Velbert. Mehr als neun Millionen Euro wurden für sieben Gebäude mit 90 öffentlich-geförderten Wohnungen investiert: Worüber sich die Mieter freuen können.
Noch vor drei Jahren präsentierten sich die sieben Gebäude an der Mähre, an der Sternberg- und Höferstraße in Velbert-Mitte im tristen Grau der späten 70er-Jahre. Wenig attraktiv, nicht gerade einladend. Die Fassaden: kaum gedämmt, Barrierefreiheit: Fehlanzeige. All das führte dazu, dass mehr als 20 der insgesamt 90 öffentlich-geförderten Wohnungen der Genossenschaft „Spar+Bau“ leer standen – trotz der eigentlich attraktiven Innenstadtnähe.
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Heute sind die Gebäude kaum wiederzuerkennen: Weiß mischt sich mit bunten Farben, neue Balkone laden bei schönem Wetter dazu ein, draußen zu frühstücken – mit Blick in den ebenfalls komplett neu gestalteten grünen Außenbereich.
Viele glauben, „Spar + Bau“ hätte in Velbert neu gebaut
„Wir sind immer wieder darauf angesprochen worden, wie wir es denn geschafft hätten, in so kurzer Zeit neu zu bauen“, sagt Sven Karth, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft schmunzelnd. „Da sieht man, was man auch aus 40 Jahre alten Gebäuden noch machen kann.“
Denn: Es handelt sich nicht etwa um Neubauten, sondern um das größte Modernisierungsprojekt in der Geschichte von „Spar + Bau“. Möglich gemacht hat das die „Modernisierungsoffensive NRW: Besser Wohnen – zu Hause im Quartier“. Auf diesem Weg flossen neun Millionen Euro – und somit fast die gesamten Modernisierungskosten – aus Düsseldorf nach Velbert.
Ministerin Ina Scharrenbach überzeugte sich vor Ort vom Ergebnis der Modernisierung
„Schön ist es geworden“, überzeugte sich Landesbauministerin Ina Scharrenbach am Donnerstag vor Ort davon, dass die Fördermittel gut investiert wurden. Und die Veränderungen sind nicht nur optischer Natur: Die Gebäude haben eine neue Dämmung im Fassaden- und Dachbereich erhalten sowie neue wärmegedämmte Fenster und Balkontüren.
Ohne Stufen zum Hauseingang: Das ist jetzt möglich
Waren in der Vergangenheit die 14 Stufen zum Hauseingang der Sternbergstraße 14 gerade für ältere Bewohner ein nur schwer zu überwindendes Hindernis, gibt es dort heute – wie auch an den anderen höher gelegenen Gebäuden – eine Rampe. Und weil die recht lang geraten ist, damit auch Rollstuhlfahrer nicht an der Steigung scheitern, gibt es auf „halber Höhe“ sogar ein Plateau mit Sitzgelegenheiten.
Eine weitere Besonderheit: Es gibt drei große Fassadenbilder, die Gießer, Schleifer und Schloss-Schmiede – also die drei großen Metallverarbeitungsberufe – zeigen. Tafeln liefern zweisprachig Erklärungen zu den Berufen. Die Fotos ausgewählt hat Stadtarchivar Dr. Ulrich Morgenroth, der sich über den Heimatbezug des Modernisierungsprojektes freut. „Früher war hier die Firma Johann-Friedrich Müller ansässig“, erzählt er.
Miete ist gestiegen – dafür sinken die Betriebskosten
„Das alles kann öffentlich geförderter Wohnungsbau“, ist Sven Karth schon ein wenig stolz, dass Zeit- und Kostenrahmen eingehalten wurden – „ein bisschen Glück hatten wir aber wohl auch“. Auf insgesamt 5668 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich die Wohnungen, die rund 40 bis 90 Quadratmeter groß sind. Leerstände gibt es nun nicht mehr – sogar mehr Interessenten als freie Wohnungen. Betrug die Kaltmiete vor Beginn der Modernisierung noch 4,75 Euro, ist sie nun auf 6,05 Euro gestiegen, was bei einer 50 Quadratmeter großen Wohnung einen Unterschied von 65 Euro pro Monat bedeutet. „Allerdings“, betont Sven Karth, „halbiert sich durch die Sanierung der Energiebedarf“. Die Mieter können also auf eine deutliche Reduzierung der Betriebskosten hoffen.
„Froh, aber auch erstaunt“ war Bürgermeister Dirk Lukrafka nach eigenen Worten, als er 2019 von den Modernisierungsplänen erfuhr. „Erstaunt, dass man den Mut hatte, ein solch umfangreiches Projekt anzugehen“. Von dem Ergebnis ist auch Lukrafka begeistert – erst recht in Zeiten, in denen Neubauaktivitäten spürbar zurückgegangen seien.
Und so gab auch Ministerin Ina Scharrenbach den „Spar + Bau“-Verantwortlichen direkt mit auf den Weg: „Dann haben Sie ja jetzt wieder Kapazitäten, etwas Neues zu beginnen.“
>>> Das Projekt im Überblick
Sieben Gebäude mit 90 Wohnungen wurden für insgesamt 9,2 Millionen Euro modernisiert.
Nicht alle Gebäude des Komplexes gehören der Genossenschaft „Spar + Bau“ – die Gebäude in Richtung Oststraße sind in Besitz der Baugenossenschaft Niederberg (BGN) – optisch nur auf den zweiten Blick zu unterscheiden.