Langenberg. Teambuilding ohne WM: Die Damen von Blau Weiß Langenberg müssen zwölf Neue integrieren. Gemeinsam Nationalelf gucken kommt dabei nicht in Frage.
„Oh, schon sechs nach, wir müssen aufbauen.“ Kevin Klein schaut kurz auf seine Armbanduhr, dann schnappt er sich Daniel Nockmann und ab geht es auf den Platz. Die beiden sind die neuen Trainer der Damenmannschaft von Blau Weiß Langenberg – und müssen sich eigentlich keine Sorgen machen.
Denn wenn auch der Lokalreporter die beiden Übungsleiter gerade etwas aufhält: Die Spielerinnen sind längst dabei, das Aufwärmprogramm abzuspulen.
Erster Vereinswechsel für den Trainer
Seit drei Wochen ist das Trainergespann im Nizzatal aktiv, unterstützt von Leon Löker als Torwarttrainer. Und die Aufgabe ist spannend: Denn für Kevin Klein ist der Job an der Seitenlinie der erste außerhalb des Vereins, in dem er groß geworden ist.
Gleich hinter der Stadtgrenze, beim SuS Niederbonsfeld, hat der 22-Jährige zuletzt die 2. Damenmannschaft trainiert, davor schon diverse Jugendteams. Sechs Jahre lang ist er schon Trainer. Und nun, zur neuen Saison, war ein Luftwechsel nötig.
Die halbe Mannschaft folgt nach Langenberg
Was er nicht ahnte, ihn und seine Trainerkollegen aber nun in eine komfortable Situation versetzt: Gleich zwölf Spielerinnen folgten ihm in die Senderstadt. Freiwillig, wie er ausdrücklich betont. „Ich habe da nichts forciert.“
Hinzu kommen noch die 16 Spielerinnen, die ohnehin schon im Kader von Blau Weiß standen. „Wir haben jetzt beim Training immer 18 bis 20 Leute“, freut sich der neue Coach. Genauso freut er sich, dass er die Übungseinheiten nicht alleine leiten muss.
Teambuilding – ohne WM – steht ganz oben auf der Liste
Daniel Nockmann ist 32 Jahre alt, und spielt Fußball, „seit ich denken kann“. Seine Freundin spielt in der Damenmannschaft „und so bin ich nach und nach in den Job reingerutscht“, sagt er schmunzelnd. „Außerdem kenne ich Kevin schon länger und als er mich gefragt hat, musste ich nicht lange nachdenken.“
Erste Aufgabe des neuen Duos im Nizzatal: die alten und die neuen Spielerinnen zu einer Gemeinschaft formen. „Wir waren zusammen bowlen, hatten erste Teamabend. Das ist schon ziemlich gut gelaufen“, hat der Trainer einen positiven Eindruck gewonnen.
Spielerinnen finden gut zusammen
Den seine Spielerinnen gerne bestätigen: „Der erste Mannschaftsabend war perfekt“, sagen Sarah und Ann-Kathrin Lankers, Linda Fischer und Julienne Verbeck nicken zustimmend. „Auch die Testspiele waren gut, das harmoniert richtig.“
Was nicht so passt derzeit ist die WM in Australien und Neuseeland – denn in der Gruppe Fußball gucken „klappt nicht so ganz, dafür sind die Anstoßzeiten einfach nicht passend“, erläutern die Spielerinnen.
Anstoßzeiten sind zu früh am morgen
Kein Wunder: Durch die Zeitverschiebung finden die Partien nach deutscher Zeit zwischen dem frühen Morgen und mittags statt. „Da bin ich arbeiten“, sagt eine der Spielerinnen, die anderen nicken zustimmend. Und auch die Trainer sind nur „halb“ live dabei: „Ich verfolge den Ticker auf dem Handy“, sagt Daniel Nockmann. „Immerhin.“
Einig ist sich das Team, dass die deutsche Elf es weit schaffen kann: „Die wollen ja ins Finale und das sieht auch ganz gut aus.“ Der Grund dafür sei einfach: „Die sind nicht so schlecht, wie die Männer“, heißt es fröhlich lachend aus der Runde.
Die Stimmung passt also, und das ist auch beim Training zu beobachten. Zwar kommt noch nicht jeder Pass so an, wie er gedacht ist. Aber bei aller Konzentration wird viel gelacht. Auch über die Trainer: Als Daniel Nockmann sich bei einer Übung nach dem Geschmack der Spielerinnen etwas zu sehr engagiert, ruft ihm eine augenzwinkernd zu: „Willste zeigen, was Du kannst, weil die Zeitung da ist?“ Der Coach nimmt’s gelassen, lacht mit den Spielerinnen.
„Endlich genug Leute auf der Bank“
Die wiederum sind froh, „dass wir so ein junges Trainerteam haben“. Endlich herrsche frischer Wind, „das macht richtig Bock“, sagt Linda Fischer. „Die erklären gut und sind geduldig mit uns.“ Dazu komme der Luxus, „dass wir jetzt auf jeder Position gut besetzt sind und auch noch genug Leute auf der Bank haben.“
Großes Lob haben die Aktiven auf und neben dem Platz dabei für die Vereinsführung von Blau Weiß: „Der Vorstand tut alles dafür, damit die Integration hier schnell und gut funktioniert.“ Neue Trikots gibt es – gesponsert von Motzkau; dazu Trainingsshirts für alle und neue Bälle. „Wir sollen hier einen möglichst einfachen Start haben“, freut sich Kevin Klein.
Ein Saisonziel – es geht in der Kreisliga an den Start – wollen die Blau Weißen noch nicht abgeben. „Grob: oben dabei sein“, sagt zwar Trainer Kevin Klein, „aber wir werden mit den Spielerinnen und dem Vorstand in Ruhe darüber sprechen.“
>>>Die WM in Neuseeland und Australien<<<
Das nächste Spiel der deutschen Elf nach dem klaren Auftaktsieg gegen Marokko steht am Sonntag an: Um 11.30 Uhr deutscher Zeit heißt der Gegner Kolumbien, übertragen in der ARD. Dann höchstwahrscheinlich auch mit Zuschauerinnen aus Langenberg.
Zum Abschluss der Vorrunde spielt das deutsche Team am Donnerstag, 3. August, gegen Südkorea. Anstoß ist um 12 Uhr, es überträgt das ZDF.
Sollte Deutschland die KO-Phase erreichen, könnten die Gegnerinnen im Achtelfinale (8. August) Brasilien oder Frankreich heißen.