Langenberg. Jörg Motzkau ist über die Grenzen von Velbert-Langenberg hinaus gefragt. Wie er das geschafft hat und warum sein Beruf auch spektakulär sein kann
Schwindelfrei sollte sein, wer gemeinsam mit Jörg Motzkau auf die Baustellen ausrückt. Denn bei dem Langenberger Unternehmer geht es in der Regel hoch hinaus. Er ist Gerüstbauer, sicherheitszertifiziert, und nimmt gerne Aufträge an, die nicht „08/15“ sind.
So hat er schon mehrfach dafür gesorgt, dass Arbeiter der Christuskirche in Velbert zu Leibe rücken konnten. Auch den Bismarckturm auf dem Senderberg hat er schon im Repertoire gehabt. Und Projekte außerhalb der Stadtgrenzen. Er hat „gut zu tun“.
Messen, planen, zusammenbauen: Wie ein Gerüst in Velbert entsteht
Ganz aktuell auch wieder in Velbert-Mitte. Spektakulär mutet die Baustelle an, allein zwischen erstem Gespräch mit dem Bauherren und der Ausführung sind gut sechs Monate fürs Vermessen und Planen ins Land gezogen.
Warum so lange? Weil es sich bei dem Gerüst für dieses Projekt um eine Sonderanfertigung handelt. Ein Dachstuhl sollte saniert werden – dafür musste die Baustelle komplett unter einer Plane verschwinden. „Wir haben dabei sehr eng mit unserem Materiallieferanten zusammengearbeitet“, erläutert Jörg Motzkau.
Seltene Objekte erfordern kreative Lösungen
Das habe damit angefangen, dass der Zulieferer das Haus per Drohne vermessen habe. Anschließend ging es ans Reißbrett, planen. „Das Gerüst ist nicht an dem Gebäude befestigt, muss aber trotzdem stabil und standfest sein“, erläutert er. Deswegen beschweren Wassertanks die unteren Bereiche, „die Stadtwerke hatten uns zur Befüllung eigens eine Leitung genehmigt.“
Doch das – auch für Anwohner und Passanten – Spektakuläre an dieser Baustelle: Gekrönt werden sollte das Gerüst von einem Gestell, über das anschließend eine eigens angefertigte Plane gespannt werden musste. „Die Messung dazu muss absolut fehlerfrei sein“, sagt Jörg Motzkau. Denn montiert werden die Teile mit Unterstützung eines Krans.
Klein angefangen, groß raus gekommen
„Den gibt es aber nur für einen Tag. Haben wir uns vermessen und die Dinger passen nicht, war die ganze Vorarbeit umsonst.“ Es hat aber gepasst, das Gerüst steht, die Arbeiten laufen so, wie es geplant gewesen ist.
So sieht die Arbeit des Langenberger Gerüstbauers momentan aus, doch ein Blick zurück lohnt sich. Denn natürlich gibt es die großen Projekte nicht einfach so im Angebot. „Wir müssen uns ja von der Konkurrenz abheben“, sagt der Firmenchef lachend.
Bekannt geworden durch Mund-zu-Mund-Propaganda
Und dafür hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit 1986 eine Menge getan. „Wir haben immer gute Arbeit geleistet, immer gute Qualität geliefert“, ist er überzeugt. „Und das spricht sich rum. In der Baubranche läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Gleichzeitig arbeitet er daran, sich und seine Mitarbeitenden zu qualifizieren.
„Mit der Zeit lernt man dann viele Bauleiter und Architekten kennen“, erzählt Jörg Motzkau. „Und immer wieder fragen die sich untereinander: Kennt ihr nicht jemanden, der uns das Gerüst bauen kann? Und da kommen wir ins Spiel.“
Gerüstbauer Jörg Motzkau bildet auch aus
Damit das auch in Zukunft so bleibt, bildet Jörg Motzkau kontinuierlich aus. „2022 hatten wir einen Azubi, dieses Jahr zwei. Wir sind auch bemüht, sämtliche Leute zu übernehmen.“ Schwierigkeiten, junge Menschen von seinem Beruf zu überzeugen, habe er derzeit dabei nicht.
„Wir arbeiten eng mit der Martin-Luther-King-Schule in Velbert zusammen“, sagt Sabrina Kleeberger aus dem Team von Jörg Motzkau. „Die Schule bietet ihren Schülern eine Beruf-Rallye an, an der wir uns gerne beteiligen.“
Enge Kooperation mit Velberter Hauptschule
An diesem Tag zur Berufsorientierung können die Jugendliche Berufe testen und Angehörige diverser Firmen ausfragen. „Wir haben von vorneherein gesagt: Wir machen das richtig“, sagt Sabrina Kleeberger. Heißt: „Unser Azubi und eine Aushilfe sind mit Material zur Schule gefahren und die Schüler durften dann mit den beiden zusammen ein Gerüst aufbauen.“
Das Ergebnis sei mehr als zufriedenstellend gewesen: „Die Schüler bekommen Handkarten, mit denen sie sich bei den Unternehmen für ein Praktikum bewerben können“, fährt sie fort und zeigt auf einen Stapel gelber DIN-A5-Karten. „Gut, oder?“ Andere Firmen hätten sich über ein oder zwei solcher Karten gefreut.
„Einer von denen hat auch tatsächlich ein Praktikum gemacht, ein anderer ist als Azubi geblieben“, erzählt sie weiter. „Man muss die jungen Leute eben anders ansprechen, sie ausprobieren lassen. Dann merken die auch, dass so ein Job Spaß machen kann.“
>>>Referenzprojekte auch außerhalb von Langenberg<<<
Inzwischen ist Jörg Motzkau auch außerhalb von Langenberg gefragt: So hat er für Arbeiten an der Zeche Zollverein in Essen ein Gerüst erbaut, das mit so genannten Protect-Platten abgeschirmt worden ist „und sich so optisch besser in das Ensemble einfügt“.
Neben dem Auf- und Abbau der Gerüste muss ein Gerüstbauer auch messen und technisch zeichnen können. „Für das halbrunde Gerüst an der Christuskirche musste ich genau messen: Jeden Vorsprung, jede Säule musste ich erfassen.“ Anschließend fertigt er eine 1:100- oder 1:50-Zeichnung an, je nachdem, wie detailreich eine Fassade ist. So kann er Gerüste ordentlich planen.