Velbert. Einen Monat nach der Schließung des früheren Convivo-Seniorenheims: Alle Bewohner sind woanders untergekommen, die Bilanz ist dennoch bitter.
Es war die Heimat – das eigentlich letzte Zuhause – von mehr als 100 älteren Menschen: das Seniorenzentrum am Wordenbecker Weg. Doch nach der Convivo-Pleite und gescheiterten Übernahmeplänen wurden dort am 15. Juni die Türen geschlossen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre die Schließung nur vorübergehend. Zwar wehen vor dem Eingang keine grünen Convivo-Fahnen mehr, aber lediglich eine rot-weiße Kette versperrt den Weg zur Eingangstür, die sich auch auf Klingeln jedoch nicht öffnen will. Ein Schild im Foyer weist den Weg in die verschiedenen Häuser, doch nur im betreuten Wohnen, das unabhängig vom Heimbetrieb war, wohnen überhaupt noch Menschen.
Velberter Senioren aus dem betreuten Wohnen sind ausgezogen
Jedoch stehen mittlerweile auch dort die meisten Wohnungen leer, wie die Tochter einer ehemaligen Bewohnerin der WAZ berichtet: „Alle Senioren sind ins betreute Wohnen des Rheinischen Hofs gezogen, nur eine Dame ist geblieben. Die defekten Aufzüge sind niemals in Stand gesetzt worden, ganz im Gegenteil, die Heimleitung hat noch Türen abgeschlossen, so dass auch der letzte Aufzug nicht benutzt werden konnte. Und ab dem 15. Juni gab es auch keine Mahlzeiten mehr.“
Die Cafeteria sieht so aus, als könnten dort morgen wieder Kaffee und Kuchen serviert werden. Sogar Tischdecken, Zuckerstreuer und Blumen befinden sich noch auf einigen Tischen. Doch so einfach wird es nicht sein.
Bestandsschutz der Senioreneinrichtung ist erloschen
Denn eine künftige Nutzung als Senioreneinrichtung durch einen neuen Betreiber dürfte teuer werden, fürchtet nicht nur Bürgermeister Dirk Lukrafka. Der Bestandsschutz ist durch die Schließung nämlich erloschen – und durch neue Gesetze und Bestimmungen müsste wohl massiv saniert und investiert werden, wenn am Wordenbecker Weg irgendwann wieder Seniorinnen und Senioren wohnen sollen.
Viele der Räume, in die man von außen blicken kann, sind leer – in einigen liegen Baumaterialien. Die Böden sind herausgerissen. Aus dem einst so lebendigen Seniorenzentrum ist zumindest vorerst ein „Lost Place“ geworden. Das Lachen der Menschen ist verschwunden.
Neben den Bewohnern der Wohneinrichtung der Lebenshilfe, die sich weiterhin auf dem weitläufigen Gelände befindet, verirren sich lediglich Menschen, die den Fußweg in Richtung Jahnstraße nutzen. „Alles sehr traurig“, sagt eine Spaziergängerin, die regelmäßig dort mit ihrem Hund unterwegs ist und während der Umzugsphase im Juni auch so manche Träne gesehen hat – bei Bewohnern und Mitarbeitern.
Sinnbildlich für die Tristesse und Trostlosigkeit am Wordenbecker Weg ist vielleicht der einst weiße Transporter, der vor dem Gebäude steht. Eine dicke Schmutzschicht überzieht das Fahrzeug, das sicherlich seit Monaten nicht bewegt wurde. Auf der mit welkem Laub des letzten Herbstes überdeckten Frontscheibe liegt zudem ein Paar Hausschuhe, die ebenfalls ihre besten Tage hinter sich haben.
Situation für Senioren in Velbert hat sich durch Schließung weiter verschärft
Die Schließung des Seniorenzentrums verschärft die Situation für Seniorinnen und Senioren in Velbert weiter – daraus macht auch Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann keinen Hehl, auch wenn das Hauptproblem fehlendes Personal sei – und nicht fehlende Räumlichkeiten. Dennoch könne sie nur empfehlen: „Wer absehen kann, dass mittelfristig Pflegebedarf besteht, sollte sich frühzeitig kümmern.“
Unter den gegebenen Umständen sei die kurze Zeit zwischen Ankündigung und Schließung sehr gut genutzt worden, so Hitzemann. Durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten seien alle 102 Bewohner innerhalb der Frist in anderen Einrichtungen untergebracht worden – 55 in Velbert, weitere 20 im Kreisgebiet. Das habe aber auch nur funktioniert, sagt Hitzemann auch, weil auch Mitarbeitende vom Wordenbecker Weg neue Arbeitsplätze suchten.
NRW-Heimfinder meldet für Velbert 0 freie Dauerpflege-Plätze
Wer jetzt im Heimfinder des Landes NRW auf die Suche nach Pflegeplätzen geht, bekommt die nächstgelegenen freien Plätze in Essen oder Wuppertal angezeigt. Für Velbert und den Nordkreis steht dort: „0 freie Plätze“.
>>> Die anderen Convivo-Einrichtungen
Für 68 von insgesamt 77 Pflege- und Wohneinrichtungen der Convivo-Gruppe konnten bis Juni entsprechende Vereinbarungen mit neuen Betreibern zur Übertragung unterzeichnet worden.
In Velbert haben der Rheinische Hof in Mitte sowie die Seniorenresidenz Langenberg neue Betreiber bekommen, die mit Convivo nichts zu tun haben.