Velbert. „Vorübergehend geschlossen“ hieß es anfangs beim Kreis-Servicecenter in Velbert. Das ist Jahre her. Der Dauerzustand seit 2020 verfestigt sich.

Ab und an gibt’s schon mal eine offizielle Anfrage zum KSC. Vor gut einem halben Jahr kam eine von der Velberter SPD-Ratsfraktion, kürzlich hakte andernorts der dortige Integrationsrat nach. KSC hat wohlgemerkt nichts mit Karlsruher Fußball zu tun; die praktische Abkürzung steht vielmehr für Kreis-Servicecenter. Von den hauptsächlich Betroffenen scheinen – wenn überhaupt – allenfalls sehr wenige diese seit geraumer Zeit geschlossenen Außenstellen des Kreises Mettmann in Ratingen und Velbert zu vermissen, die vor weit mehr als zehn Jahren eingerichtet worden sind. Sie werden wohl auch zumindest so bald nicht wieder öffnen. Das ergaben Recherchen der WAZ.

In Velbert fragt kaum jemand danach

Michael Meißner ist im Velberter Rathaus Chef des Fachbereichs Zentrale Dienste.
Michael Meißner ist im Velberter Rathaus Chef des Fachbereichs Zentrale Dienste. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Hier erkundigt sich kaum noch jemand danach“, bestätigt zum Beispiel Michael Meißner. Anfangs sei das KSC – einst im Erdgeschoss des Velberter Rathauses nur wenige Schritte hinter dem Bürger-Servicebüro gelegen – an den klassischen Verwaltungstagen montags und donnerstags allerdings gut besucht gewesen; es hätten sich dort viele Menschen im Wartebereich auf dem Flur aufgehalten, so der Fachbereichsleiter Zentrale Dienste. „Relativ zentral, leicht erreichbar und gut auffindbar“, nennt er die ehemalige Unterbringung. Der Kreis habe dort einen größeren Raum mit knapp 65 qm und einen kleinen Nebenraum fürs KSC gemietet. „Wir haben mittlerweile aus dem großen Raum drei gemacht mit Doppelnutzung.“ Hier sitzen nun Mitarbeiter der Wohngeldstelle.

Für ausländische Mitbürger gedacht

Im Neanderland müssten Ratingen und Velbert eigentlich eigene Ausländerbehörden unterhalten, erklärt Michael Meißner. Im Zuge einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung habe der Kreis 2009 deren Aufgaben übernommen und im Gegenzug die Servicecenter eingerichtet. „Sie richten sich in erster Linie an ausländische Mitbürger“, sagt der Fachbereichschef. Er nennt Aufgaben bzw. Inhalte wie Einbürgerungsanträge, Aufenthaltserlaubnisse und -status. Velbert habe Personal seiner Behörde an den Kreis delegiert und zwei eigene Mitarbeiter im KSC eingesetzt.

Vieles lässt sich online erledigen

Zum Aufgabenbereich des Kreis-Dezernenten Nils Hanheide zählen u. a. Recht und Ordnung, Ausländer- und Straßenverkehrsamt.
Zum Aufgabenbereich des Kreis-Dezernenten Nils Hanheide zählen u. a. Recht und Ordnung, Ausländer- und Straßenverkehrsamt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Center seien gut besucht gewesen, erklärt Nils Hanheide, mittlerweile „geht aber ganz Vieles online, oder die Menschen kommen eben nach Mettmann“. In begrenztem Umfang, setzt der Kreis-Ordnungsdezernent fort, hätten die KSC – sie seien ursprünglich eine Initiative Ratingens gewesen – auch „gewisse Leistungen“ des Straßenverkehrsamtes geboten. Zum Beispiel den Führerschein-Umtausch.

Fallzahlen explodieren geradezu

Zu den aktuellen Gegebenheiten berichtet er, dass die Fallzahlen geradezu explodierten. „Wir steuern auf kreisweit 80.000 ausländische Mitbürger zu“, das sei ein neuer Höchststand. Velbert liege bei 15.500. „Aber der Personalstand wächst nicht mit. Solange ich hier nicht die Probleme gelöst habe, kann ich nicht Personal abziehen und in Städten arbeiten lassen.“

Stadt Velbert hat selbst Raumbedarf

Bei Lichte betrachtet ist das hiesige KSC eigentlich schon seit 2020 nicht mehr in Betrieb. Gab es zunächst Corona-bedingte Einschränkungen, begann in der Folge die Flüchtlingsbewegung durch den russischen Angriff auf die Ukraine. „Wir brauchten die Räume, haben das dem Kreis mitgeteilt und haben auch intern Personal umgesetzt“, erzählt der Velberter Verwaltungsmann. Er schildert die grundsätzliche Situation so: „Wir wachsen, haben selbst Raumbedarf.“

Einbürgerungsanträge verdreifacht

Nils Hanheide zufolge explodiert außer den genannten Fallzahlen auch das Arbeitsaufkommen bei der Einbürgerungsstelle. Früher habe es übers Jahr 800 bis 900 solcher Anträge gegeben; „wir gehen jetzt auf eine Verdreifachung zu“. Das anfangs von den beiden Städten überlassene Personal sei mittlerweile „rausgewachsen“. Aus Velbert gebe es lediglich noch zwei Mitarbeiter.

„Seit 2009 hat sich unglaublich viel verändert“, resümiert Michael Meißner: „Wir warten darauf, dass der Kreis auf uns zukommt.“

>>> Termine nur nach Vereinbarung

Wer sich vorab wappnen und orientieren möchte, der findet auf der Homepage www.kreis-mettmann.de dafür alle notwendigen Infos, zum Beispiel zu Aufenthaltstitel, Einbürgerung, Anerkennung von Bildungsabschlüssen etc.

Persönliche Termine in Mettmann gibt es ausschließlich nach Vereinbarung, ebenfalls über die genannte Homepage erreichbar.