Essen. Comedian Ingo Appelt sparte beim Auftritt in der Essener Zeche Carl nicht mit Provokationen und Verbalattacken. Nicht jeder Spruch kam gut an.

Zuerst muss der Rotz raus! Ganz wortwörtlich, laut und ungehörig, wie es die über 200 Zuschauer von dem 56-jährigen gebürtigen Essener auf der Bühne der Altenessener Zeche Carl erwarten können. Wer so anfängt, der wird wohl kaum politisch korrekt weitermachen. Ganz im Gegenteil, wie Ingo Appelt direkt am Anfang in expliziten Worten klarmacht und dafür den ersten Applaus erhält.

Die vielen Fans im Publikum kennen und schätzen seine in schnellster Sprechweise herausgehauenen Obszönitäten und Beleidigungen. Mit seinem neuen Programm namens „Startschuss“ tourt er von nun an mehr als ein Jahr durch den deutschsprachigen Raum. Beim folgenden zweistündigen Feuerwerk an Provokationen und Verbalattacken knöpft sich Ingo Appelt zunächst die heutige Jugend vor und hackt selbst auf den eigenen Kindern herum.

Ingo Appelt pöbelt bei Auftritt in Essen: „Das muss alles raus!“

Er lässt an diesem Abend kaum eine heilige Kuh aus, wobei deren fäkalverbale Schlachtung nicht immer von tosendem Applaus belohnt wird. Darüber beschwert er sich beim Publikum, um direkt danach mit ihm lautes Grölen und Beleidigen zu üben. „Betreutes Hassen“ nennt er das und es gelingt. In Zeiten maximaler Toleranz ist es ein befreiendes Gefühl, in einem vollen Saal mit anderen Erwachsenen gemeinsam laut zu pöbeln.

„Das muss alles raus!“ meint Appelt und man fühlt für einen langen Moment, dass er recht haben könnte. Aber muss wirklich alles raus? Manche Provokation kommt nicht gut an. Die Frage „Schalke oder Dortmund. Wo ist denn da der Unterschied?“ sollte man als gebürtiger Essener nicht ungestraft stellen. Wobei Ingo Appelt sich hier als Strafe wütende Rufe aus dem Publikum vorgestellt hat, die aber ebenso ausbleiben wie der Applaus.

Ingo Appelt in Essen: Ampel-Politiker bekommen ihr Fett weg

Politikerstimmen konnte Ingo Appelt schon immer gut parodieren, angefangen bei Willy Brandt, Helmut Kohl und Rudolf Scharping. Er weiß, dass sein Publikum mit diesen Namen noch etwas anfangen kann und das schätzt. Aktuelle Politiker parodiert er nicht und meint, „dass Politiker parodieren ja heute gar keinen Sinn mehr macht!“. Aber natürlich bekommen diverse Ampelmänner und -frauen an diesem Abend trotzdem ihr Fett weg.

Die Forderung nach sechs Monaten Wehrdienst geht mit der nach einer schwulen Bundeswehr einher. Homophobe Zuschauer haben in diesem Teil des Programms definitiv nichts zu lachen. Aus dem Saulus sei ein Paulus geworden und aus der Drecksau ein Frauenversteher. Das will ihm so recht keiner abnehmen, zumal im Publikum sicherlich auch einige „Fitness- und Gemüsenazis“ sitzen, über die er im gleichen Atemzug herzieht.

An den anschließenden Tipps für Männer, wie man erfolgreich durch das gesamte Eheleben kommt, haben die vielen Frauen im Publikum sicherlich ihre Freude. In seiner Angst vor der weiblichen verbalen Überlegenheit und der Forderung nach einem Matriarchat wird deutlich, dass er sich eigentlich nach Liebe und Nestwärme sehnt. Aber mit jedem seiner Sätze erzeugt er vor allem Reibungswärme. Dies über den abrupten Schluss hinaus bis hin zur garantiert nicht jugendfreien Zugabe. Fazit: Ingo Appelt bleibt seinem Ruf treu und das ist gut so!

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