Velbert. Der Bund beteuert, der Weiterbau der Autobahn habe „hohe Priorität“. Diesen Worten sollten nun dringend Taten folgen, kommentiert Klaus Kahle.

Es ist schon ein irgendwie besonderes Gefühl, auf den hiesigen Torso der A44 aufzufahren, gen Westen zu rollen, weit runter in die Rheinebene zu gucken und auf den Flughafen, vor allem aber auf Düsseldorf – nun ja – herabzuschauen. Doch die optische Nähe täuscht. Denn das alles ist nahezu unerreichbar. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben, bei diesem Thema allerdings absolut angemessen. Schließlich geht’s um die schier unendliche Geschichte des Lückenschlusses. Ein Trauerspiel in vielen Akten!

Jubel und Erleichterung bei A44-Befürwortern in Velbert

Aber halt! Nun heißt es: Alle mal anschnallen! Denn scheinbar geht’s jetzt los, werden endlich die wenigen noch fehlenden Kilometer zwischen Heiligenhaus und Ratingen-Ost gebaut. Schließlich wurde jüngst in Berlin beteuert, das Projekt besitze „hohe Priorität“, es solle „baldmöglichst“ weiter gehen. Dafür kann man sich jedoch leider wenig kaufen. Zuweilen sogar nix. Denn erinnern wir uns nur an den Jubel und die Erleichterung auf Seite der Befürworter, als damals der Lückenschluss im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft worden ist. Doch dann die Ernüchterung und die Erfahrung: Vordringlich bedeutet keineswegs, dass das wirklich noch im selben Jahrtausend fertig wird.

Klagen über Klagen von A44-Gegnern

Aktuell gibt es keine offiziellen und konkreten Zeitangaben zum Weiterbau. Links am Bildrand ist der Brückenschlag übers Angertal zu sehen. Insgesamt sind elf solcher Bauwerke erforderlich
Aktuell gibt es keine offiziellen und konkreten Zeitangaben zum Weiterbau. Links am Bildrand ist der Brückenschlag übers Angertal zu sehen. Insgesamt sind elf solcher Bauwerke erforderlich © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Der Lückenschluss – seit 2010 sind die zehn Kilometer im stockenden Bau – ist in Summe schlichtweg ein Ärgernis. Und neben rein baulichen Rückschlägen nicht zuletzt auch ein Paradebeispiel zum darüber Nachdenklichwerden, was (nicht nur) Privatpersonen mit Klagen zwar nicht aufhalten, so doch immer wieder massiv verzögern können. Derweil sich z. B. weiter die Autofahrer zwischen Ratingen-Ost und -Homberg stauen, sich andere die enge Hofermühle hoch- und runterquälen und die Region Niederberg einfach noch länger abgehängt bleibt. Hoffentlich siedeln sich auf den verbleibenden zwei, drei Kilometern bis zum Weiterbau nicht noch seltene Feldhasen oder Fledermäuse an!

Wer hält wohl wann die Schere?

Schließlich war die Fertigstellung ja schon einmal für 2015 in Aussicht gestellt worden. Doch vermutlich werden eines schönen Tages bei der feierlichen Eröffnung Bundestagsabgeordnete und Minister das Band durchschneiden, die heute selbst noch nicht den Hauch einer Ahnung davon besitzen, dass sie mal ein solches Mandat oder Amt haben werden.

Hauptsache verzögern

Zum Abschluss noch ein kurzer Dialog mit einem Klageführer, das schon ein paar Jahre zurückliegt, aber unvergessen ist. „Sie wissen schon, dass Sie auf Dauer das Projekt nicht verhindern werden?“ – „Ja klar.“ – „Und warum klagen Sie wieder?“ – „Zumindest wird’s verzögert.“ – „Aber in der Zeit wird das Ganze doch noch teurer.“ – „Macht doch nix.“

Mir schon! Und Ihnen?