Velbert. Obwohl das Velberter Tierheim gerade im Sommer gut ausgelastet ist, nimmt es Hunde auch aus den Ausland auf. Die Tierschützer erklären, warum.
Es ist voll im Velberter Tierheim, wie so oft im Sommer. Wenn der Vierbeiner die Urlaubsplanung stört, trennt sich mancher von Fifi oder Mieze. Und dennoch nehmen die Velberter Tierschützer in den nächsten Tagen Hunde aus einem Tierheim in Bosnien auf. Wie geht das zusammen? An solchen Auslandsrettungen gibt es in den sozialen Netzwerken aktuell wieder viel Kritik.
Die WAZ hat darüber mit Ralf Hennig, dem 1. stellvertretenden Vorsitzenden des Tierschutzvereins Velbert-Heiligenhaus, gesprochen.
Velberter Tierheim beschreitet einen Mittelweg
Es gebe, so Hennig, Tierheime in Deutschland, die lehnten eine Aufnahme aus dem Ausland strikt ab, dann wiederum gebe es Tierschützer, die nur Tiere aus dem Ausland aufnehmen. „Wir in Velbert gehen den Mittelweg. Wir nehmen in erster Linie Tiere aus den vier Städten Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath und Haan auf. Aber eben auch welche aus dem Ausland“, sagt Hennig im Gespräch mit der WAZ. Am Wochenende gibt es eine Premiere. Erstmals werden drei Hunde aus einem Tierheim in Bosnien aufgenommen, das von der Velberter Firma Emka betrieben wird.
Bunte Promenadenmischungen aus Bosnien
Unter den Tieren ist eine ältere Hündin, der ein Bein fehlt, aber auch zwei jüngere Tiere, alles bunte Promenadenmischungen. In dem Tierheim in Bosnien warten derzeit mehr als 250 Hunde auf neue Herrchen oder Frauchen. Das Velberter Tierheim darf nach Auflage des Veterinäramtes in Mettmann allerdings höchstens fünf Tiere pro Monat aus dem Ausland aufnehmen. Insgesamt haben in der Anlage an der Langenberger Straße 30 Hunde Platz.
Tiere mit Problemen
„Die Hunde aus dem Ausland verschärfen die Lage im Tierheim nicht“, ist sich Hennig sicher. Die Tiere seien im Gegenteil oft leichter zu vermitteln als Abgabetiere aus Deutschland. Die Auslandstiere seien häufig sozialisierter. Pflegeleichte Tiere aus Deutschland würden vor einer Abgabe im Tierheim häufig zunächst bei Verwandten oder Bekannten ein neues Zuhause finden. Die Tiere, die dann ins Heim kämen, seien weniger pflegeleicht. In Velbert habe man gute Erfahrungen mit der Vermittlungen von Tieren aus dem Ausland gemacht.
Übernahmen aus befreundeten Tierheimen
Die Velberter nehmen ansonsten nicht nur Tiere aus der Umgebung auf, sondern helfen auch befreundeten Tierheimen. „So gibt es gute Verbindungen beispielsweise zum Tierheim in Berlin“, so Hennig. Das sei eines der größten Tierasyle Deutschlands und oft an der Kapazitätsgrenze. Häufig kämen auch Listenhunde aus der Hauptstadt, die dort kaum vermittelbar seien. Und finden in Velbert leichter ein neues Zuhause. „In unserer Stadt gibt es eine Besonderheit: Wenn die Listenhunde den Wesenstest bestehen, dann muss für sie nur die ganz normale Hundesteuer gezahlt werden und nicht der deutlich höhere für potenziell gefährliche Hunde“, erklärt Ralf Hennig.
Das Geld wird knapper
Insgesamt merkt auch das Velberter Tierheim, dass bei vielen Tierbesitzern das Geld knapper wird. Vor allem ältere Besitzer – oft Rentner – von Vierbeinern seien finanziell überfordert. Sie haben oft auch ältere Tiere, die krankheitsanfälliger seien und so häufiger zum Tierarzt müssten. Und die Tierarzthonorare seien im vergangenen deutlich angehoben wurden. Das könnten dann viele nicht mehr stemmen.
Das Tier einfach ausgesetzt
Letzens habe jemand seinen Hund im Tierheim abgeben wollen, konnte aber die 100 Euro Abgabegebühr nicht aufbringen. „Dann hat er sein Tier wieder mitgenommen, ist weggefahren und hat es im Wald einfach ausgesetzt“, schüttelt Hennig den Kopf.
Auf Spenden angewiesen
Das Tierheim Velbert bekommt zwar Geld von den Städten, aber das, so Hennig, reiche nicht. Das Tierasyl sei immer dringend auf Spenden angewiesen, um die Tiere gut versorgen zu können.