Velbert. Gute Nachrichten für das Tierheim Velbert: Es gibt 15.000 Euro vom Land NRW. Warum das Geld dringend benötigt – und wofür es genutzt wird.
Als Silke Gorißen am Mittwochmorgen das Velberter Tierheim betritt, wird sie mit lautem Gebell empfangen. Als würden die Hunde sofort merken, dass es sich um einen ganz besonderen Besuch handelt. Möglich ist es: Schließlich wird nicht jeder Gast von einem Tross von Menschen mit Kameras und Blöcken begleitet.
Die Hunde beruhigen sich schnell. Nun sind eher die Zweibeiner aufgeregt. Kein Wunder – kann man doch nicht alle Tage der NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz seine Sorgen und Nöte schildern. Und es gibt auch nicht alle Tage eine Finanzspritze in Höhe von 15.000 Euro.
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Bürgermeister Dirk Lukrafka bleibt pragmatisch: „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, murmelt er, ergreift dann auch offiziell das Wort – und kommt über allgemeine Finanzierungsprobleme zu den spezifischen Sorgen des Velberter Tierheims, das dringend renoviert werden müsste. „Es gibt eine schon etwas ältere Kalkulation, die sich auf gut eine Million Euro beläuft“, so Lukrafka – „und damit kommen wir immer noch nicht über die nächsten 20 Jahre“. Dann müsse man rund drei Millionen Euro in die Hand nehmen – und sich die Frage stellen, ob ein Abriss und Neubau dann nicht sinnvoller wäre.
Beschlagnahmte Tiere bleiben oft über Monate hinweg im Tierheim Velbert
Ministerin Gorißen hört zu – auch als Anne Jänicke, die dem Vorstand des Tierschutzvereins angehört, von den ganz konkreten, tagtäglichen Sorgen berichtet: „Gestern haben wir drei Katzenbabys bekommen, einen Tag alt, ohne das Muttertier“, berichtet sie. Das sei natürlich wahnsinnig betreuungsintensiv und bringe die zehn Angestellten, die von 30 bis 40 Ehrenamtlern unterstützt werden, an ihre Grenzen.
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Ein anderes großes Problem aus Jänickes Sicht sind die beschlagnahmten Tiere. Diese seien immer länger im Tierheim, weil sich Verfahren oft über Monate hinziehen würden. In dieser Zeit dürfen die Tiere nicht vermittelt werden – „wir dürfen Katzen nicht mal kastrieren“, sagt Jänicke, so dass derzeit mehrere beschlagnahmte Samtpfoten getrennt voneinander untergebracht werden müssen. Das verschärfe die Platz-Situation erheblich. Aktuell seien neben 32 Hunden (davon sechs beschlagnahmte) und Kleintieren mehr als 60 Katzen im Velberter Tierheim. „Das alles ist dann nicht mehr wirklich tierschutzgerecht, aber wir wissen nicht, wie wir es anders machen sollen“, sagt Jänicke.
Ministerin Gorißen hat selbst einen Mischlingshund aus dem Tierheim
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Ministerin Gorißen seufzt. Ähnliche Geschichten hört sie aus vielen NRW-Tierheimen. „Es arbeiten fast alle Tierheime an der Überlastungsgrenze“, so die CDU-Politikerin, die privat selbst einen Mischlingshund und drei Meerschweinchen aus Tierheimen bzw. Tierschutzeinrichtungen hat. Dass sich die Situation für viele Tierheime in den letzten Monaten noch einmal verschlechtert hat, ist der Ministerin ebenfalls bewusst: Während die Energiekosten massiv gestiegen sind, ist die Spendenbereitschaft vielerorts enorm zurückgegangen.
Tierheim Velbert verbraucht im Winter 1500 Liter Öl pro Monat
„Das ist auch bei uns so“, sagt Ralf Hennig, stellvertretender Vorsitzender des Tierschutzvereins. Im Winter werden für die alte Heizanlage im Schnitt 1500 Liter Öl benötigt – pro Monat. Selbst im Sommer waren es in der Vergangenheit 750 Liter, „weil alles offen und nicht gut gedämmt ist“, sagt Hennig. Man habe bereits reagiert: Warmes Wasser kommt nun aus Durchlauferhitzern, so dass die Ölheizung im Sommer ausgeschaltet werden kann. Eine Photovoltaikanlage sorgt neuerdings für Strom. „Wir verbrauchen pro Jahr 16.000 Kilowattstunden“, sagt der stellvertretende Vorsitzende – die viele Wäsche sorgt dafür.
„Eine Wärmepumpe wäre ein Traum“, sagt Hennig. Aber das alte Bauernhaus gehört nicht dem Verein, sondern der Stadt. Die Erbpacht läuft laut Verein noch bis 2030. „Wir müssten erst wissen, wie es weitergeht.“
Dirk Lukrafka würde sich hier mehr Unterstützung wünschen – beispielsweise durch günstige Kredite der NRW-Bank. „Die aktuelle Zinssituation macht halt alles noch komplizierter“, sagt der Bürgermeister. Und Ministerin Görißen verspricht, das Thema mit nach Düsseldorf zu nehmen. Bei all den Sorgen geht es fast unter – bis die Mitarbeiterin aus dem Ministerium ihrer Chefin unauffällig einen Bilderrahmen übergibt: „Förderbescheid“ ist darauf zu lesen – und die Summe von 15.000 Euro. Und anders als der Bürgermeister sagt Ralf Hennig: „Das Geld hilft uns sehr!“
>>> Das Förderprogramm für NRW-Tierheime
Insgesamt 1,5 Millionen Euro stellt die NRW-Landesregierung – in enger Abstimmung mit der Landestierschutzbeauftragten – in Jahr über das Sondervermögen zur Bewältigung der Krisensituation für Tierheime bereit.
Je nach Größe erhalten die Tierheime eine höhere (maximal 25.000 Euro) oder kleinere Summe, wenn sie nachweisen können, dass ihre Energiekosten massiv gestiegen sind.