Velbert. Ingo Appelt tritt im Alldie-Kunsthaus auf. Im WAZ-Interview verrät der Comedian, was den gebürtigen Essener mit Velbert verbindet.
Zum ersten Mal kommt er zu einem Auftritt nach Velbert: Ingo Appelt. Am Freitag, 29. September, gastiert der Comedian im Alldie Kunsthaus mit seinem Programm „Startschuss – Auf die Kacke fertig los!“ Werbung braucht er keine, denn die Vorstellung ist ausverkauft. Trotzdem steht der 56-Jährige für ein Interview bereit.
„Velbert ist positiv im Kalender angekreuzt“
Über Zürich, Berlin und Wiesbaden führt Appelts Tour nach Velbert. Ein Upgrade? „Velbert ist eine Königsdisziplin“, sagt er. „Ich habe einen persönlichen Bezug zu Velbert“, erläutert der Wahl-Berliner. Seine Mutter habe vor mehr als 50 Jahren eine Eisdiele in dort gehabt. „Daher ist Velbert positiv im Kalender angekreuzt.“ Großgeworden ist Appelt in Essen, war politisch aktiv, sowohl bei der SPD als auch beim DGB. „Ich habe politische Arbeit gemacht und das ist ganz schön anstrengend“, resümiert der Mittfünfziger.
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Immer den Feinden ausgesetzt
Vieles dürfe man heute nicht sagen. Das sei früher jedoch nicht anders gewesen. Man müsse in der politischen Arbeit sehr auf Sprache achten, sei immer Feinden ausgesetzt. Als 16-jähriger Jugendvertreter der Gewerkschaft musste er auch Reden halten, aber da habe nie jemand gelacht. „Im Gegenteil, die waren beleidigt.“
Manche Gäste sind beleidigt
Wenn Ingo Appelt heute eine Rede hält, lacht das Publikum und applaudiert. Die Rede heißt Programm und beschäftigt sich mit „betreutem Hassen“. Mag sein, dass der eine oder andere Gast auch mal beleidigt ist, denn Appelt sagt von sich: „Ich bin recht bösartig und frech.“ Er haue auch mal mit dem Holzhammer drauf. Warum? „Wir sind nicht wie die Menschen auf den Hochglanzbroschüren“, erläutert er. „Wir wollen immer mehr, wollen uns absetzen von den anderen. Wir können nicht aufhören. Wir haben so viele Dinge, die wir nicht brauchen.“
Ein anderes Thema stellt er betroffen gegenüber: Wokeness, der neudeutsche Begriff für Menschen, die sich gegen Rassismus, Klimawandel und Sexismus einsetzen und die Vorkommnisse im Columbia Bad in Berlin. „Das darfst du nicht denken, das darfst du nicht sagen und im Freibad herrscht Respektlosigkeit, Gewalt, Homophobie und Großkotzigkeit.“ Eine Appelt-Analyse: „Das hat mit aufgestauter Aggression zu tun, mit Wut, Frustration und Ärger.“
Auf die Schippe genommen
Daher findet er, sei ein Comedy-Abend wichtig, damit er sich und seine Gäste mal so richtig auf die Schippe nimmt. Jeder sei gekränkt und in einer Opferhaltung drin. Dazu kommen die vielen schlimmen Nachrichten, wie Kriege, Wirtschaft, Umweltkatastrophen und Gewalt. „Ich versuche den Leuten die Angst zu nehmen“, sagt er und es fühlt sich so an, als gehöre er selbst zu den Leuten.
Zurück zu den Wurzeln
Comedy, betont Appelt, insbesondere Live-Comedy, sei eines der wenigen Medien, die Angst nehmen. Und kleinere Bühnen mag der Comedian besonders gerne. „Zurück zu den Wurzeln“, sagt er. Zurück nach Velbert! „Ich freue mich darauf“, fügt er mit seiner herzlich markanten Stimme hinzu. Ein Interview mit Ingo Appelt fühlt sich an wie eine Halbzeit „Programm-Mix“. Fragen sind fast überflüssig, Stichworte reichen. Er erzählt und erzählt und erzählt, unterbrochen von mitreißendem Lachen. 31 Jahre Bühnenerfahrung bedeutet auf einen großen Anekdotenschatz zurückgreifen zu können. Als Berufsbezeichnung wählt Appelt „Comedian“. Widerworte nimmt er jedoch wie ein Stand-up-Künstler auf und wenn er vom Programm berichtet, wirkt er wie ein Therapeut. „Zwei Stunden auf der Bühne machen glücklich“, verspricht Appelt glaubwürdig – sein Publikum und sich.
>>>Tickets für Auftritte in der Umgebung
Wer für Velbert keine Karte mehr bekommen hat: Ingo Appelt tritt mit seinem Programm „Startschuss – Auf die Kacke fertig los!“ auch in der Nähe von Velbert auf: am 30. September in Hilden, am 7. Oktober in Dortmund, am 9. November in Mülheim und am 3. Dezember in Düsseldorf. Tickets gibt es über www.ingo-appelt.de