Velbert. Der „Spar und Bauverein Velbert“ saniert ein Quartier mit 90 Einheiten in sieben Häusern. Sie sollen nebst Umfeld in die Gegenwart gehoben werden

Es sind noch keine acht Monate her, dass NRW-Fachministerin Ina Scharrenbach mit einem Geldkoffer hier in Velbert einen Besuch gemacht hat. Genauer gesagt hatte sie nichts Bares, sondern einen wertvollen Förderbescheid über rund neun Millionen Euro via NRW.Bank aus der Modernisierungsoffensive „Besser wohnen – zuhause im Quartier“ mit im Gepäck. Und jetzt wird in diesem Sinne seit einigen Tagen am Rand der Innenstadt schon kräftig gearbeitet: Sieben Häuser mit insgesamt 90 Wohneinheiten modernisiert der „Spar- und Bauverein Velbert“ im Bereich An der Mähre, Sternberg- und Höferstraße in drei Schritten. Nach vorbereitenden Arbeiten im Außengelände wurde jetzt als erstes die Tiefgarage geräumt und mit 800 Stützen verstärkt, da sonst die Deckenlasten nicht gereicht hätten. Ihre Decke und der gesamte Innenhof sind nämlich für die Dauer der Maßnahme zum zentralen Bauplatz umfunktioniert.

Ein dickes Lob für die Zusammenarbeit

Der Innenhof dient für die Dauer der drei Bauabschnitte als zentraler Bauplatz. Dafür ist die Decke der darunterliegenden Tiefgarage extra mit 800 Stützen verstärkt worden.
Der Innenhof dient für die Dauer der drei Bauabschnitte als zentraler Bauplatz. Dafür ist die Decke der darunterliegenden Tiefgarage extra mit 800 Stützen verstärkt worden. © Funke Foto Services | Socrates Tassos

Die vier- bis sechsgeschossigen Gebäude mit ihren zwischen 40 und 90 qm großen, öffentlich geförderten Wohnungen sind vor exakt 40 Jahren fertiggestellt worden und sollen nun mitsamt ihrem Umfeld „in die Gegenwart gehoben“ werden. Und zwar gründlich und umfassend. „Wenn man bei einem solch umfangreichen Vorhaben nicht hinguckt, hat man was falsch gemacht“, sagt Sven Karth mit Blick auf den Fördertopf und lobt „die tolle Zusammenarbeit“ mit der beim Kreis angesiedelten Wohnbauförderung und dem Landesbauministerium. „Ohne Förderung könnten wir das nicht als solch ein Paket realisieren“, so der Vorstandsvorsitzende der Wohnungsbaugenossenschaft. Erste Gespräche sind bereits im Frühjahr 2019 geführt worden; der Eigenanteil beläuft sich nunmehr auf gut eine Million Euro.

Ruhezonen mit Bänken und Wildblumen

Die Tiefgarage mit ihren 66 Stellplätzen – die „Spar und Bau“-Nutzer haben aktuell Ersatz im nahen „Stadtgalerie“-Parkhaus an der Oststraße – sei einfach günstig, weil zuguterletzt der Innenraum der Wohnanlage komplett umgestaltet werde mit Ruhezonen und Bänken, mit Wildblumen und neuen Bäumen – auch um etwas für das Mikroklima zu tun –, berichtet Architekt Jens Hecker („Hecker Architekten“, Velbert).

Vorfreude auf Verbesserungen

Stellten beim Ortstermin mit der WAZ das Millionen-Projekt und den Ablauf vor: die Architekten Jens und Jörn Hecker mit Ulrich Leschhorn und Sven Karth (v. l.) vom „Spar- und Bauverein Velbert“.
Stellten beim Ortstermin mit der WAZ das Millionen-Projekt und den Ablauf vor: die Architekten Jens und Jörn Hecker mit Ulrich Leschhorn und Sven Karth (v. l.) vom „Spar- und Bauverein Velbert“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zum Auftakt sind im ersten Bauabschnitt die Häuser An der Mähre 2, 4 und 6 an der Reihe. Er soll im nächsten Herbst und der dritte, letzte in 2023 abgeschlossen sein. „Die Zusammenarbeit mit den Mietern ist zum Start extrem gut. Wir sind wirklich in einer komfortablen Situation“, erzählt Ulrich Leschhorn. Alle seien mit dem Vorhaben einverstanden und hätten auch pünktlich ihre Garagen-Stellplätze geräumt, fährt der Haus-Architekt und Leiter Technik fort, der bei „Spar und Bau“ den vorbereitenden Sanierungsplan aufgestellt hat. „Die Mieter freuen sich und wollen die Verbesserung“, sagt Jörn Hecker von dem für Bauantrag, Ausschreibung und Bauleitung zuständigen Architekturbüro. Die betroffenen Genossenschaftsmitglieder seien schon im November informiert worden und hätten noch ein Schreiben mit 20 Seiten Text und zehn Seiten Anlagen bekommen: „Die wissen alle Bescheid.“

Energetisch saniert und barrierefrei gestaltet

Und was passiert jetzt genau? Nun, da werden jetzt erst einmal die alten Balkone abgeschnitten, kommen stattdessen größere, vorgebaute Alu-Balkone hin. Die Fassaden erhalten – Stichwort Nachhaltigkeit – eine Dämmung mit Mineralwolle, die Dächer eine Komplettsanierung und alle Häuser neue Aufzüge. Hinzu kommen: neue Fenster, „optimierte“ und in Teilen auch neue Heizungssysteme, Elektro-Arbeiten, neugestaltete Hauseingänge, eine verbesserte Telekommunikation mittels Stadtwerke-Glasfaser, eine besser organisierte Müllentsorgung, Rampen an den Eingängen und davor Boxen für Fahrräder und Rollatoren. Und als Erinnerung an die industrielle Vorgeschichte des Areals – an dieser Stelle der Stadt stand einst eine Gießerei – bekommen die künftig farblich etwas akzentuierten Fassaden noch Grafiken. Als da wären Gießer, Schleifer und natürlich ein Schlotschmet.

Künftig weniger Heizkosten

Die Mieter zahlen für den Quadratmeter nach Angaben der Genossenschaft bislang 4,75 Euro zuzüglich Nebenkosten. Nach abgeschlossener Modernisierung beträgt der Quadratmeterpreis 5,80 plus Nebenkosten. Sie können allerdings, so rechnet es „Spar und Bau“ vor, wegen der energetischen Maßnahmen mit einer Heizkostenersparnis von 57 Cent/qm rechnen.