Velbert. Wer mit dem Bus zur Schule oder zur Arbeit will, braucht in Velbert oft gute Nerven. Eine Momentaufnahme vom Busbahnhof.
Es regnet an diesem Morgen. „Gottseidank“, denken sich da wohl gerade viele Kinder, die sich daheim mit Blick auf die Uhr für die Schule fertigmachen. Denn wenn es regnet, sind die Busse nicht so voll. Linien aus allen Himmelsrichtungen treffen sich am Velberter Busbahnhof ZOB, um Arbeitende, Schüler und einige Menschen, die aus anderen Gründen freiwillig zur Hauptstoßzeit mit dem Bus fahren, zu ihrem Ziel zu bringen.
Zwischen sieben und acht Uhr, während viele Straßen noch leer und still sind, herrscht an den Bussteigen vom ZOB reges Treiben. Wobei ein Busfahrer noch seine sieben Minuten bis zur Abfahrtszeit nutzt: Er hält Türen und Augen geschlossen und wird mit einem sanften Klopfen an der Scheibe schließlich von einem Fahrgast darauf aufmerksam gemacht, dass es Zeit ist, zu seinem Ziel Richtung Ratingen loszufahren. Eine Linie, bei der zu dieser Uhrzeit keine Menschenmassen vor den Türen warten.
Besonders die Buslinien zu den Schulzentren in Velbert sind morgens voll
Andere Busfahrer allerdings kommen nicht dazu, noch einmal durchzuschnaufen, denn kaum halten sie an, drängen sich, in den meisten Fällen Kinder und Jugendliche schon an den Türen und hoffen darauf, noch einen Platz im Bus zu erwischen.
Besonders stark frequentierte Linien in Velbert ohne Einsatzbusse
Nein, es geht nicht darum, einen Sitzplatz zu ergattern, sondern darum, überhaupt noch mitgenommen zu werden. Besonders großen Andrang haben die Linien, die die Schulzentren ansteuern, die nicht in der Innenstadt (wie z.B. das NEG oder die Gesamtschule an der Poststraße) liegen: Die OV2 nach Velbert Birth, wo die fünfzügige Grundschule sowie das Geschwister-Scholl-Gymnasium liegt, hat dafür heute sogar einen Zusatzbus eingesetzt. Die OV6, die das Berufskolleg („Zitronenbunker“) und Grund-, und Gesamtschule, sowie das Berufskolleg an der Bleibergstraße anfährt, fährt nach Plan, mit wenigen Minuten Verspätung.
Einsatzbusse gibt es auf dieser Linie nicht und die Schüler wissen: Am besten schon am ZOB an der richtigen Stelle am Bussteig positionieren, damit man noch rein kommt, denn mitgenommen wird, solange die Türen noch zugehen. Oben am Willy (Willy-Brandt-Platz) gibt es dann, auch an Regentagen, spätestens ungeduldiges Gequetsche. Niemand will warten, schließlich warten Schule und Arbeitgeber auch nicht auf sie. Um diesem Chaos zu entgehen, gibt es sogar Kinder, die morgens eher aufstehen, um frühere Busse zu nehmen, die noch nicht so überfüllt sind.
Noch viel schlimmer als die Hinfahrt sei aber die Rückfahrt, erklärt eine Schülerin der Gesamtschule Bleibergquelle. Denn „der kommt oft sowieso schon oft wegen der Arbeiten am Bahnübergang in Neviges zu spät. Da bei uns aber alle zur gleichen Zeit Schulschluss haben, können dann nicht alle mitfahren.“ Wer also nicht schnell genug ist, oder aber dem Bus eine Haltestelle entgegen geht, darf noch einmal mindestens 20 Minuten warten, bis der nächste Bus kommt. Für Kinder und Jugendliche, die ohnehin schon im Ganztag sind, eine ermüdende Aktion. Die Schüler verstehen nicht, „weshalb zu den Uhrzeiten nicht die großen Busse eingesetzt werden“, dann wäre doch mehr Platz.
Busse in Velbert haben oft Verspätung
Auch die ständigen Verspätungen machen das verlässliche Umsteigen schwer und schon die Schüler wissen: „Umstiegsgarantie heißt nicht, dass mein Bus wirklich wartet“. Bei einigen Bussen, die von Strecken mit Baustellen kommen (bsp. entlang der gesperrten Autobahnausfahrten bei Velbert Nord) müssen Wartezeiten eingerechnet werden. Nicht alle Verspätungen sind aber mit Baustellen und Staus zu erklären.
Und dann gibt es noch die Momente, in denen der Bus gar nicht kommt und das, ohne dass es an den digitalen Schildern am ZOB oder aber in den Apps angezeigt wird, das sei besonders ärgerlich. Wer sich auf die Pläne verlässt und dann vergebens an den Haltestellen wartet, verpasst somit auch den Anschluss an andere Busse und kommt an diesem Tag zu spät - zur Schule, zur Arbeit, zu welchem Ziel auch immer.