Velbert. Die Stadtwerke Velbert gewähren einen Einblick in den alten Wasserturm. Wasser gibt es dort nicht mehr, aber viel Spannendes zu entdecken.
Rund 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchen die Velberter pro Jahr. Möchte man das in Liter umrechnen, entsteht eine Zahl mit zehn Stellen. Mehr als 100 Jahre hatte der Wasserturm an der Steeger Straße einen großen Anteil an der Versorgungssicherheit der Velberter Haushalte mit Wasser.
Und auch wenn der auffällige Turm im Jahr 2010 in den „Ruhestand“ geschickt wurde, öffneten die Stadtwerke Velbert anlässlich des „Weltwassertages“ (siehe Infokasten) die Tür zu dem rund 40 Meter hohen Backsteinbau.
Die ersten Treppenstufen gibt es schon vor der Eingangstür des Turms in Velbert
Die ersten Stufen gibt es schon vor der Eingangstür. Wer sie gemeistert hat, steht in einer Art Eingangsbereich, der auch in einer normalen Wohnung sein könnte – wenn da nicht die kunstvoll gearbeitete Wendeltreppe wäre, die nach oben führt. Und – auch das ist ein Unterschied zu einer normalen Wohnung: Ecken sucht man zumindest an den Außenwänden vergeblich. Ein Bild aufhängen oder eine Kommode an die Wand stellen, könnte schwierig werden.
Die Velberter Funkamateure sind nicht mehr im alten Wasserturm
Bis 2021 hatten hier – auf der untersten Ebene – die Velberter Funkamateure einen Versammlungs- und Schulungsraum, in einem zweiten Zimmer stand die Funkanlage. Davon ist heute nichts mehr zu sehen – nach 35 Jahren mussten die Funker raus, weil die Stadtwerke Velbert den Turm gerne verkaufen würden.
Stadtwerke Velbert würden den Wasserturm für einen Euro verkaufen
Auch interessant
Einen ernsthaften Interessenten gab es wohl schon – doch am Ende kam kein Vertrag zustande. „Wenn Sie mir einen Euro bieten, gehört der Turm Ihnen“, sagt Markus Fandler, Abteilungsleiter für Anlagen und Netze bei den Stadtwerken Velbert. Ein schönes Bauwerk sei der Wasserturm, findet Fandler, sogar Heizung gebe es – zumindest auf den unteren Etagen. „Aber man muss halt die passende Idee haben.“ Und der Denkmalschutz sowie Brandschutzbestimmungen lassen manch eine Nutzung nicht zu, räumt der Stadtwerke-Mann ein. Denn einen zweiten Rettungsweg gibt es bisher nicht – über Barrierefreiheit braucht man angesichts der zahlreichen, teilweise schmalen Stufen gar nicht erst zu reden. Aber: „Wer den Turm kauft, könnte morgen einziehen“, sagt Fandler.
Der Wasserturm funktioniert mit „reiner Physik“
Auch interessant
Bevor es nach oben geht, geht es erst einmal nach unten. Denn unter der vermeintlich untersten Ebene gibt es noch ein kellerartiges Fundament. Früher war dort ein wichtiger Punkt des Wasserturms, erläutert Fandler – und deutet auf ein dickes, grünes Rohr. Über dieses wurde der 1904 gebaute Turm gefüllt und geleert. Und zwar mit „reiner Physik“, so Fandler weiter. Pumpen? Fehlanzeige. Stieg der Druck im Wassernetz, füllte sich der 900 Kubikmeter große Behälter, der sich weit oben im Turm befindet, sank der Druck, leerte sich der Behälter wieder.
Bereits seit den 1950er-Jahren übernahm diese Aufgabe hauptsächlich der Wasserspeicher im Wasserturmhochhaus, das viele als BKS-Hochhaus kennen. „Doch Spitzen konnten so nach wie vor gut abgepuffert werden“, berichtet Fandler.
Das Wasserrohr zur Außenwelt ist unterbrochen
Auch interessant
Am Ende sei es vor allem eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, den Turm vom Netz zu nehmen – „schweren Herzens“, wie Fandler betont. „Aber Wasser muss ja für die Kunden bezahlbar sein – und so ein Turm kostet halt ...“ Technisch ist der Turm verzichtbar, weil Wassermenge und -druck gut über Pumpen gesteuert werden können.. Und so ist das Rohr zur „Außenwelt“ heute unterbrochen – die beiden Seiten jeweils mit dicken Metallplatten verschraubt. Hier fließt kein Wasser mehr.
Dicke Rohre führen nach oben in den Wasserbehälter
Die Rohre nach oben gibt es aber noch. Ein dickeres und ein dünneres als Überlaufsicherung. Um diese Rohre herum führt dann auch die Wendeltreppe in die zweite Etage, wo sich Räume mit fast sieben Metern Deckenhöhe befinden. Was einst in diesen Räumen war, weiß Fandler nicht. „Vielleicht Büroräume, vielleicht Lager, vielleicht standen sie immer leer.“
Einige Stufen und Spinnen-Begegnungen weiter steht man direkt unter dem Wasserbehälter. Dieser ist noch genietet. Früher konnte hier auch das Wasser, das aus Essen-Kettwig ins Velberter Netz fließt, beprobt werden.
Doch noch immer ist die Wendeltreppe nicht zu Ende. Von der nächsten Ebene könnte man durch eine Luke in den Behälter klettern. Eine wacklige Leiter und Dunkelheit laden aber nicht unbedingt dazu ein.
Wendeltreppe endet in der Laterne
Insofern geht es noch höher: An einem Fenster endet die nun ziemlich schmale Wendeltreppe unvermittelt. „Jetzt sind wir in der Laterne“, erklärt Fandler. Das ist der weiße Bereich direkt unter der Spitze. Von hier gibt es einen wunderbaren Rundumblick über die Dächer von Velbert – zumindest dann, wenn es nicht gerade, wie heute, etwas diesig-regnerisch ist.
>>> Weltwassertag
Der Weltwassertag am 22. März, zu dem die Vereinten Nationen (VN) seit 1992 aufrufen, erinnert jedes Jahr an die Besonderheiten von Wasser als der essenziellsten Ressource des Lebens.
Dieser Tag soll die Bedeutung von Wasser deutlich machen.
Der diesjährige internationale Tag des Wassers 2023 steht unter dem Motto „Accelerating Change“, also den Wandel beschleunigen“.
In diesem Ziel formulierten die Vereinten Nationen den Willen, bis 2030 sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle Menschen zu gewährleisten – der Zugang zu Wasser soll kein Privileg sein.