Velbert. Die Stadtwerke installieren die größte Photovoltaik-Anlage in Velbert. Ihr Vertragspartner „Wissler & Rademacher“ nutzt den Strom in der Gießerei

Die Firma „Wissler & Rademacher“ (Druckguss-Gießerei und Formenbau) in der Röbbeck ist mit ihrer energieintensiven Produktion einer der größten Stromkunden der Stadtwerke Velbert. Der Jahres-Verbrauch beträgt nach eigenen Angaben 8,5 Millionen KWh und geht hauptsächlich auf das Konto der rund 45 Öfen an den Zinkdruckgießmaschinen. Doch schon in naher Zukunft gewinnt das Unternehmen an der Stahlstraße selbst Strom und wird dadurch ca. zehn Prozent weniger zukaufen müssen. Das macht es im gleichen Ausmaß auch unabhängiger von Marktpreisen und -schwankungen. Auf dem Dach der kürzlich erworbenen Halle – schräg gegenüber an der nahe gelegenen Haberstraße, ehemals „Küpper“ – entsteht nämlich die größte Photovoltaik-Anlage im Stadtgebiet.

Solarpaket individuell für die Gießerei geschnürt

Das Unternehmen – im Bild Angelo Gantho – arbeitet überwiegend mit solchen Frech-Druckgießmaschinen. Die seien energetisch auf dem neuesten Stand, heißt es bei „Wissler & Rademacher“.
Das Unternehmen – im Bild Angelo Gantho – arbeitet überwiegend mit solchen Frech-Druckgießmaschinen. Die seien energetisch auf dem neuesten Stand, heißt es bei „Wissler & Rademacher“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Von der enorm großen Fläche werden rund 4500 qm für das Solarprojekt genutzt, dessen Ausdehnung Bert Gruber zufolge selbst noch die zweit- und drittgrößte PV-Anlage vor Ort zusammengenommen toppt. „Wir investieren hier incl. Montage knapp eine Million Euro“, erläutert der Kaufmännische Leiter der Stadtwerke beim Ortstermin mit der WAZ dieses speziell für „Wissler & Rademacher“ geschnürte Solarpaket, „und verpachten die Solaranlage an die Gießerei“. Der Vertrag laufe über 20 Jahre.

Seit 1991 am Standort Stahlstraße

Die 1957 gegründete Firma, die eine der führenden Systemlieferanten und Anbieter für Zinkgussprodukte ist, sitzt mit Produktion und Verwaltung seit 1991 an der Stahlstraße und beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Man habe eigentlich schon an diesem Standort die Sonnenenergie nutzen wollen, erzählt Martin Blaschka, das habe die Bausubstanz aber nicht zugelassen. Die Entscheidung, das nunmehr auf der Immobilie Haberstraße zu realisieren, habe die Geschäftsführung getroffen; die Idee sei kurz nach ihrem Kauf zum Jahreswechsel entstanden.

Zwei gute Gründe, jetzt zu handeln

Die Stadtwerke bauen und die Firma pachtet: (v. li.) Bert Gruber, Martin Blaschka und Daniel Horstmann.
Die Stadtwerke bauen und die Firma pachtet: (v. li.) Bert Gruber, Martin Blaschka und Daniel Horstmann. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Nach Auskunft des Prokuristen wird aktuell die Halle umgebaut, dort solle die gesamte Logistik einziehen. Den Schritt zur Photovoltaik gehe das Unternehmen sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als auch „als Beitrag für eine ökologischere Zukunft“. Blaschka: „Wir wollen zu 100 Prozent den Ertrag selbst in unserer Produktion einsetzen.“

Funktioniert sogar bei Vollmond

Die einzelnen PV-Module sind 180 mal 100 Zentimeter groß und werden schräg aufgeständert, mit 15 Grad Neigung. „Die eine Hälfte nach Nordwest und die andere gen Südost ausgerichtet“, erklärt Daniel Horstmann, um möglichst über den gesamten Tag Energie einzufangen. Nicht unbedingt die Sonne, sondern Helligkeit und Lichtempfindlichkeit zählten, so der Stadtwerke-Teamleiter Direktvertrieb. Heutige Module könnten selbst bei Vollmond Strom produzieren.

Fast 320 Tonnen weniger Schadstoffe

„Insgesamt fünf Kilometer Kabel werden verlegt“, zählt Horstmann auf; mit den 2012 Modulen könnten 700.000 kWh Strom erzeugt und jährlich knapp 317 Tonnen CO2- Emissionen vermieden werden. „Die Materiallieferung ist nach jetzigem Stand für das dritte Quartal zugesagt, der Montagebeginn erfolgt dann im vierten Quartal.“

Für private und gewerbliche Interessenten

Installation, Reparatur und die Wartung

Beim Solarpaket finanzieren die Stadtwerke Velbert die mit dem jeweiligen Vertragspartner individuell geplante Solaranlage zu 100 Prozent und übernehmen neben der Installation die Reparaturen und Wartungskosten über 20 Jahre.

Interessierte erhalten dazu über die Homepage erste Informationen und können ein unverbindliches Beratungsgespräch anfordern bzw. vereinbaren: https://www.stadtwerke-velbert.de/solarpaket.

Das Stadtwerke-Produkt Solarpaket als Photovoltaik-Pachtmodell gibt es seit etwa fünf Jahren. „Sowohl für private Kunden bzw. Vertragspartner und deren Wohngebäude als natürlich auch für gewerbliche Interessenten“, sagt Bert Gruber. Als Beitrag zur Energiewende habe man zudem zuletzt im März den Strom für Tarifkunden auf klimaneutrale Energie umgestellt, zudem biete man u. a. Wallboxen für E-Autos an. „Wir werden die Produktion eigener klimaneutraler Energie zum Beispiel durch Solarfreiflächen in Velbert weiter vorantreiben.“