Velbert. Julian Siepmann (27) besitzt jetzt einen Wasserturm. Warum er den Velberter Turm gekauft hat und was er und Freundin Leonie nun damit vorhaben.
Ein nicht gerade kleines und auch nicht unbedingt alltägliches Projekt haben Julian Siepmann und Leonie Peters bereits erfolgreich miteinander gewuppt. Vor zwei Monaten sind sie mit dem Umbau eines Oldtimer-Lkw – genauer: eines Magirus-Deutz „Mercur“ – in Eigenarbeit zum Wohnmobil fertig geworden. Aber die Nummer, die sie jetzt vor sich haben, ist noch von ganz anderem Kaliber. Siepmann hat nämlich an der Steeger Straße den dort vor 13 Jahren stillgelegten, denkmalgeschützten Wasserturm der Stadtwerke Velbert gekauft.
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Und damit hat der 27-Jährige – außer natürlich mit seiner Partnerin in diesem ganz besonderen Bauwerk selbst zu wohnen – eine ganze Menge Interessantes vor.
Notiz in der Velberter WAZ gesehen
„Außergewöhnliche Bauwerke haben mich schon immer angezogen“, erzählt der Langenberger. Zunächst habe er ein Auge auf den Alten Hatzfelder Wasserturm in Wuppertal-Barmen geworfen und vergeblich versucht, dessen Eigentümer zu kontaktieren. „Guck dir den hier doch einfach mal an“, ermunterte ihn schließlich sein Bruder, der in der WAZ gelesen hatte, dass der Velberter Turm seit 2019 zum Verkauf steht.
Auf Anhieb begeistert
Siepmann fuhr hin, stand vor den fünf Etagen mit dem großen „Kessel“ darüber, dem genieteten Wasserbehälter, war „sofort begeistert“ und legte mit der Konzept-Entwicklung los. „Sein Konzept ist echt super“, lobt Bert Gruber. Es habe mehrere andere Kauf-Interessenten gegeben, aber eben kein überzeugendes Konzept, so der Kaufmännische Leiter der Stadtwerke weiter, der beim Ortstermin mit der WAZ mit von der Partie ist. Ebenso Gesa Weppelmann; die Stadtwerke-Sprecherin hatte einen ihrer ersten Arbeitstage dort an der Steeger Straße. Anlass war damals der „Tag des offenen Denkmals“.
Konisch und mit runden Räumen
Als sie von dem Wasserturm erstmals nur gehört habe, erinnert sich Leonie Peters, sei sie „ein bisschen baff“ gewesen. Aber als sie ihr künftiges Zuhause dann gesehen habe, sagt die gebürtige Essenerin (26) war ich „voll dabei“. 25.000 Euro hat die nach oben konisch zulaufende Immobilie mit den runden Räumen um den Zylinder mit dem Treppenaufgang herum gekostet. 250.000 bis 300.000 müsse er wohl reinstecken, meint der neue Besitzer, und diese Summe auch finanzieren. „Das macht man für ein Einfamilien-Haus ja auch“, wirft Leonie Peters ein.
Viel Eigenarbeit reinstecken
Als erstes wird Siepmann – er ist Elektriker für Betriebstechnik, sie ist Kauffrau – die nicht gerade stilvolle Leuchtstoffröhre neben dem Eingang demontieren. „Die kommt weg.“ Und dann möglichst bald mit der Sanierung beginnen. Sie wollten viel Eigenarbeit leisten, erzählt er, in seinem Freundeskreis seien eigentlich alle Gewerke mit den entsprechenden Maschinen vertreten. Der Wasserturm solle eine Pellet-Heizung bekommen.
Einzug ins Erdgeschoss
Das Paar wird zunächst unten im Erdgeschoss wohnen. Es sei auch ohnehin besser und sinnvoll, bei diesem Projekt vor Ort zu sein, meint er und spricht von einer mehrjährigen Entwicklungszeit. Ein wichtiger, unerlässlicher Schritt sei es aber erst einmal, die Umnutzung zu beantragen. „Der Wasserturm ist ja nie zu Wohnzwecken genutzt worden.“
Raum für Künstler und Freischaffende
Er wolle aber nicht einziehen und dann die Tür hinter sich zumachen, sondern im Turm Künstlern und Freischaffenden Raum geben, Büros einrichten und für individuelle Zeitfenster vermieten. Künstler hat Siepmann für das 2., 3. und 4. Obergeschoss im Blick, der Raum unter dem Kessel eigne sich für Ausstellungen. Beim Garten denkt Julian Siepmann an eine „gemeinschaftliche Nutzung“. Auch für Projekte und um verschiedene Generationen zusammenzubringen.
Später mal hoch in den Kessel
Eine Frage der Zeit und maßgeblich von der Zustimmung der Unteren Denkmalbehörde abhängig ist jedoch der ganz große Traum, später mal hoch in den Kessel zu ziehen. „Der ist acht Meter hoch und gibt zwei bis drei Etagen her.“ Aber es müssten halt Fenster rein.
„Es ist ein tolles Projekt, das muss man wollen“, meint Bert Gruber. „Es birgt Chancen und Risiken.“
>>> Mehr als ein Jahrhundert 900 Tonnen getragen
Der Wasserturm ist 1903/1904 gebaut worden und hatte mehr als 100 Jahre großen Anteil an der Versorgungssicherheit der Haushalte. Errichtet wurde er von Otto Intze. Der Bauingenieur erkannte als einer der Ersten die Vorzüge von Stahl für die Konstruktion von Wasserbehältern auf Türmen. Zudem entwickelte er eine neuartige Formgebung.
Der Backsteinbau ist rund 40 Meter hoch, bietet ganz oben einen tollen Rundumblick über Velberts Dächer und ist mit seiner Silhouette stadtbildprägend. Der voluminöse Behälter fasst 900 Kubikmeter Wasser. Übrigens: Ein Kubikmeter wiegt knapp eine Tonne!