Langenberg. Entlang der Deilbachstraße haben die TBV gearbeitet - doch das sei nicht umweltfreundlich gewesen, beklagt sich ein Leser. Der Betrieb reagiert.
Wenn die Schonzeit vorbei ist, also in der Regel ab Ende September bis zum Beginn der neuen Schonzeit Anfang März, dürfen Bäume und Sträucher geschnitten werden. Nicht nur in privaten Gärten, sondern eben auch in und entlang öffentlicher Flächen. Regelmäßig gibt es dann Meinungsverschiedenheiten zwischen denen, die die Bäume fällen (lassen) und denen, die das Grün schützen wollen.
So auch jetzt wieder: „Seit Tagen sind die TBV, Abteilung Straßenunterhaltung, hier an der Deilbachstraße in ganzer Länge im Einsatz“, schreibt ein empörter WAZ-Leser. Und weiter: „Das Straßenbegleitgrün wird radikal entfernt. Dabei werden mit ungeeignetem Gerät in aus Naturschutzsicht ungeeigneter Art und Weise die Gehölze ,beschnitten‘, zerschreddert bzw. zerrissen und entfernt.“
Harsche Kritik am Vorgehen der TBV
Zum Teil werde selbst das Unterholz völlig entfernt. „Zudem“, ergänzt er, „alles in einer Breite, die weit über das städtische Eigentum hinausgeht und auch nicht mit dem Totschlagargument der Verkehrssicherheit zu rechtfertigen ist.“ Warum ihn das so ärgert? „Die Deilbachstraße ist eine völlig untergeordnete Straße, die deshalb auch vom Winterdienst nicht bearbeitet wird. Sie führt durch ein Naturschutzgebiet, das einseitig an die Straße anschließt. Die Asphaltdecke der Straße selbst befindet sich in einem desolaten Zustand. Durch die Zerstörung der Begleitflora und dem damit entfallenen Kühleffekt in sommerlichen Hitzeperioden wird sie weiter zerfallen.“ Er kommt zu dem Schluss: „Diese Arbeitsweise ist total naturfeindlich und deshalb angesichts der Biodiversitätskrise nicht zu rechtfertigen.“
TBV-Justiziar geht auf die Vorwürfe ein
Zuständig für den Straßenabschnitt sind in der Tat die Technischen Betriebe Velbert (TBV). „Die TBV haben in den vergangenen Wochen Straßenunterhaltungsarbeiten an der Deilbachstraße durchgeführt“, bestätigt denn auch Torben Steinhauer auf Nachfrage dieser Zeitung.
Er ist Justiziar und Abteilungsleiter „Recht“ bei den TBV und erläutert: „Hierbei wurden auch Pflanzen zurückgeschnitten, welche in das Lichtraumprofil der Straße hineinwuchsen. Das Lichtraumprofil ist der Luftraum, der über einem Verkehrsweg frei sein sollte, um eine gefahr- und schadlose Nutzung zu ermöglichen.“ Da Kraftfahrzeuge maximal vier Meter noch sein dürften, „ist bei Straßen für den Autoverkehr ein Lichtraum von mindestens 4,50 Meter angezeigt.“
Vermesser an der Deilbachstraße im Einsatz
Die Deilbachstraße, fährt er fort, diene der Erschließung diverser Anwohner und wird von diesen regelmäßig genutzt. Die TBV wiederum seien Eigentümerin und in Velbert für die Unterhaltung der öffentlichen Straßen und Wege verantwortlich „und haben daher die Verkehrssicherheit des Weges sicherzustellen.“ Die Arbeiten hätten sich auf die Wegefläche und deren Lichtraumprofil beschränkt.
Torben Steinhauer geht auch auf den Vorwurf ein, die Maßnahmen seien teilweise auf Grundstücken durchgeführt worden, die den TBV gar nicht gehörten: „Da es im Zuge der Arbeiten zu Meinungsverschiedenheiten über die Grenzen des Eigentums kam, haben in der vergangenen Woche Vermesser der TBV nochmals genau die Grenzen ermittelt und angezeigt.“
Meinungsverschiedenheiten gibt es fast in jedem Frühjahr
Zu solchen Meinungsverschiedenheiten kommt es jedes Jahr, meistens dann, wenn die TBV oder ein Landesbetrieb entlang der Straßen im Einsatz sind. Im März 2022 etwa beschwerte sich die stellvertretende Bürgermeisterin Esther Kanschat (Grüne) über das Vorgehen von Stadtförster Peter Tunecke.
Neben der Lokalpolitikerin beklagten sich damals auch zahlreiche WAZ-Leserinnen und -Leser in der Redaktion, konkret ging es um Baumfällungen im Stadtgebiet – sei es im Wäldchen am Velberter Tierheim, im Offerbusch oder im Langenhorster Wald, alles in Velbert-Mitte.
„Kein Verkauf in die USA oder nach China“
Manchmal wiederum trifft der Unmut auch Privatleute, wie im Februar 2023 den Langenberger Unternehmer Markus Maag. Der wollte auf seinem Grundstück kranke Bäume fällen, doch seit einem Streit mit Umweltschützern vor einigen Jahren sei das komplizierter geworden, beklagt er sich damals im Gespräch mit der WAZ.
Stadtförster Peter Tunecke konterte damals auch Vorwürfe, dass die gefällten Bäume ins Ausland verkauft würden: „Anders als es manches Gerücht besage, werden die gefällten Bäume nicht nach China oder in die USA verkauft. Die bekommt ein regionaler
Händler.“