Velbert. Will Knust verabschiedet sich nach 32 Jahren als Geschäftsführer des SKFM. In der Sozialarbeit in Velbert sieht er noch viel Luft nach oben.

Der Schreibtisch liegt noch voller Akten und Zettel, sieht nach viel Arbeit aus. Kein Anzeichen, dass sein Besitzer schon offiziell verabschiedet worden ist und Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Willi Knust, Geschäftsführer des Sozialdienstes Katholischer Männer und Frauen (SKFM) Velbert/Heiligenhaus und der Kolping-Kindertaktessstätten, arbeitet bis zum letzten Tag.: „Noch hatte ich keine Zeit aufzuräumen“. 32 Jahre lang hat er das Geschehen, sozial und politisch, in der Stadt Velbert verfolgt. In den Jahren hat sich einiges geändert - bei der Stadt und vor allem beim SKFM.

Die Sicherheit der Arbeitsplätze im Blick

Als Willi Kunst vor Anfang der 90-er Jahre in die Schlossstadt kam, hatte der SKFM hier fünf Mitarbeiter. Heute sind es gut 200 Beschäftigte, weitere 150 kommen in den Kolpingkitas hinzu, deren Gründung sich auch der 63-Jährige mit auf die Fahnen schreiben kann. „Mir war es immer sehr wichtig, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sicher sind und sie sich keine Sorgen um ihren Job machen müssen,“ sagt der Fast-Ruheständler im Rückblick. Denn immer mehr Aufgaben, die die Stadt an die sozialen Träger vergeben hat, sind nur befristet - manchmal sogar für nur ein Jahr. Unter solchen Bedingungen qualifiziertes Personal zu finden sei schwer, weshalb er sich immer bemüht habe, seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu behalten.

„Mehr niederschwellige Angebote nötig“

In der Sozialarbeit in Velbert sieht Knust noch Luft nach oben. „Wir brauchen mehr niedrigschwellige Angebote in den wohnortnahen Stadtteilzentren für die Familien, damit diese dort möglichst wohnortnah auch umgehend weitere begleitende Hilfe bekommen können, ohne dass immer gleich ein Hilfeplanverfahren des Jugendamtes dazwischengeschaltet werden muss“, regt er an. Viele Menschen scheuten nach wie vor bei Problemen den Gang beispielsweise zu einem Jugendamt, aus Angst, dass ihn möglicherweise die Kinder weggenommen werden könnten. „Die Stadt sollte mehr Vertrauen in die sozialen Träger haben und mit diesen Vereinbarungen schließen, unter welchen Bedingungen solche Hilfen erbracht werden können “, so Knust. Die Menschen bräuchten heute mehr Beratung als in seinen Anfangszeiten in Velbert, das Leben sei angesichts des vielen Krisen in der Welt schwieriger geworden. Auch die Pandemie habe eine bedeutende Rolle gespielt.

Bedauern über das Zinnober-Aus

So sei es auch ein Fehler gewesen, Zinnober, als unabhängige Fachberatungsstelle gegen Gewalt, die durch einen vom SKFM, der Stadt und der AWO getragener Verein betrieben wurde, zu schließen. Seitdem ist die städtische Erziehungsberatungsstelle Anlaufpunkt für solche Problemstellungen. „Ich glaube, hier sind die Hürden höher, als bei Zinnober“, so Knust und weist auf einen Bericht in der WAZ über eine jüngst veröffentliche Studie zu dem Thema hin. Zinnober sei ein wegweisendes Projekt gewesen.

MItarbeiter und Kinder haben sich bereits von Willi Knust verabschiedet.
MItarbeiter und Kinder haben sich bereits von Willi Knust verabschiedet. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Als besonderen Glücksfall für ihn bezeichnet Knust die Übernahme des BiLo. Aus der ehemaligen Kirche ist ein Bürgerzentrum u.a. mit einer Kindertagesstätte, einem Jugend- und einem Stadtteilzentrum entstanden. „Es war besonders spannend, den Wandel des Stadtteils Birth von einem „sozialen Brennpunkt“ zum heutigen Zustand aktiv zu begleiten, mit den vielen beteiligten Akteuren zusammenzuarbeiten - auch mit Stadtteilmanagern und Wissenschaftlern aus Dortmund“..

Erfolgsgeschichte: Gründung der Kolping-Kitas

Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Gründung der Kolping-Kitas. Er erlebte am eigenen Leib, wie schwierig es war einen Kitaplatz in Velbert zu ergattern und gründete gemeinsam mit anderen die Kolping-Kitas. Aus der ersten Einrichtung am Bartelskamp sind mittlerweile acht in Velbert und Heiligenhaus geworden - darunter ist auch so eine Besonderheit wie der Waldkindergarten. Obwohl er mit insgesamt 350 Mitarbeitern so etwas wie einen mittelständischen Betrieb leitet, „bin ich im Herzen Sozialarbeiter geblieben“. Er habe immer eines seiner Teams angeleitet und war auch als Coach unterwegs.

Die Übernahme des BiLo sieht Willi Knust als einen Glücksfall an.
Die Übernahme des BiLo sieht Willi Knust als einen Glücksfall an. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Drei oder höchstens fünf Jahre wollte er in Velbert bleiben, als der gebürtige Lippstädter, seinen Posten als SKFM-Geschäftsführer damals angetreten hat, daraus sind nun 32 Jahre geworden. „Velbert ist mir zur Heimat geworden“, erklärt Willi Knust. Um die Belange seiner Stadt will er sich auch weiter als Mitglied des Jugendhilfeausschusses kümmern.

Doch nun soll erstmal Urlaub gemacht werden, wenn sein Nachfolger Stefan Hagel im neuen Jahr die Geschicke des SKFM leitet.