Langenberg. Fast 60 Jahre lang hat Gelsenwasser Velbert-Langenberg mit Wasser beliefert. Nun ist ein neuer Versorger am Start.
„Die Langenberger behalten ,ihr’ Wasser“, sagt Bert Gruber lachend. Er ist kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Velbert – und die wiederum sind ab Januar 2024 für die Wasserversorgung in der Senderstadt zuständig.
Ab diesem Stichtag nämlich übernimmt der städtische Versorger das Wassernetz der Gelsenwasser AG, die bislang die Menschen in Langenberg mit Wasser versorgt hat. „Für die Kundinnen und Kunden ändert sich aber nichts, das Wasser kommt auch weiterhin aus dem Wasserwerk in Essen“, versichert er.
Dazu, so versprechen es die Stadtwerke Velbert, erhalten die Kundinnen und Kunden auch noch ein Informationsschreiben und „alle wesentlichen Unterlagen zu ihrem neuen Versorgungsverhältnis mit der Stadtwerke Velbert GmbH“. Die Abrechnung für das Jahr 2023 erfolgt noch über Gelsenwasser.
Konzession für die Versorgung von Velbert-Langenberg abgelaufen
Rund 78 Kilometer lang ist das Netz, etwa 3300 Kundenanschlüsse gibt es. Sie alle wechseln nun zu den Stadtwerken. Der Hintergrund dafür sei ein „ganz banaler“, sagt Bert Gruber und erläutert: „Der Konzessionsvertrag für die Wasserversorgung – für Gas und Strom jeweils auch – läuft über 20 Jahre.“
Dieser Zeitraum sei vor zwei Jahren abgelaufen, daraufhin habe die Stadt ordnungsgemäß eine neue Ausschreibung gestartet. „Da haben wir gesagt: Wir versorgen schon das restliche Stadtgebiet, da wäre es doch nur logisch, wenn wir auch Langenberg mit aufnehmen.“
Also bewarben sich die Stadtwerke Velbert für die Konzession. „Wir haben eine gute Chance bekommen und schließlich haben wir uns auch durchgesetzt“, sagt Bert Gruber. Nur: Allein die Erlaubnis, Kundinnen und Kunden mit Wasser zu versorgen, reicht noch nicht. Dafür braucht es ja auch Leitungen.
Die Konzession ist eine Sache, die Infrastruktur eine ganz andere
„Man kann ja nicht einfach ein zweites Netz parallel aufbauen“, sagt Bert Gruber, „deswegen gibt es in solchen Fällen immer Verhandlungen mit dem Altkonzessionär.“ Sprich: Überlässt Gelsenwasser den Stadtwerken das Netz und wenn ja, zu welchem Preis?
„Solche Verhandlungen“, erläutert der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, „sind kompliziert und langwierig.“ Abschreckendes Beispiel sei die Stadt Selm: Hier würden die Verhandlungen zwischen Gelsenwasser und dem Nachfolger seit Jahren laufen, momentan herrsche Stillstand.
„Das wollten wir natürlich verhindern“, sagt Bert Gruber. Außerdem sei Gelsenwasser ein „schickes Unternehmen, das kommunal aufgestellt sei und eine hervorragende technische Expertise“ habe. So sei der Gedanke aufgekommen, mit dem Gelsenkirchener Unternehmen zu kooperieren.
Gelsenwasser übernimmt Anteile an den Stadtwerken Velbert
Und diese Kooperation sieht nun wie folgt aus: Die Stadtwerke Velbert übernehmen das vorhandene Wassernetz, dafür erhält Gelsenwasser Anteile an dem kommunalen Versorger – nämlich 15 Prozent. „Beteiligungen dieser Art haben wir an zahlreichen Standorten“, sagt dazu Heidrun Becker, Pressesprecherin von Gelsenwasser.
Die Stadtwerke Velbert seien „ein guter Partner“, lobt sie, und auch Bert Gruber ist zufrieden: „Ein Super-Partner.“ So eine Kooperation, erläutert der Stadtwerke-Mann weiter, sei auch viel angenehmer als eine feindliche Übernahme. „Das ist für alle Seiten eine gute Geschichte“ – denn: Es werde mit offenen Karten gespielt. „Nicht dass wir in einigen Jahren feststellen, dass es einen Investitionsstau gegeben hat, den wir dann abarbeiten müssen.“ Eine Kooperation verhindere solche bösen Überraschungen.
Alle Seiten – auch die Stadt Velbert – sind zufrieden
Und so findet nach zweijähriger Projektbearbeitung nun Ende dieses Jahres der endgültige Wechsel des Netzes statt. „Wir wollen künftig vor allem unsere Erfahrungen und Kompetenzen in Netzinfrastrukturen einbringen und fachlich kooperieren“, stellt Gelsenwasser-Vorstand Dr. Dirk Waider Teile des Dienstleistungsvertrages vor.
„Mit dem neuen Konzessionsgebiet erweitern wir unseren Wirkungskreis und profitieren mit der vertraglichen Abmachung zusätzlich durch die weiter andauernde Zusammenarbeit“, begrüßt Kai-Uwe Dettmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert, die Einigung.
Und auch die Stadt Velbert, vertreten durch Bürgermeister Dirk Lukrafka, äußert sich zufrieden: „Gerade in Zeiten, in denen die Versorgungssicherheit eine hohe Bedeutung hat, sind strategische Allianzen wie diese sehr begrüßenswert. Denn auch mit Blick auf die notwendige Energiewende gilt es alles daran zu setzen, die Versorgung von Velbert zukunftssicher aufzustellen.“
>>>Fast 60 Jahre Gelsenwasser<<<
Die Gelsenwasser AG hat zum 1. November 1964 das schon bestehende Leitungsnetz und damit die Wasserversorgung in Langenberg übernommen.
Davor, so erläutert es Gelsenwasser-Sprecherin Heidrun Becker, bezogen die Kundinnen und Kunden ihr Wasser von den Stadtwerken Bochum.
„Und auch davor hat es schon einen Versorger gegeben“, fügt sie an. Es lasse sich aber ohne weitere Recherche nicht mehr feststellen, wer das gewesen sei.