Velbert. Ein Fernwärmenetz ist aus Sicht der Stadtwerke keine Option für Velbert. Aber sie haben andere Ansätze für die kommunale Wärmeplanung vor Ort.

Vielerorts werden die bestehenden Fernwärmenetze ausgebaut; nicht nur in Großstädten des Ruhrgebiets, sondern aktuell z. B. auch hier im Nordkreis in Ratingen. Zudem wächst der Andrang von Hausbesitzern, die auf Fernwärme umschwenken wollen, ziehen sich die Wartezeiten auf einen Anschluss entsprechend in die Länge. Und was passiert in Velbert? Worauf können sich Hausbesitzer und Verbraucher hier einrichten? „Stand jetzt wird es kein Fernwärmenetz geben“, erklärte Dr. Kai-Uwe Dettmann auf WAZ-Nachfrage zum Thema der kommunalen Wärmeplanung. Allerdings betont der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert auch, dass das „natürlich keine Entscheidung der Geschäftsführung oder einzelner Verantwortlicher“ sei, „sondern das gesamte Thema liegt letztendlich in der Verantwortung der Kommune“.

Auch für Velbert die Karten legen

Dr. Kai-Uwe Dettmann ist seit November 2020 Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert.
Dr. Kai-Uwe Dettmann ist seit November 2020 Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Hintergrund: Bis 2028 müssen auch Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern einen Plan vorlegen, wie bei ihnen eine klimaneutrale Wärmeversorgung aussehen und funktionieren soll. Mittels dieser Pläne sehen die Immobilienbesitzer dann, ob das Gasnetz auf Wasserstoff umgerüstet werden soll, sowie ob und wo ein Fernwärmenetz vorgesehen ist.

Zuerst die Orientierung und Basis schaffen

„Die Richtung ist jetzt die Richtige“, findet Dettmann, obwohl noch manches unklar sei. Die kommunale Wärmeplanung biete Orientierung und biete die Basis eigentlich eines jeden Themas. Er verweist auf die noch nicht abgeschlossene Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sowie auf das Gesetz zur Dekarbonisierung der Wärmenetze und Wärmeplanung. „Bis spätestens 2028 müssen wir auch in Velbert die Karten legen, wo welche Energie verfügbar sein soll.“ Der promovierte Dipl.-Ingenieur nennt als Alternativen u. a. Geothermie, synthetische Gase wie grünen Wasserstoff, grünen Strom aus Photovoltaik oder Wind sowie Solarthermie. Die Stadtwerke hätten erst vor wenigen Wochen noch einen Workshop mit Firmen ausgerichtet, die vorgetragen hätten, was sie brauchten.

Netz mit Methangas weiter betreiben

Seine „persönliche Vorstellung“ sei – so im ausreichenden Maße verfügbar – der Bezug von grünem Wasserstoff. „Man würde einen Methaniseur vor Ort installieren und dann Methangas ins bestehende Netz einspeisen.“ Das brächte einen doppelten Vorteil: Die rund 21.000 Kunden, die mit Gas heizten, müssten nichts ändern; ebenso wenig die Firmen. Zweitens könnten die Stadtwerke ihr vorhandenes Netz weiter betreiben und brauchten nur einmal an einer Stelle investieren. „Aber eigentlich ist ja noch alles offen. Wir stehen schließlich erst am Anfang der Überlegungen.“

Glasfaser-Invest übersteigt deutlich die 100 Millionen

Hierzulande ist nach Auskunft der Branche der Löwenanteil des mehrere 100.000 Kilometer langen Leitungsnetzes, das Erdgas in die Haushalte und Unternehmen bringt, in kommunaler Hand. Hinzu kommt die Auslegung der staatlich fixierten Netzentgelte auf einen dauerhaften Betrieb dieser Netze und lange Abschreibungsfristen. In diesem Zusammenhang gehört auch erwähnt, dass die Stadtwerke Velbert seit Jahren bereits kräftig in das Glasfasernetz für Velbert investieren: Die Summe übersteigt die 100 Millionen Euro.

Auch Geothermie im Fokus

Im Zuge eines Pilotprojektes praktizieren die Stadtwerke Velbert Nahwärme. Konkret im Zusammenhang von Grundschule, Kita und Realschule an der Kastanienallee, „perspektivisch zu erweitern“. Das Prinzip sei, dass dabei ein Blockheizkraftwerk mehrere Gebäude versorge. Das sei allemal der effizientere Weg, als einzelne individuell zu versorgen. „Wir haben ein weiteres Projekt in Planung“, fügt der Geschäftsführer hinzu. Man müsse dort in Neviges aber umsteuern mit Blick auf die eventuelle Maßgabe, dass 65 Prozent erneuerbare Energie sein müssten. Zudem befasst sich der lokale Versorger an zwei Stellen im Stadtgebiet mit Geothermie. Die Rede ist von den Bebauungsgebieten Fellershof und Wilhelmshöhe in Langenberg. Angestrebt werde nach Auskunft der Geschäftsführung jeweils ein Versorgungsgrad von 100 Prozent.

Individuelle Lösungen nötig

Kai-Uwe Dettmann abschließend: „Im Wärmemarkt gibt’s keine allgemeingültige Lösung, die überall und auf alles passt. Wir brauchen individuelle Transformationspfade.“

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Die Stadtwerke Velbert GmbH versorgt die Haushalte und Unternehmen in Velbert seit 131 Jahren mit Strom, Gas und Wasser. Seit 2017 investieren die Stadtwerke in den Breitbandausbau mittels Glasfaser.

Darüber hinaus gehören zur Angebotspalette Energiedienstleistungen zur Unterstützung der regionalen Energie-, Wärme- und Wasserversorgung wie Photovoltaikanlagen oder E-Mobilität und technische Dienstleistungen für die Beratung, Installation und Wartung rund ums Zuhause.

Das Schwesterunternehmen Stadtwerke Velbert Bäder GmbH betreibt die drei Sport- und Freizeitbäder des Versorgers im Stadtgebiet.