Die Zeiten des „Wachhundes auf der Rathaustreppe“ scheinen vorbei. ArGe-Vorsitzender Dirk Lorenz verweist auf den gesellschaftlichen Wandel
Nach einigen Fusionen existieren über das Stadtgebiet verteilt immer noch 15 Bürgervereine und der Dachverband, die Arbeitsgemeinschaft Velberter Bürgervereine (ArGe). Einst als „Wachhund auf der Rathaustreppe“ gerühmt, ist es in den vergangenen Jahren politisch eher ruhig um sie geworden. Mit dem ArGe-Vorsitzenden Dirk Lorenz sprach WAZ-Redakteur Matthias Spruck.
Seit Mitte Juni hat Velbert einen neuen Bürgermeister. Hat Dirk Lukrafka schon einmal bei Ihnen angerufen?
Dirk Lukrafka hat vor der Wahl unsere Delegiertenversammlung besucht und sich als Kandidat vorgestellt. Mein Eindruck ist: Die Bürgervereine sind ihm wichtig.
Haben Bürgervereine ein Gewicht im politischen Prozess oder erschöpft sich der Einfluss auf einige Vorsitzende mit Ratsmandat?
Die Bürgervereine in unserer Stadt sind nicht mehr wie früher am politischen Prozess beteiligt. Es wird mehr gefeiert und gereist als politisiert.
Bedauern Sie diesen Wandel?
Im Prinzip schon, doch man muss das vor dem Hintergrund des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels sehen: Die Menschen haben generell eher das Bedürfnis, neben ihrem Job ihre Freizeit zu gestalten als sich einem Verein anzuschließen, der politisch in der Stadt Akzente setzen will.
Wozu werden Bürgervereine dann noch gebraucht?
Nicht missverstehen: Unsere Bürgervereine verändern ihre Funktion. Sie bieten mehr Kommunikation, ihre ehrenamtlichen Mitglieder sind für die Bewohner ihres Einzugsgebietes da. Insofern erfüllen die Bürgervereine gegen das Phänomen der Vereinzelung eine wichtige soziale Funktion. Schauen Sie auf unseren berühmten Seniorennachmittag: Mich berührt es zu sehen, wie 40 und mehr Ehrenamtliche hunderten Senioren einen schönen Nachmittag im Forum Niederberg bescheren.
Wird die Tradition des Rathausgesprächs, wo Bürgervereine Probleme aus ihrer Sicht der Stadtverwaltung vortragen, fortgesetzt?
In diesem Jahr fällt das Gespräch erstmals aus, was auch darauf zurückzuführen ist, dass die Themen an Relevanz abnahmen. Was die Stadtentwicklung betrifft, gibt es bei uns noch keinen festen Ansatz. Wir proben jetzt erst einmal eine neue Form: Das Treffen mit der Verwaltungsspitze wird ausschließlich von den Vereinsvorsitzenden und mir bestritten. Dann werden wir gemeinsam über neue Dialogformen sprechen.