Velbert. Ein ehrwürdiger Velberter Verein ist nach 70 Jahren Geschichte. Einst verstand sich die Vereinigung als „Wachhund auf der Rathaustreppe“.
Ihren 70. Geburtstag wird sie wohl nicht mehr erleben, die Arbeitsgemeinschaft Velberter Bürgervereine (Arge). Eine Mitgliederversammlung hat nun beschlossen, den gemeinnützigen Verein, der alle Velberter Bürgervereine vertreten hat, aufzulösen.
Ein früherer Vorsitzender des Vereins hatte die im Jahr 1955 gegründete Arge einmal den „Wachhund auf der Rathaustreppe“ genannt, der die Interessen der Bürger und der Vereine in der Kommunalpolitik und in der Stadtverwaltung vertrat. „Diese Funktion haben wir schon länger nicht mehr, die einzelnen Vereine konnten sich selbst vertreten“, sagt der heutige Vorsitzende Wolfgang Werner. Sein Vorgänger Dirk Lorenz sagte einmal in einem WAZ-Interview, dass in den Bürgervereinen mittlerweile weniger politisiert als vielmehr gefeiert und gereist werden.
Das sind die Gründe für die Auflösung des Velberter Vereins
Die Gründe für die Auflösung der Arge sind vielfältig. So ist allein schon die Zahl der Bürgervereine von einst 17 auf mittlerweile elf geschrumpft. Nachwuchs gibt es in den Vereinen kaum. „Und dann gab es auch keine Nachfolge für den Vorstand. Ein Jahr lang haben wir gesucht – ohne Erfolg“, so Wolfgang Werner. Wie in vielen anderen Vereinen fehle es auch hier an Menschen, die bereit seien, sich zu engagieren.
Seniorennachmittage wird es nicht mehr geben
Deshalb werde es auch den beliebten Seniorennachmittag im Forum nicht wieder geben. Vor Corona und vor der Sanierungs-Schließung des Forums habe man hier Eintrittskarten für kleines Geld verkauft und 500 Senioren einen schönen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen und mit musikalischem Programm bereitet. Zahlreiche Helfer aus den Bürgervereinen hätten diese Nachmittage unterstützt. Nun aber fehlen die ehrenamtlichen Helfer, die diese Veranstaltung wuppen können. „Die Helfer waren zum Teil älter als die Gäste, die sie bedient haben“, erklärt Wolfgang Werner, der Aus der Seniorennachmittage sehr bedauert.
Aus für die Publikation
Und für noch etwas bedeutet das Ende der Arge das Aus: für ihre Publikation „Velberter Bürger“, die an vielen Stellen öffentlich auslag und das Leben in den Bürgervereinen nebst Veranstaltungsterminen abgebildet hat. „Es ist uns zuletzt immer schwerer gefallen, Anzeigen für das Blatt zu gewinnen“, so Wolfgang Werner. Und während man in früheren Zeiten mit den Anzeigenerlösen Aktionen der Arge mitfinanzieren konnte, musste nun zuletzt für den Druck des „Velberter Bürgers“ sogar Geld hinzugeschossen werden.
Entschluss ist nicht leicht gefallen
Der Auflösungsbeschluss sei der Versammlung nicht leicht gefallen, berichtet Wolfgang Werner. Aber man habe keine Zukunft für die Arge gesehen. Auch die Bürgervereine werden immer älter. „Wenn wir von den jüngeren Mitgliedern reden, dann meinen wir die, die noch unter 70 Jahre alt sind“, so der Vorsitzende weiter.
Restguthaben geht an Senioren
Noch rund ein Jahr wird es dauern, bis die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft der Velberter Bürgervereine endgültig aufgelöst ist. Dann sei auch mit dem Finanzamt und dem Amtsgericht alles abgewickelt.
Das Restguthaben, das sich noch auf dem Konto der Arge befindet, fällt an die Stadt Velbert – mit der Auflage, es für die Senioren und Altenpflege zu verwenden. „Ein Teil“, so Werner, „kann auch in den Kinderkarneval fließen. Schließlich sorgen die Kinderprinzen in den Seniorenheimen mit ihren Auftritten immer für viel Freude!“