Velbert. In Velbert und Heiligenhaus sollen künftig Notärzte per Telefon Leben retten. Anders als geplant klappt der Start in diesem Jahr aber nicht.
In der Theorie klingt das alles schon mal gut: Die Besatzungen der Rettungswagen im Kreis Mettmann können künftig in der Leitstelle telefonisch einen Notarzt erreichen, der dann sogar digital auf EKG, Puls, Blutdruck oder Sauerstoffgehalt im Blut des Patienten oder der Patientin zugreifen kann.
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Die Idee dahinter: So kann wertvolle Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes am Einsatzort überbrückt werden. Und in manchen Fällen reiche, da sind sich die Fachleute einig, die telefonische Unterstützung sogar aus – beispielsweise dann, wenn es um die Verabreichung von Medikamenten im Rettungswagen geht, was die Sanitäter in bestimmten Fällen nicht selbst entscheiden dürfen.
Telenotarztsystem für Velbert: Der Zeitplan war zu optimistisch
Allerdings – und das ist die schlechte Nachricht. Der noch Anfang 2023 kommunizierte Zeitplan, möglicherweise – „unter der Maßgabe, dass alles perfekt läuft“ – noch in diesem Jahr starten zu können, kann nicht eingehalten werden. Das räumt Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann auf Anfrage der WAZ ein. „Es dauert länger als die Beteiligten – ganz optimistisch – gehofft haben.“
Kreis Mettmann arbeitet mit weiterem Kreis und vier Städten zusammen
Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Ein Faktor ist sicherlich, dass das System nicht nur für die Städte im Kreis Mettmann eingeführt werden soll, sondern in einem Zusammenschluss auch in den Städten Wuppertal, Leverkusen, Remscheid und Solingen sowie im Ennepe-Ruhr-Kreis. Je mehr Entscheidungsträger, desto länger dauern Dinge manchmal.
Einstimmiges Votum im Kreistag
Politisch ist längst alles längst auf den Weg gebracht: Der Mettmanner Kreistag beispielsweise hat bereits im Herbst des vergangenen Jahres einen entsprechenden Beschluss gefasst – einstimmig sogar. Im Januar dieses Jahres wurde dann die öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Bildung des Telenotarztsystems Bergisches Land unterzeichnet.
Die Pläne dafür reichen einige Zeit zurück: Das Land NRW hatte 2020 eine Rahmenvereinbarung mit den Krankenkassen und den kommunalen Spitzenverbänden zur landesweiten Einführung von Telenotarztsystemen getroffen. Daraufhin führten die Fachleute in den Städten Leverkusen, Solingen, Wuppertal und Remscheid sowie den Kreisen Mettmann und Ennepe-Ruhr erste Gespräche und kamen überein, gemeinsam ein solches System zu entwickeln.
Notarzt sitzt entweder in Mettmann oder in Leverkusen
Auf dem weiteren Weg galt es dann, viele Detailfragen zu klären. Zum Beispiel: Wo wird der Telenotarzt-Standort sein? Diese Frage ist mittlerweile beantwortet: wechselnd in den Leitstellen Mettmann und Leverkusen.
Vorbereitung der europaweiten Ausschreibung war langwierig
Nachdem der unterzeichnete Vertrag der Kommunalaufsicht der Bezirksregierung Düsseldorf vorgelegt werden musste, stehe man nun kurz vor der Ausschreibung, berichtet Hitzemann. Allein die Vorbereitung dieser europaweiten Ausschreibung sei sehr aufwendig und zeitintensiv gewesen – „weil es dafür keine Blaupause gibt“, so Hitzemann.
Bis zu 100 Rettungswagen sollen mit dem System, das auch Kameras samt Übertragungstechnik umfasst, ausgestattet werden – da spielen neben dem Vergabeverfahren, das sich bei europaweiter Ausschreibung schon mal in die Länge ziehen kann, auch die Verfügbarkeit der technischen Komponenten und die Umsetzung des Einbaus eine Rolle. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr starten können“, so Hitzemann. Das werde dann allerdings auch „nicht von 0 auf 100 geschehen, sondern peu à peu.“
Durch Telenotärzte sollen keine anderen Notärzte eingespart werden
Alle Beteiligten betonen übrigens: Durch den Telenotarzt sollen im Kreis Mettmann keine anderen Notärzte eingespart werden, vielmehr sollen die vorhandenen Personalressourcen bei deutlich gestiegenen Einsatzzahlen – allein in Velbert rückt rund 3000 Mal pro Jahr ein Notarzt aus – besser genutzt werden.
In der Region Aachen, wo es das Telenotarzt-System bereits gibt, konnten beispielsweise ca. 35 Prozent der Verlegungstransporte zwischen Krankenhäusern, die unter normalen Bedingungen eine Arztbegleitung erfordert hätten, ausschließlich telemedizinisch begleitet werden.