vor allem in Langenberg, aber auch in Neviges „Land unter“ bis dato unbekannten Ausmaßes herrschte. Tja, und mittlerweile besitzt die Feuerwehr Velbert nicht nur ein sogenanntes Flachwasserschubboot, sondern hat sie sich jetzt auch aufgrund wiederholter Unwetter gerade in den letzten Monaten technisch „noch breiter aufgestellt“, so der Leiter der Feuerwehr (seit 2021), und sich in puncto Einsatztaktik gründlich gewappnet. Auch organisatorisch.
Velberter Wehr vom Ausmaß überrascht und viel daraus gelernt
„Wir hatten keine prekären Defizite, aber von dem Ausmaß waren auch wir überrascht“, erinnert sich der Brandrat lebhaft. „Die Erkenntnisse, die wir daraus gezogen haben, sind schon sehr groß.“ Von dem extremen Hochwasser anno 2021 seien 170 Einsätze dokumentiert, es seien aber bestimmt mehr als 400 gemacht worden; man kam halt mit dem Dokumentieren einfach nicht mehr hinterher.
Elf Kontrollpunkte festgelegt

In der Folge dieser „Hochwasserlage“ wurde zusammen mit den Technischen Betrieben Velbert eine Hochwasserkarte mit Einsatzschwerpunkten erstellt, wurden bestimmte Pegelkontrollpunkte festgelegt. Die Wehrleute haben also nicht nur die Pegelwerte des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW) - dieser stellt mit dem Tool „PegelOnline“ Pegel- und Niederschlagsdaten öffentlich zur Verfügung - mit definierten Alarmschwellen im Blick, sie haben auch ihre bestimmten Kontrollpunkte. Diese werden ggf. Tag und Nacht abgefahren. So erst vor wenigen Wochen während der Dauerregentage geschehen. Zu den elf Orten gehören u. a. Unterführung Voßkuhlstraße (P+R-Parkplatz am Bahnhof Langenberg), Froweinplatz, Bahnübergang Bleibergquelle sowie das Umspannwerk an der Windrather Straße.
Für den Fall des Falles alles parat und zur Hand
Weiter sind der Stabsraum und wichtige Unterlagen - etwa eine Übersicht kritischer Objekte, die im potenziellen Überschwemmungsgebiet liegen - vorbereitet worden, damit für den Ernstfall auch wirklich alles parat ist und man es sofort zur Hand hat. „Wir fahren die Kontrollpunkte an, um selbst zu schauen“, erläutert Schoch. Zuletzt sei man kurz vor Silvester infolge außerordentlich ergiebiger Regenfälle durchaus „im kritischen Bereich“ gewesen. Rund um den Jahreswechsel 2023/24 seien jedoch „nur“ 25 Einsätze angefallen, „alles Kleinigkeiten“. Es klingt erleichtert.
Kontinuierlich im Austausch mit anderen

Mit dem BRW und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz gibt es einen permanenten Austausch über konkret absehbare Regenmengen. Dabei fließen auch Infos über Wasserzulaufmengen in benachbarten Städten ein. Zudem stellt der Kreis mehrfach täglich den hydrologischen Warnbericht des Landes zur Verfügung, werden Warnmeldungen für das Neanderland umverteilt.
Austauschbare Modelle auf Rollen
80.000 Euro seien gewiss insgesamt in das hier gezeigte technische Aufrüsten gesteckt worden, heißt es beim Rundgang im Innenhof der Hauptfeuer- und Rettungswache an der Kopernikusstraße, wo die Wehrleute einige ihrer neuen Errungenschaften präsentieren. Da wäre z. B. das schon erwähnte Boot, sind aber auch Module auf Rollen - eine Art Gitterboxen und -kästen unterschiedlichen Inhalts - zu sehen, dank derer sich ein Fahrzeug je nach Einsatzart recht schnell bestücken lässt. So fix geht der Austausch über die Bühne.
Viele hundert Sandsäcke
Für den Eigenbedarf lagern an der Kopernikusstraße 1000 Sandsäcke, die dem Schutz der Gerätehäuser dienen. Sie waren 2021 ebenfalls von den Fluten gebeutelt. Ein Logistik-Kfz kann jederzeit weitere 500 dort hinbringen. Drittens steht ein sogenannter Abrollbehälter - eine Art Aufsatz-Container - mit 500 Sandsäcken bereit. Und 120 Stück sind eh jeweils an den Gerätehäusern vor Ort.
Drohnen-Blicke aus der Luft
Nicht zuletzt kann die Feuerwehr in die Luft gehen. Zwei Drohnen - eine Anschaffung in Höhe von 35.000 Euro - machen‘s möglich. „Ein ganz wichtiges Hilfsmittel“, betont der Feuerwehr-Chef, „damit kommen wir auch in entlegenste Winkel.“