Velbert. „Zielvorgabe erfüllt“ bilanziert die Stadt Velbert beim Energiesparen. Das Thema ist aber nicht abgehakt. Fortsetzung folgt im kommenden Winter.
Mancherorts drängt sich bereits der Eindruck auf, es gäbe Gas bis zum Abwinken und keinerlei Grund mehr, überhaupt mit Energie bewusster und sparsamer als in früheren Zeiten umzugehen. Die Stadt Velbert hingegen lässt nicht locker. „Wir machen das einfach weiter“, sagt Michael Lobe, „um weiterhin erfolgreich Energie einzusparen, so wie im vergangenen Winter.“ Die Rede ist von der Umsetzung der Bundes-„Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen“ – sie hieß tatsächlich so –, die eigentlich mit letztem Februar abgelaufen ist. „Es ist ja nichts ausgestanden“, argumentiert der Leiter des städt. Fachbereichs Immobilienservice, „wir wissen auch gar nicht, wie sich die Gaslage entwickelt.“
Und dann packt Lobe ausgedruckte Tabellen und Daten auf den Tisch. Sie zeigen: Das Bemühen hat sich in den Monaten rund um den Übergang 2022/2023 messbar gelohnt und macht optimistisch.
Bereinigt kommt Velbert auf zehn Prozent
Wobei: Prinzipiell wird natürlich kalenderjährig ausgewertet, selbstverständlich sind jedoch die Wintermonate die entscheidenden. Laut Immobilienservice sind 2022 gegenüber dem Vorjahr 22 Prozent weniger Wärmeenergie – ganz überwiegend ist das Gas – verbraucht worden. Um den so genannten Klimafaktor bereinigt, der den Einfluss des in diesem Fall milden Winters zeigt, ergibt das einen reinen Einspareffekt von zehn Prozent. Der ist umso respektabler, als dass über alle Gebäude ermittelt und gerechnet wurde. Schulen und Kitas, die mit Abstand den größten Anteil am Immobilienbestand haben, sind nämlich laut Verordnung grundsätzlich außen vor zu lassen.
Tipps zum richtigen Verhalten
Zu dem milden Winter kamen als Faktoren das Nutzerverhalten und technische Maßnahmen hinzu. Es wurden zum Beispiel die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt, Behördenventile eingebaut, beim Stoßlüften auf Frostschutz gestellt, ferner alle nicht notwendigen Untertisch- und Kleindurchlauferhitzer außer Betrieb genommen. Zudem erhielten die Mitarbeiter entsprechende Handlungsempfehlungen.
Schulzentrum Birth liegt noch besser
Das Ganze aufbereitet, ausgewertet und bewertet hat maßgeblich Niklas Lyra. Der 20-jährige Velberter absolviert das duale Studium „Kommunales Immobilienmanagement“ und ist bei der Stadt Velbert angestellt. Die Einzelbetrachtung zeigt, dass das vor Jahren mit Geld aus dem Konjunkturpaket II aufwändig sanierte Schulzentrum Birth mit GSG, Grundschule und Sporthalle die obigen Werte noch deutlich toppt und auf 28 bzw. bereinigt 16 Prozent Einsparung kommt.
Besser steuern und mehr bewirken
Dort habe man z. B. die Temperatur der Flure heruntergefahren und in den Klassenräumen neue Thermostatventile eingebaut, berichtet Manuel Villanueva-Schmidt, „ein energetisch saniertes Gebäude kann man grundsätzlich ohnehin besser steuern und mehr bewirken“, so der stv. Fachbereichsleiter. Zu der Maßnahme gehörten in Birth vor einigen Jahren Dämmung, Dach, Fenster, Fassaden, LED-Beleuchtung und eine zentrale Wärmeversorgung.
Kostenanstieg gemildert
Laut Immobilienservice ist das Ergebnis der Bemühungen „wirklich gut“. Velbert liege absolut im Trend und habe die bundesweite Zielvorgabe von (unbereinigt) 20 Prozent Minderverbrauch mehr als erreicht. Finanzielle Einsparungen seien aber nicht erzielt worden, bilanziert Michael Lobe; der Gaspreis sei ja überproportional geklettert und dieser horrende Kostenanstieg allenfalls gedämpft worden. „Wir können grundsätzlich nur den Rahmen setzen, aber wirklich entscheidend ist bewusstes Verhalten.“
Stadtwerke melden deutlich niedrigeren Verbrauch
Auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben offenbar ihr Verhalten geändert – und ihren Verbrauch gedrückt. Nach Auskunft der Stadtwerke Velbert GmbH haben ihre Kunden 2022 im Vergleich zum Vorjahr 19 Prozent Gas eingespart. Im letzten Quartal 2022 war der Verbrauch sogar um knapp 25 Prozent gesunken, gemessen am Vorjahreszeitraum. Im Stromsektor f̈iel der Verbrauch um fünf Prozent geringer als im Jahr zuvor aus; er sank um acht Prozent im letzten Quartal.
>>> Warmbadetage fallen nach wie vor aus
Die Stadtwerke Velbert als Betreiber bleiben dabei: Es gibt weiterhin an allen drei Schwimmbad-Standorten keine Warmbadetage. Die Warmwassertage waren im Vorjahr – zunächst befristet – gestrichen worden. Die Einsparbemühungen in den eigenen Büros würden ebenfalls fortgesetzt, berichtete Karina Goncalves auf Anfrage weiter.
Man beobachte die gesamte Lage und Entwicklung kontinuierlich, einschließlich der Speicherstände und Mitteilungen der Bundesnetzagentur, so die Sprecherin. „Wenn wir handeln müssen, können wir das sofort und das auch umgehend an unsere Kunden weitergeben.“